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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
Autoren: Nané Lénard
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Allein
    Kommissar Wolf Hetzer fand sein Handy im Wäschekorb. Das war heikel, denn er hatte schon kürzlich sein neues Mobiltelefon mitgewaschen. Ein teurer Spaß, den er nicht gerne wiederholen wollte. Als er es endlich umständlich aus der Jeans herausgefischt hatte, hörte das Klingeln auf. Es war sein Kollege Peter Kruse gewesen. Er stöhnte innerlich. Das konnte nichts Gutes bedeuten. Hoffentlich keine Leiche, zu der sie jetzt noch fahren mussten. Widerwillig rief er zurück.
    „Ach, hallo Wolf, ich dachte schon, du bist um diese Zeit schon ins Bett gegangen.“
    „Bist du doof? Es ist erst zwanzig vor neun, und ich bin noch keine achtzig.“
    „Nicht?“, sagte Peter sarkastisch und grinste.
    „Gibt es irgendwas Bestimmtes, weswegen du anrufst?“, fragte Wolf.
    „Nee, höchstens mitfühlende Nächstenliebe. Was macht Moni?“
    Das Letzte, was Hetzer an diesem Abend gebrauchen konnte, war ein Gespräch über sein momentan größtes Problem – die Einsamkeit. Er vermisste Moni so, dass es wehtat.
    „Aber was Dienstliches hast du nicht zu bieten?“, lenkte er fragend ab.
    „Zum Glück nicht!“, sagte Peter genüsslich. „Ich wollte nur fragen, ob wir noch was zusammen trinken gehen.“
    „Du, tut mir leid, Peter! Ich habe wirklich keine Lust. Meine Laune ist auch miserabel. Ich wäre keine gute Gesellschaft. Entschuldige bitte!“
    „Kein Problem!“, sagte Peter, streckte sich mit seinen fast zwei Metern in die Länge und gähnte dabei heimlich. „Wollte nur mal nach dir hören, alter Freund. Ich mache mir ein bisschen Sorgen um dich.“
    „Wir sehen uns morgen im Büro! Und danke!“, versuchte Wolf das Gespräch zu beenden.
    „Halt, eine Frage noch wegen der Logistik. Fliegst du über Ostern nach Teneriffa?“, wollte Peter wissen.
    „Weiß ich noch nicht, mal sehen. Und nun gute Nacht!“
    „Schlaf trotzdem gut!“, sagte Peter und legte auf.

    Hetzer ärgerte sich über sich selbst. Er wollte nicht unfreundlich zu Peter sein. Aber es gab Momente, in denen man einfach keine Gespräche ertragen konnte. Dafür hatte Peter bestimmt Verständnis. Er ließ seine Schäferhündin Lady Gaga schnell noch einmal in den Garten und streichelte die Kater Max und Moritz, die es sich auf der Chaiselongue vor dem Ofen gemütlich gemacht hatten. Trotz des einladenden Flackerns wollte er lieber ins Bett gehen. Vor dem Feuer hatte er immer so gerne mit Moni gelegen. Dort würde sie ihm noch mehr fehlen.

    Im Bad betrachtete er sein Spiegelbild. „Du bist jetzt schon ein alter Knacker“, sagte er zu sich. Die dunklen Locken waren von Silberstreifen durchzogen und – von den Fältchen abgesehen – ahnte man, dass die Spannung der Haut nachgelassen hatte. So sehenden Auges vor sich dahinzualtern war eine Grausamkeit der Natur, fand er an diesem Abend. Normalerweise hatte er kein Problem mit seinem körperlichen Verfall. Er hatte sich daran gewöhnt, dass er keine Schönheit war, doch heute war eben alles Mist. Es war also besser, diesen Tag schnell zu beenden. Morgen würde ein neuer kommen.

Der neue Tag
    Der neue Tag kam, aber er begann zu früh. Wenigstens für Peter Kruses Geschmack. Laut vor sich hinschimpfend wälzte er sich im Bett herum und versuchte, an sein Handy zu kommen. Welcher Idiot rief denn schon vor sechs Uhr an? Genauer gesagt um zwanzig nach fünf. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er die Nummer zu erkennen. Hetzer war es nicht. Innerlich atmete er auf. Das Heim, in dem seine Mutter war, war es auch nicht. Er überlegte, nicht ranzugehen, bekam aber sofort ein schlechtes Gewissen.

    „Kruse beim Schlafen!“, brummte er in die Muschel.
    „Hallo, hier ist Bernhard, tut mir leid, ich brauche dich hier!“
    „Ich kenne keinen Bernhard. Quatsch wen anders voll, wenn du nachts reden willst. Und ruf mich nie wieder an, ich bin hetero!“
    Kruse wollte schon auflegen und sich genüsslich wieder umdrehen, aber das laute Lachen am anderen Ende irritierte ihn.
    „Was soll die Scheiße?“, brüllte er in den Hörer.
    „Mensch ich bin’s, dein Bückeburger Kollege Dickmann“, presste dieser zwischen den Lachsalven hervor.
    „Du alter Sausack, sag das doch gleich!“, knurrte Peter vor sich hin. „Was ist los?“
    „Wir haben hier eine Leiche, die euch interessieren könnte“, sagte Dickmann geheimnisvoll. „Hetzer ist ja mal wieder nicht zu erreichen.“
    Peter stöhnte. „War ja klar.“ Er machte widerwillig das Licht an. „Schieß los, was, wer und wo …“
    „Was: eine
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