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Schindlers Liste

Schindlers Liste

Titel: Schindlers Liste
Autoren: Thomas Keneally
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Politik zu verschwenden.
    Er nahm an Rennen teil, zum erstenmal im Mai auf der Strecke Brünn-Sobeslav, und ging als dritter durchs Ziel, hinter zwei Terrots, die mit englischen Motoren der Marke Blackburne ausgerüstet waren. Als nächstes meldete er sich für das Bergrennen im
    Altvater, an dem so bekannte Fahrer wie Winkler und Henkelmann auf seiner wassergekühlten DKW teilnahmen, ferner Horowitz und Kocher und Kliwar, wiederum die Terrots-Blackburns und Coventry Eagles. Außer der Moto Guzzi von Schindler waren noch zwei weitere Maschinen dieser Marke gemeldet und selbstverständlich eine BMW-Mannschaft auf den schweren 500er Maschinen.
    Oskar hielt sich in der Spitzengruppe, hatte nach einer Stunde zusammen mit Winkler und Henkelmann das Feld weiter hinter sich gelassen und zog in der, wie Oskar glaubte, vorletzten Runde an Winkler vorbei. Er fühlte sich der Erfüllung seines Wunsches, Werksfahrer zu werden, schon ganz nahe. In der vermeintlich letzten Runde überholte er auch die beiden DKW und ließ die Maschine hinter der Ziellinie ausrollen. Nur war es leider noch nicht die letzte Runde gewesen, Oskar hatte ein Zeichen der Rennleitung mißdeutet, ein Fehler, wie er einem Amateur eben unterlaufen konnte, und als er es merkte, war es zu spät.
    Er kam nur auf den vierten Platz. Trotzdem wurde er daheim stürmisch gefeiert ohne dieses technische Versehen hätte er das Rennen gewonnen.
    Tragatsch meint, Schindler habe seine Karriere als Rennfahrer damals aus ökonomischen Gründen aufgegeben. Das mag zutreffen, denn dank seiner überstürzten Heirat mit einer Landwirtstochter zerstritt er sich mit seinem Vater, der zugleich sein Arbeitgeber war.
    Emilie stammte aus Alt-Molstein östlich von Zwittau, war im Kloster erzogen und zeigte die gleiche Reserviertheit, die Oskar an seiner Mutter so bewunderte. Ihr verwitweter Vater war kein Bauer, sondern eher so etwas wie ein Gutsbesitzer und mißbilligte die Heirat seiner Tochter mit einem unfertigen jungen Mann ebenso wie der alte Schindler. Dieser begriff nur allzugut, daß sein Sohn den gleichen Fehler beging wie er selber. Dieser sinnenfreudige junge Mann, der gern über die Stränge schlug, fühlte sich zu einem weltabgewandten jungen Mädchen hingezogen, das sehr wohl eine Nonne hätte werden können. Die beiden lernten sich auf einer Gesellschaft in Zwittau kennen. Oskar kannte Alt-Molstein, er hatte dort in der Gegend Traktoren verkauft.
    Als das Aufgebot in Zwittau verkündet wurde, suchten die Leute selbstverständlich nach Gründen für eine so unpassende Verbindung und fanden sie auch gleich. Vermutlich ging die Landmaschinenfabrik des alten Schindler schon damals nicht mehr gut, denn er stellte Dampftraktoren her, die nicht mehr gefragt waren. Emilie sollte eine Mitgift von einer halben Million bekommen, und das war ein Vermögen. Gleichwohl war dies nicht der Grund, der Oskar zur Heirat bewog. Er war einfach verliebt. Sein Schwiegervater glaubte nicht daran, daß der Mann seiner Tochter jemals einen soliden Lebenswandel führen würde, und hielt die Mitgift zurück; gezahlt wurde nur ein Bruchteil.
    Emilie selber war glücklich darüber, aus ihrem Nest wegzukommen und einen so flotten Mann zu haben. Ihr Vater war mit dem Dorfpfarrer befreundet, und diese beiden Männer, die recht naive Gespräche über Politik und Religion zu führen pflegten, waren ihr hauptsächlicher Umgang gewesen.
    In Emilies Fall lassen sich sogar engere Verbindungen zu Juden feststellen der Dorfarzt, der ihre Großmutter behandelte, war Jude, und mit Rita, der Enkelin des jüdischen Ladenbesitzers, war sie sehr befreundet. Als der Pfarrer ihrem Vater vorhielt, daß für eine junge Katholikin der nahe Umgang mit einer Jüdin unpassend sei, kümmerte Emilie sich darum nicht im geringsten. Das mag eine pure, ihrem Alter angemessene Trotzreaktion gewesen sein. Jedenfalls blieb sie mit Rita Reif befreundet, bis diese 1942. vor dem Ladengeschäft von örtlichen Nazis erschossen wurde.
    Oskar und Emilie bezogen eine Wohnung in Zwittau. Er leistete seinen Militärdienst im tschechischen Heer ab, und obwohl er dabei Gelegenheit hatte, einen Lastwagen zu fahren, gefiel ihm das Soldatenleben kein bißchen, nicht weil er Pazifist, sondern weil es unbequem war. Nach seiner Entlassung wieder in Zwittau, begann er, seine Frau zu vernachlässigen und das Leben eines Junggesellen zu führen. 1935 ging die väterliche Firma in Konkurs, der alte Schindler trennte sich von seiner Frau und bezog eine
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