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Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry

Titel: Schieß, wenn du kannst Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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du endlich fertig?" wollte Ann Graham wissen.
    „Einen Augenblick. Ich bin noch nicht zum eigentlichen Kernproblem vorgestoßen. Unser Besucher sagt, er habe keine Furcht. Ich möchte aber, daß er sich fürchtet . . . und darum will ich Sie, Mister Crane, mit den Einzelheiten meines Planes bekannt machen. Ich leugne nicht, daß der Plan gewisse Schwächen hat . . . schließlich mußte ich ihn während der Unterhaltung, die Sie mit meiner Frau führten, rasch improvisieren. Ich werde ihn noch so gründlich ausfeilen, daß er absolut hieb und stichfest ist."
    „Sie machen mich neugierig."
    „Der Spott wird Ihnen gleich vergehen, lieber Freund. Sie sind dazu ausersehen, als Mörder meiner Frau zu gelten."
    „Du machst dich lächerlich!" rief Ann Graham.
    Und Ray sagte: „Mir scheint, diese Familie täte gut daran, ihre Gehirnfunktionen einer ärztlichen Prüfung zu unterziehen. Sie haben an der Tür gelauscht, Mister Graham? Mich wundert es, daß Ihnen meine Ablehnung jeglicher Gewalttaten nicht auffiel."
    „Mein Freund, Sie mißverstehen mich. Niemand zwingt Sie zu dem, was Sie eine Gewalttat nennen. Ich selbst werde meine Frau töten. Sie lasse ich laufen, Crane. Aber ich werde der Polizei erklären, daß Sie Ann getötet haben. Es wird mir leichtfallen, auszusagen, daß ich Sie erkannte..."
    „Sie sind durchaus kein Meister der Improvisation, Mister Graham, und das einzige, was an Ihrem Plan stimmt, sind die von Ihnen zugegebenen Schwächen. Natürlich rechnen Sie damit, daß man einem respektablen Bürger namens Graham mehr Glauben schenkt als dem vermeintlichen Mörder Crane. Im übrigen werde ich mich, wenigstens solange ich mich auf der Flucht und in Freiheit befinde, kaum verteidigen können. Damit haben Sie recht. Aber Sie übersehen einige Punkte. Da wäre zunächst die Dienerschaft. Sie wird verschiedene Dinge aussagen: erstens, daß Sie eine Pistole bestimmten Kalibers besitzen, und zweitens, daß es zwischen Ihnen und Ihrer Gattin immer wieder zu häßlichen Streitereien gekommen ist, in deren Verlauf Sie oft genug drohten, Ihre Frau zu töten. Man wird gewiß auch entdecken, wo sich Mrs. Graham in diesen Nacht auf hielt, und der Verdacht einer ehelichen Eifersuchtstragödie wird sich mehr und mehr verdichten."
    „Da haben Sie ganz recht", meinte Graham lächelnd. „Die Polizei könnte ein Eifersuchtsdrama vermuten . . . aber sie wird etwas finden, was eine Theorie, pardon, meine Aussage, konkret untermauert."
    „Eine reizende Unterhaltung!" warf Ann ein. „Wie lange soll ich mir diesen Unsinn noch anhören?"
    „Es ist gleich soweit . . . nur noch wenige Minuten", sagte Graham, noch immer mit einem grausamen Lächeln in den Mundwinkeln. „Verzeih mir, wenn ich den Höhepunkt etwas hinauszögere ... ich gebe mir nur ein wenig Mühe, die Situation auf meine Weise auszukosten. Das ist nur recht und billig. Du weißt doch, daß dies mein großer Auftritt ist..."
    „Du langweilst mich", sagte Ann Graham.
    Nur Ray langweilte sich nicht. Denn plötzlich begriff er, was Graham vorhatte.
    „Ich verstehe", sagte er zu dem Hausherrn. „Sie wollen mich zwar laufen lassen . . . aber höchstens zwanzig Meter. Habe ich recht? Dann beabsichtigen Sie mich zu erschießen. Wie heißt es doch gleich in solchen Fällen? Auf der Flucht erschossen. Jawohl. Ich liefere Ihnen dann den lebenden . . . oder auch den toten Beweis, daß Ihre Aussage stimmt. Sie können den Beamten erklären, Sie hätten einen Schuß gehört, seien daraufhin in das Schlafzimmer Ihrer Frau gestürzt und hätten, als Sie Ihre tote Frau entdeckten, gleichzeitig bemerkt, daß ich fliehen wollte. Nach einem kurzen Warnruf, werden Sie sagen, hätten Sie dann auf mich geschossen. Grahams Gesicht wirkte in diesem Augenblick so töricht, daß Ray genau wußte, die Wahrheit getroffen zu haben. Auch Ann spürte das. Sie blickte ihrem Mann in die Augen.
    „Lieber Himmel", sagte sie atemlos. „Allmählich fange ich an zu glauben, daß du ein ganz durchtriebener Bursche bist."
    Graham lächelte. „Wie schade, daß deine Einsicht zu spät kommt."
    „Darüber sprechen wir noch."
    „Nein, wir sind fertig miteinander."
    Ann Graham stand plötzlich auf. Das Licht, das durch die Ritzen der Fensterläden ins Zimmer drang, umfloß die weichen Linien ihrer schlanken Gestalt. Mit einem rätselhaften Lächeln schritt sie auf ihren Mann zu und wiederholte neckend: „Na, mein Lieber? Schieß, wenn du kannst!"
    Ray sah, wie sich der Finger des Mannes am Abzug
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