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Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten

Titel: Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten
Autoren: Neil MacGregor
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Vorwort
Ein unmögliches Unterfangen
    Geschichte mit Hilfe von Dingen zu erzählen, dafür sind Museen bekanntlich da. Und weil das Britische Museum seit über 250 Jahren Dinge aus allen Regionen dieser Welt sammelt, ist es nicht unbedingt der schlechteste Ausgangspunkt, wenn man anhand von Objekten eine Weltgeschichte erzählen will. Man könnte sogar sagen: Genau das hat das Museum versucht, seit es 1753 vom britischen Parlament ins Leben gerufen wurde, «mit universellem Anspruch» und für alle Besucher kostenlos. Das vorliegende Buch geht auf eine Sendereihe auf BBC Radio 4, die 2010 ausgestrahlt wurde, zurück, doch im Grunde ist es nur die jüngste Variation oder Wiederaufnahme dessen, was das Museum seit seiner Gründung leistet oder zumindest zu leisten versucht.
    Die Spielregeln für diese
Geschichte der Welt in 100 Objekten
legte Mark Damazer fest, der Intendant von Radio 4, und sie waren ganz einfach. Kollegen aus dem Museum und die BBC sollten aus den Beständen des Britischen Museums 100 Objekte auswählen, die zeitlich von den Anfängen der Menschheitsgeschichte vor rund zwei Millionen Jahren bis zur aktuellen Gegenwart reichten. Die Objekte mussten, wenn möglich einigermaßen ausgewogen, die gesamte Welt umfassen. Sie sollten so viele Aspekte menschlicher Erfahrung sichtbar machen, wie das praktisch möglich war, und uns ein umfassendes Bild von Gesellschaften liefern, nicht nur von den Reichen und Mächtigen. Zu den Objekten mussten deshalb zwangsläufig die profanen, unspektakulären Dinge des Alltagslebens ebenso gehören wie bedeutende Kunstwerke. Da jede Woche fünf Beiträge gesendet werden sollten, stellten wir die Objekte zu Fünfergruppen zusammen, mit denen wir den Globus zu verschiedenen Zeitpunkten umkreisen und die Weltanhand von fünf Momentaufnahmen mittels Objekten aus diesem spezifischen Zeitraum betrachten wollten. Und weil die Museumsbestände die ganze Welt umfassen und die BBC weltweit sendet, wollten wir Experten und Kommentatoren aus der ganzen Welt einladen, sich zu beteiligen. Selbstverständlich konnte das Ganze immer nur
eine
Geschichte der Welt ergeben, aber doch zumindest den Versuch einer Geschichte, zu der die ganze Welt in gewisser Weise beigetragen hat. (Nicht zuletzt aus Gründen des Urheberrechtsschutzes wurde die mündliche Diktion der Gastbeiträge weitgehend beibehalten.)
    Das Unterfangen war in vielerlei Hinsicht zweifellos ein unmögliches, doch ein Aspekt löste besonders heftige Diskussionen aus. All diese Objekte sollten nicht im Fernsehen, sondern im Radio vorgestellt werden. Der Zuhörer konnte sie also nicht sehen, sondern musste sie sich vorstellen. Das Museumsteam, das es gewohnt ist, die Dinge intensiv in Augenschein zu nehmen, ließ sich deshalb, wie ich glaube, davon zunächst ein wenig entmutigen oder zumindest einschüchtern, doch unsere Kollegen von der BBC hatten volles Vertrauen, dass es funktionieren würde. Sie wussten: Sich einen Gegenstand vorzustellen heißt, ihn sich auf ganz spezifische Weise anzueignen; und so würde jeder Hörer sich das jeweils in Rede stehende Objekt zu eigen machen und daraus dann seine ganz eigene Geschichte konstruieren. Wer die Objekte trotz allem unbedingt sehen wollte und das Museum nicht persönlich besuchen konnte, hatte das ganze Jahr über die Möglichkeit, Bilder sämtlicher Objekte auf der Website zu diesem Projekt aufzurufen. Diese Bilder wurden dann auch in den hier vorliegenden, wunderbar illustrierten Band aufgenommen.
    Neil MacGregor
September 2010

Einleitung
Signale aus der Vergangenheit
    In diesem Buch machen wir uns auf zu einer Reise zurück in die Vergangenheit und quer über den Globus, um zu erfahren, wie die Menschen in den letzten zwei Millionen Jahren unsere Welt geprägt haben und ihrerseits von ihr geprägt wurden. Das Buch will eine Weltgeschichte erzählen, wie sie bislang noch niemand versucht hat: Es möchte die Botschaften entziffern, die Objekte durch die Zeiten senden – Botschaften über Völker und Orte, über Umwelten und wechselseitige Beeinflussungen, über verschiedene historische Augenblicke und über unsere eigene Zeit, die sich darin widerspiegelt. Diese Signale aus der Vergangenheit – manche davon sind verlässlich, manche spekulativ, viele müssen überhaupt erst noch aufgefangen werden – haben wenig mit den anderen Indizien zu tun, auf die wir sonst zumeist stoßen. Sie berichten von ganzen Gesellschaften und komplexen Prozessen, weniger von einzelnen Ereignissen,
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