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SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi

Titel: SchattenTod | Ein Weserbergland-Krimi
Autoren: Nané Lénard
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geworden in Martins Gegenwart. Er hatte sich zurückgezogen. Fünf Wochen nachdem sie aus den Flitterwochen von Lanzarote zurückgekommen waren, hielt sie es nicht mehr aus und stellte ihn zur Rede. Es dauerte nicht lange, da konnte er ihren bohrenden Fragen nicht mehr ausweichen und gab zu, ein Verhältnis mit Sarah begonnen zu haben. Ja, es tat ihm leid. Sie glaubte ihm das. Als er begann zu weinen, tröstete sie ihn. Auch wenn in ihr alles leer war. Auch, obwohl sie selbst nicht mehr weiterwusste. Sie hoffte noch. Eine einmalige Entgleisung, dachte sie sich, müsste dies gewesen sein. Doch Martin, der ihr zunächst versprochen hatte, die Beziehung zu Sarah zu beenden, gebärdete sich wie ein Süchtiger und konnte nicht von ihr lassen. Oft wusste sie nicht, ob er Dienst hatte oder bei dieser Frau war. Sie sahen sich kaum noch, schrieben sich Zettel und sie hatte das Gefühl, dass er ihr nur noch aus dem Weg ging.

    In ihrer Einsamkeit holte sie sich aus dem Tierheim einen Kater. Das half ihr über die erste große Leere hinweg, doch der kleine Kerl konnte die Lücke nicht füllen. Sie trauerte und wusste auch nicht, wie sie ihren Eltern die Blamage eingestehen sollte, dass ihre Ehe nur so kurz gehalten hatte. Immerhin hatten sie die Hochzeit bezahlt.
    Als sie vom Ehebruch erfahren hatte, war es Mitte Oktober gewesen. Bis Ende November brauchte sie jedoch, um zu erkennen, dass es weise war, die Hoffnung endlich aufzugeben. Martin war Sarah verfallen. Er würde bei ihr bleiben.
    Nichtsdestotrotz entschieden sie sich, ein letztes Weihnachtsfest zusammen zu verbringen. Vielleicht war Sarah bei ihrer Familie und hatte keine Zeit für ihn. Rieke wusste es nicht. Sie wusste nur, dass auch sie nirgendwohin konnte. Ihre Eltern gingen ja davon aus, dass das junge Paar glücklich unter dem Tannenbaum saß. Es war ein trauriger Heiligabend mit dem Duft der Vergänglichkeit, der schon eingezogen war, bevor man ihn darum gebeten hatte. Die Geschenke, die sie sich überreichten, waren zugleich Abschiedspräsente. Es waren mit Wehmut behaftete Gaben.

    Vor dem Zubettgehen sagte er ihr, dass er gedachte, den Silvesterabend mit Sarah in der ehelichen Wohnung zu feiern. Sie würde sicher einen Ort finden, wo sie hingehen könne. Sie weinte, weil sie nicht wusste, wie sie das ertragen oder wo sie übernachten sollte. Aber sie zog sich still zurück ins Schlafzimmer und überließ ihm das Sofa. In dieser Heiligen Nacht weinte sie sich in den Schlaf. Sie wusste nicht, wie ihr Leben weitergehen sollte.

    Irgendwie lebte sie in einer Art luftleerem Raum. Später würde sie sich nicht mehr daran erinnern können, wie sie die Tage bis Silvester überstanden hatte.

Das Mädchen
    Die Kleine lief spät und weinte viel. Sie hatte große Probleme mit ihren Ohren. Immer wieder wurde sie von heftigen Mittelohrentzündungen geplagt, die dazu führten, dass ihre Mutter keinen Schlaf bekam. War der Infekt vorbei, hatte sich das Mädchen an den veränderten Schlafrhythmus gewöhnt und rief nach ihrer Mutter, deren Augen bereits tiefe Ringe hatten.
    Es war die Kinderärztin, die ihr riet, das Kind doch in dieser Extremsituation mit ins Bett zu nehmen. Es nütze nichts, meinte die Medizinerin, wenn sie auch noch ausfiele. Die Mutter zögerte zunächst, erlag dann aber der Versuchung, einmal nicht aufstehen zu müssen.

Er
    Was er vorhatte, würde er schaffen. Das wusste er. Jetzt ging es darum, sich ein neues Nest zu suchen, ein schönes Fell, in das er seinen Rüssel bohren und versenken konnte, um ihr Blut zu saugen. Erst ganz langsam, doch dann, wenn der Widerhaken verankert war, konnte er sich hängen lassen, sich gehen lassen und von dem schönen Saft trinken. Solange das Blut nicht zur Neige ging, hatte er Ruhe, aber er wusste nie, wie schnell sie den köstlichen Saft nachproduzieren konnten, der ihn ernährte. Darum war es ratsam, stets die Augen offenzuhalten, um sich notfalls in einen anderen Pelz zu retten.

Nadjas Anruf
    Wolf Hetzer war es leider nicht mehr gelungen, Nadja kurzfristig selbst sprechen zu können. Sie hatte die Hände bereits wieder in einem anderen „Patienten“ und bat um Nachsicht, da sie sich ganz auf die Obduktion konzentrieren wolle. Sie könne sich später noch melden und ließ lediglich ausrichten, dass ihr noch eine Besonderheit aufgefallen sei, als sie Gewebeteile der Gebärmutter unter dem Mikroskop betrachtet habe. Etliche Zellen seien geplatzt gewesen, sprach sie mit näselnder Stimme in den Hörer, den man ihr
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