Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
Fremden auf den Rücken, packte ihn und zerrte ihn an einem Arm aus dem Wasser. Erschöpft sank er im Schlamm nieder. Dann richtete er den Oberkörper des jungen Mannes auf und schüttelte ihn. Der Fremde hustete Wasser, aber er erwachte nicht. Grams schlug ihm zweimal leicht ins Gesicht. » Los, wach auf!«, sagte er heiser, aber der Fremde rührte sich nicht. Der Köhler kratzte sich am Kopf. Er konnte ihn zur Stadt zurückbringen, aber er hatte keine Lust, den Weg noch einmal zu fahren, außerdem würden die Wachen Fragen stellen, und er war nicht in Stimmung für Fragen. Aber liegen lassen konnte er den Mann auch nicht.
    » Du könntest mir ruhig ein wenig helfen«, murmelte er, als er den Fremden zum Karren zerrte. Am Karrenrad gab er auf. Am einfachsten wäre es gewesen, den schlaffen Körper über die offene Rückseite zu wuchten, aber das schien ihm jetzt zu weit. Also lehnte er den Fremden an das Rad, sammelte sich und hob, stemmte, stieß und rollte den leblosen Körper irgendwie über die hohe Seitenklappe auf die Ladefläche. » Du hast Glück«, keuchte er, als er erschöpft auf die Knie sank, » dass ich mal der beste Ringer von Atgath war.« Er schloss die Augen, weil sich wieder alles drehte und erneut Übelkeit in ihm aufstieg. » Warum ich?«, murmelte er. » Warum immer ich?«
    Haam, sein Gaul, hatte wohl das Gewicht im Karren gespürt, und offenbar hielt er es für ein Zeichen, dass sein Eigentümer wieder aufgesessen war und er seinen Heimweg fortsetzen konnte. Und Meister Grams, immer noch schwerfällig im Denken, verstand es erst, als der Karren schon halb durch die Furt war. Fluchend stolperte er hinterher.
    Ela Grams wollte weg. Sie hatte den Boden der Hütte gefegt, das Stroh ihrer Bettstellen gewendet, die Kuh gemolken, Wasser aus dem Brunnen geholt und Frühstück auf den Tisch gebracht wie eigentlich jeden Morgen, aber bei allem, was sie tat, begleitete sie der Gedanke, dass sie das nicht mehr lange tun, dass sie bald Haus und Hof verlassen würde. Vielleicht war es wegen des Tellers, der einsam auf dem Tisch stand und mit ihr darauf zu warten schien, dass ihr Vater endlich zurückkehrte. Sie fragte sich, ob sie ihn stehen lassen oder wegräumen sollte. Ihre Brüder waren mit dem Frühstück längst fertig, und sie strichen ums Haus, um sich noch ein wenig vor der Arbeit des Tages zu drücken. Es war unwahrscheinlich, dass ihr Vater etwas essen wollte, wenn er nach Hause kam. Aber wenn doch, konnte er fuchsteufelswild werden, wenn der Tisch nicht gedeckt war. Einmal hatte er sogar verlangt, dass sie sich alle noch einmal zu ihm setzten, obwohl es schon spät gewesen war und die Arbeit sich nicht von selbst erledigte. Da war er schlimm betrunken gewesen, hatte gelallt, dass eine Familie gemeinsam am Tisch sitzen müsse, und war dann über seinem Teller eingeschlafen. Ela nagte an ihrer Unterlippe. Der Gedanke, den Hof zu verlassen, war ihr vor einiger Zeit schon einmal durch den Kopf gegangen, nach einem besonders schlimmen Tag, als ihr Vater sie beinahe geschlagen hätte. Sie hatten gestritten, um ein paar Groschen, die sie nicht hatte herausrücken wollen. Ihr Vater hatte sie in seiner Wut gepackt, schon mit der Rechten ausgeholt, aber dann plötzlich angefangen zu zittern, war zu ihren Füßen zusammengebrochen und hatte sie weinend um Verzeihung angefleht. Hätte er sie geschlagen, wäre sie längst fort. Vielleicht wusste er das ebenso wie sie.
    Eine Zeitlang hatte sie gehofft, es würde wieder besser werden, doch in letzter Zeit wurde es eher schlimmer. Wo mochte er jetzt schon wieder stecken? Die dünne Tierhaut im Fenster hatte einen Riss, durch den kalt der Herbstwind in die Stube hineinblies. Sie nahm sich vor, ihn nach dem Frühstück zu flicken, da nicht damit zu rechnen war, dass ihr Vater, der seit Tagen versprach, das zu erledigen, sich je darum kümmerte. Durch den Spalt konnte sie einen kleinen Teil der Welt da draußen sehen. Buntes Laub leuchtete von den Bäumen, die den kleinen Köhlerhof umstanden. Sie war nicht gewillt, sich Sorgen zu machen. Vielleicht war ihr Vater unterwegs vom Karren gefallen, lag jetzt irgendwo im Laub und schlief seinen Rausch aus. Oder er lag, vom Wirt vergessen, in einem Wirtshaus auf dem Fußboden. Eigentlich hoffte sie es sogar. Dann musste sich jemand anders um ihn kümmern.
    Asgo steckte den Kopf durch die Tür. » Ich geh mal runter zum See und schaue, was die Meiler dort machen«, erklärte er. Er war fünfzehn und damit der ältere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher