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Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Titel: Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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. und ich möchte in der Nähe der Tür bleiben."
    Sie lächelte.
    „Haben Sie Angst vor mir?"
    „Vielleicht."
    Sie lachte.
    „Ein hübscher Scherz. Ray Crane, der steckbrieflich gesuchte Mörder, fürchtet eine Frau!"
    „Das soll es ja geben. Im übrigen bin ich kein Mörder."
    „Und ich bin kein Richter, Mister Crane. Ersparen Sie mir also bitte die rührende Geschichte Ihrer angeblichen Unschuld. Denn gewiß wollten Sie doch gerade damit beginnen?"
    Während sie sprach, fand er Gelegenheit, sich in dem luxuriös eingerichteten Zimmer umzusehen. Es war ein Ankleideraum im Empirestil. Soweit Ray das zu beurteilen vermochte, handelte es sich um echte Möbel von hohem Wert.
    Ray fragte sich, ob die Tür, die zu einem anderen Raum führte, der Zugang zum ehelichen Schlafzimmer war, oder ob das junge Paar getrennt schlief.
    „Wo befindet sich Ihr Mann?" fragte er.
    Die junge Frau machte eine wegwerfende Handbewegung. „Auf der anderen Seite des Korridors. Ich habe ihm ein Schlafmittel in seine Beruhigungsmedizin geschüttet. Sie können ihn jetzt nicht mal mit einem Hammer wach bekommen."
    „Kommen wir zum Thema. Was wünschen Sie von mir?"
    „Töten Sie meinen Mann."
    Ray öffnete den Mund und schloß ihn wieder.
    „Sind Sie noch bei Verstand?"
    „Ich hoffe, mein Lieber. Also: wie steht es damit?"
    Ray atmete tief.
    „Sie haben sich in mir geirrt. Ich bin kein Mörder, und ich habe nicht die Absicht, einer zu werden."
    „Sie wollen also für einen Mord sterben, den Sie gar nicht begangen haben?"
    „Ich verstehe Sie nicht."
    „Eines Tages wird man Sie ergreifen. Sie haben kein Dutzendgesicht, Crane, und das wird Ihr Verhängnis sein. Man wird Sie also vor die Richter bringen und Ihre Flucht nur als einen weiteren Beweis Ihrer Schuld werten."
    „Schon möglich."
    „Sie wollen doch gewiß aus England heraus?"
    „Das ist nicht schwer zu erraten."
    „Ich helfe Ihnen, Crane."
    Er schüttelte den Kopf.
    „Vielen Dank für das . . . Angebot. Ihre Preise liegen mir zu hoch."
    „Es gibt Situationen, in denen man nicht nach dem Preis fragt. Sie befinden sich in einer solchen Situation."
    „Geben Sie sich keine Mühe. Ich werde Ihren Mann nicht töten."
    „Dessen bin ich nicht ganz sicher, Crane. Sie haben ihn vorhin gesehen. Er ist eine groteske Mischung aus verhindertem Held und wimmerndem Feigling. Allmählich fange ich an, ihn zu hassen. Dann ist da noch etwas. Ich reize ihn bis aufs Blut . . . irgendein Teufel in mir bringt mich dazu, Raymond immer wieder zu quälen. Er hat schon wiederholt gedroht, mich umzubringen . . . und eines Tages wird er es wohl auch tun. Es wäre nur logisch. Er ist nervlichen Strapazen nicht gewachsen. Bei ihm muß gewissermaßen einmal eine Sicherung durchbrennen . . .und dann ist es zu spät."  
    „Es liegt ja in Ihrer Hand, das zu verhindern."
    „Natürlich. Ich kann ein braves Hausmütterchen werden und vorgeben, Raymond zu lieben. Aber dazu tauge ich nicht. Ich bin schlecht, aber 'lieh bin keine Lügnerin. Ich nenne die Dinge bei ihren Namen. Raymond muß aus dem Wege, weil sonst die Gefahr besteht, daß ich eines Tages von seiner Hand sterben werde."
    „Eine rührende Geschichte", spottete Ray. „Sie beeindruckt mich tief."
    Sie blickte ihn aus ihren großen, schönen Augen ernst an. Er konnte auch jetzt nicht die Farbe der Augen bestimmen, aber ihm schien, »als dominiere ein helles Grün in ihnen.
    „Sie werden ihn töten, Crane."
    „Ich denke nicht daran."
    Sie nahm sich aus einer flachen, goldenen Dose eine Zigarette.
    „Rauchen Sie?" fragte sie dann und hielt ihm die Dose hin.
    Ray nickte. Er nahm sich eine Zigarette. Dann gab er der jungen Frau Feuer und steckte sich die eigene Zigarette in Brand.
    „Nun gut", sagte er, „auf eine Zigarettenlänge kann ich noch bleiben. Dann wird es Zeit, daß ich verschwinde."
    „Wohin wollen Sie . . . in die Arme des Henkers?"
    „Zunächst mal in die Arme des Friseurs. Ich muß mich rasieren lassen."
    „Sind Sie wahnsinnig, Crane. Wie können Sie nur so leichtsinnig sein? Man wird Sie erkennen."
    „Bis jetzt ist das nur Ihnen gelungen."
    „Zufall, Glück vielleicht. Ich sagte Ihnen bereits, daß Ihr Kopf viel zu ausgeprägt ist, als daß es Ihnen gelingen könnte, auf die Dauer (unerkannt in England zu bleiben. Aber Sie (brauchen Hilfe, um das Land zu verlassen. Ich biete Ihnen diese Hilfe an. Alles, was ich fordere, ist die erwähnte Gegenleistung."
    Plötzlich wurde die Tür neben Ray aufgerissen. In ihrem Rahmen
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