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Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Titel: Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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erschien . . . der Herr des Hauses. Er trug diesmal nicht den roten Morgenmantel, sondern einen Straßenanzug. In der Hand hielt er eine Pistole.
    „Ich bin also ein wimmernder Feigling", sagte er. „Ein verhinderter Held, nicht wahr?"
    Er machte eine kleine Bewegung mit der Pistole, und Ray trat etwas zurück.
    „Stellen Sie sich neben meine Frau", forderte der Mann.
    Ray gehorchte.
    „Ein sauberes Pärchen, das muß ich schon sagen", erklärte der Mann. Er war blaß, aber in tseinen Augen brannte ein eigenartiges Feuer. „Dabei bin ich gezwungen, zu bekennen, daß Mr. Crane, ein flüchtiger Mörder, sehr viel mehr Anstand bewiesen hat als Ann Graham, meine mir angetraute Frau."
    „Ich dachte..." begann die junge Frau und schwieg.
    Ihre Stimme hatte zum erstenmal gezittert.
    Ray blickte auf Ann Graham und sah, daß sie sich fürchtete. War jetzt der Augenblick gekommen, den sie vorhin erwähnte, in dem ihr junges Leben ausgelöscht würde?  
    „Du dachtest, ich hätte das Beruhigungsmittel genommen", sagte Raymond Graham. „So ist es doch, nicht wahr? Nun, dieses Mal habe ich das Zeug zum Fenster hinaus geschüttet. Ich fand nämlich, daß es merkwürdig schmeckte und vermutete, daß du etwas hinein getan hast."
    „Du bist ein kluger Bursche", sagte Ann Graham.
    Es sollte spöttisch klingen, aber der Versuch glückte nicht. Hinter den Worten schimmerte Angst.
    „Ich werde jetzt den Spieß umdrehen", verkündete Raymond Graham. „Ich werde endlich einmal die Szene beherrschen . . . dieser letzte Akt gehört mir. Mir allein!"
    „Leg doch endlich die idiotische Pistole beiseite!" rief Ann Graham.
    „Nur Geduld, mein Kind. Das Magazin ist noch gefüllt. Wenn ich die Pistole in meine Tasche zurückschiebe, wird keine Patrone mehr in der Waffe sein. Ich werde die Kugeln verschossen haben . . . unter anderem auch auf deinen sündhaften Körper."
    „Du redest zuviel", sagte die junge Frau. Sie schien sich endlich gefaßt zu haben. „Du willst uns Angst einjagen, aber mit jedem deiner Worte beweist du nur, daß ich recht habe! Du bist tatsächlich nur ein wimmernder Feigling ... du hast nicht die Kraft zu schießen. Schieß, wenn du kannst."
    Er lächelte kalt und grausam. „Ich sagte, dies sei mein Akt. Er ist es, und ich werde mir seinen Ablauf nicht von dir diktieren lassen. Diese Stunde entschädigt mich für vieles, was du mir angetan hast. Ich erkenne jetzt, wie deine Fassung, deine verfluchte Selbstbeherrschung mürbe wird, wie sie langsam auseinander bröckelt ..."
    „Das redest du dir ein."
    „Ich habe Augen im Kopf! Sie waren lange Zeit blind . . . geblendet von deiner Schönheit. Jetzt sehen sie klar. Sie sehen einen gewissenlosen, grausamen Menschen, der nur am Geld interessiert ist . . . und der nicht einmal vor der Anstiftung zum Mord zurückschreckt, wenn es um die Wahrung seiner kleinen, ichsüchtigen Interessen geht."
    „Du hast lange gebraucht, um das zu erkennen."
    „Du wirst sterben, Ann. Es ist mir leider nicht gelungen, dein Leben zu formen... so will ich wenigstens deinen Tod bestimmen."
    „Du hattest immer einen guten Geschmack, Raymond. Warum wirst du auf einmal so abgeschmackt theatralisch? Diese dumme, platte Pose steht dir nicht."
    „Kümmere dich nicht darum, mein Kind. Bete lieber . . . falls du wissen solltest, was das ist."
    Ann blickte wütend zu Ray in die Höhe.
    „Warum stehen Sie neben mir wie ein Klotz? Ich hielt Sie bisher für einen Mann. Jetzt muß ich erkennen, daß Sie nur ein eingeschüchterter Durchschnittsbürger sind. Nun glaube ich beinahe selbst, daß Sie keinen Menschen umgebracht haben. Sie ähneln Raymond."
    Ray lächelte. „Es gibt einen kleinen Unterschied zwischen Ihnen und mir, Madame. Ich empfinde im Moment nicht die geringste Furcht . . . aber Sie haben schreckliche Angst."
    Graham schaltete sich ein. Er blickte Ray an. „Warum haben Sie keine Furcht Meinen Sie, ich hätte die Absicht, Sie zu schonen?"
    „Sie sehen nicht so aus, als könnten Sie wie ein Narr handeln", erwiderte Ray. „Sie wissen genau, was in England auf Mord steht."
    „Nein, ich bin kein Narr . . . obwohl ich mich lange Zeit wie einer benahm", meinte Raymond. „Als ich vorhin das verdammte Zeug aus dem Fenster schüttete und mich anschließend auf die Lauer legte, brauchte ich zum Glück nicht lange zu warten. Erst hörte ich das Telefongespräch, das Ann mit Ihnen führte, und dann wurde ich Zeuge der Unterhaltung . . . ich glaube, mir ist kein Wort entgangen."
    „Bist
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