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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
Autoren: Nané Lénard
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zwischen Haube und Mundschutz hielt. Das spräche dafür, dass die Organe eingefroren gewesen wären.
    Nein, sie sei nicht erkrankt, erwiderte sie auf Hetzers Nachfrage, allein der Geruch mache eine Nasenklammer erforderlich, und darum höre sie sich so komisch an. Er möge sie doch jetzt bitte fortfahren lassen, damit sie die Leiche möglichst schnell vom Tisch hätte. Wolf schauderte und hatte sofort den entsprechenden Gestank in der Nase. Sein olfaktorisches Gedächtnis war präsent und gaukelte ihm vor, was er lieber nicht zu riechen beabsichtigte.

Er
    Ihr Körper war schwer gewesen, als er ihn aus dem Trog gehoben hatte. Doch dort floss das Blut einfach besser ab. Er musste erst diesen scheußlichen Lebenssaft loswerden. Mit dem Blut anderer hatte er schon immer seine Probleme gehabt. Nie würde er verstehen, wie sein Vater hatte Schlachter werden können. Das war lange her, dass er hatte neben ihm stehen müssen, wenn dieser ein Schwein zur Ader ließ. Obwohl, wenn er es richtig betrachtete, unterschied er sich nicht allzu viel von ihm. Auch er ließ die Damen zunächst ausbluten und öffnete dann ihre Leiber. Allerdings nicht, um sie zu essen. Er veredelte sie. Sie wurden des scheußlich klebrigen Saftes ledig und ihrer Zuchtbestimmung. Dadurch mutierten sie zum reinen Weib, das nur dazu bestimmt war, immer mit einem Unterleib zu dienen, der bereit war, ihn aufzunehmen, ohne Entschuldigungen, ohne Ausflüchte und ohne den Wunsch, ihn nur zum Zeugen von Kindern in sich einzulassen.

    Die erste Frau, die ihm zum Opfer fiel, war mehr oder weniger zufällig in diese Situation geraten. Er hatte es zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgehabt, sie zu töten. Vielmehr wollte er sie so weit bringen, dass sie ihm verfallen sollte. Und das war ihm gelungen, dort auf dem Gelände der alten Frankenburg.
    Er sah sie heute noch vor sich mit ihrem rotlockigen Haar und den unterschiedlichen Augen – eines braun, eines blau. Ihr Blick hatte sich in einem Moment verklärt. Das schnürte ihm die Luft ab. Jäh, mit einem Mal.
    Sie liebe ihn, hatte sie ihm gesagt, und sie stelle sich eine Zukunft mit ihm vor, wolle Kinder mit ihm. Da war er in Panik geraten. Leise hatte er sie von hinten umarmt. Sie dachte, er würde ihr nun ebenfalls eine Liebeserklärung machen. Doch er hielt ihren Kopf hoch, als sei er bereit zu einem Kuss auf ihren Hals, und tat dies nur aus einem Grund, damit er das Messer besser ansetzen konnte. Sein Werkzeug hatte er immer dabei. Sie litt nicht lange, war eher erstaunt über den plötzlichen Schmerz, als ihr die Arterien zugleich mit Speise- und Luftröhre durchtrennt wurden. Nur ein kurzes Röcheln entschlüpfte ihr noch, bis die Augen brachen und eine Verwunderung in ihrem Gesicht zurückließen.
    Was sollte er nun mit ihr tun da im Wald? Seine Möglichkeiten, ja seine Zeit war hier begrenzt. Er schaffte es gerade noch, mit kreuzförmigen Schnitten auf ihren Wangen etwas Verwirrung zu stiften, und wollte sie dann endgültig von ihrem Fortpflanzungswunsch befreien. Das war ihm wichtig. Doch den Bauchschnitt konnte er nicht mehr ausführen, da er ein entferntes Bellen hörte und lieber das Weite suchte. Die Klinge warf er auf dem Weg zum Wagen davon. Wie konnte sie es auch wagen, mehr von ihm zu fordern, als er zu geben bereit war? Sie hätte seinen Schwanz jederzeit weiterhin haben können, aber nicht seine Gene. Sie war eine Nutte gewesen. Das hätte sie bleiben sollen.

    Diese hier, die nun vor ihm auf dem Tisch lag, hatte im Grunde denselben Fehler gemacht. Sie hatte sich auch in ihn verliebt. Doch diesmal war er schlauer vorgegangen. Er hatte sie eingeladen, verwöhnt und dann in einem seligen Moment, als sie nichts Böses dachte, bewusstlos geschlagen, damit er sie in das alte Gebäude tragen konnte. In die verlassene Schlachterei auf dem elterlichen Grundstück, wo er seiner Lust nachging, sie innerlich zu reinigen von Blut und der Quelle zukünftigen Lebens.

Fakten
    Wolf und Peter hatten sich den alten Fall von Silke Everding aus dem Archiv bringen lassen. Sie hatte unter dem Namen „Mathilda“ als Prostituierte gearbeitet. Die beiden Kommissare erinnerten sich noch gut daran, wie sie deren Wohnung damals inspiziert hatten. Ein Bereich war orientalisch-üppig gewesen, ein anderer hatte zu sadomasochistischen Sexspielen eingeladen.
    „Meinst du, es hat einen Sinn, diese Svetlana Meier noch mal zu befragen, du weißt schon, diese Freundin der Toten?“, fragte Peter.
    „Ich glaube nicht, aber wir
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