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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
Autoren: Torsten Fink
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löchrig und mangelhaft geflickt, und ihre Gesichter waren hohlwangig, die Not stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
    » Nehmt Euch, Brüder, ich habe schon gefrühstückt«, sagte er freundlich.
    Der am Feuer gab dem leeren Beutel einen unzufriedenen Tritt. » Du siehst gut genährt aus, Alter, nicht wie einer, der von so karger Kost lebt. Was bist du? Ein Kaufmann? Die Salben, die Tinkturen – sind die wertvoll?«
    » Nein, nur Mittel gegen Warzen, Haarausfall und Jucken der Haut, die ich gelegentlich verkaufe oder gegen eine Suppe eintausche. Ich bin nur ein bescheidener Pilger, ein Jünger des Wanderers.«
    Der Graubart schnaubte missmutig. » Ein Pilger? Dass ich nicht lache! Ich wette, du bist ein Händler, unterwegs nach Atgath, um beim Jahrmarkt Geschäfte zu machen. Und das heißt, dass du irgendwo unter deiner schönen Kutte eine Menge Silber vor uns versteckst.«
    » Silber …«, meinte der andere und schien dem Klang dieses Wortes andächtig nachzulauschen. Er nahm die Armbrust von der Schulter, spannte sie und legte einen Bolzen ein.
    Sein Kumpan hörte auf, mit seinem Schwert herumzuspielen, und richtete es drohend auf Ured. » Es ist besser, du gibst es uns freiwillig, bevor wir es dir aus den Rippen schneiden.«
    » Aus den Rippen!«, bekräftigte der andere.
    Faran Ured seufzte. Die beiden waren nicht so dumm, wie er gehofft hatte. Er hatte tatsächlich einiges an Silber in seinem Gürtel versteckt, neben einigen ziemlich seltenen und kostbaren Kräutern, er dachte jedoch nicht daran, es diesen beiden hergelaufenen Halsabschneidern zu überlassen. Er lächelte freundlich, strich mit der Linken sanft über den Teller und summte eine leise Beschwörung, denn er wollte versuchen, diese Begegnung friedlich enden zu lassen. Ein warmer Wind kam auf, Sonnenlicht tanzte in den leuchtenden Blättern, irgendwo in den Ästen über ihnen schlug hell eine Drossel an. Für einen Augenblick roch es nach Spätsommer – es war, als würde der Morgen sanft auf sie alle herablächeln. Es war eine Einladung, sich zu vertragen, und das Wenige, was dort am Feuer lag, miteinander zu teilen. » Ich bin nur ein Pilger, wie ich sagte, und Ihr haltet schon alles in den Händen, was ich besitze. Nehmt Euch, was Ihr braucht, ich gebe es gerne.«
    » Was rührst du da auf dem Teller herum? Den wirst du uns auch geben. Ist Silber, oder?«, stieß der mit dem Schwert rau hervor, und der andere hob seine Armbrust.
    Faran Ured seufzte und änderte die Tonlage seiner Beschwörung. Es hatte wohl keinen Zweck. Die beiden Männer waren zu verzweifelt, um für den Zauber der Freundschaft empfänglich zu sein. Sie kamen näher, langsam, drohend, und Ured sah die Not hinter den finsteren Mienen. Plötzlich knackte es laut zwischen den Riesenbuchen.
    » Was war das?«, fragte der eine und blieb stehen, die Armbrust unschlüssig in der Hand.
    » Nur ein Ast«, brummte der andere, blieb aber ebenfalls stehen und blickte sich misstrauisch um.
    Ein kalter Wind fuhr durch das Herbstlaub, wirbelte ein paar Blätter auf, und tief in der Erde lief ein Knarren durch alte Wurzeln. Der mit der Armbrust fuhr herum und schoss. Der Bolzen zischte durch das Laub und wurde mit einem dumpfen Laut vom Waldboden verschluckt. Einer der Büsche zu seiner Linken bog sich raschelnd unter einem Windstoß, der seltsamerweise alle anderen Büsche zu meiden schien. Das durchdringende Hämmern eines Schwarzspechts klang ganz aus der Nähe heran, und dann wurde es still, totenstill. Nicht einmal ein einziger Tropfen schien noch von den regenschweren Blättern zu Boden zu fallen, und selbst das Murmeln der Quelle schien versiegt. Dann brach ein Ast und fiel dem Mann mit dem Schwert genau vor die Füße. Er sprang mit einem leisen Schrei zurück und hob seine Waffe, aber sein Arm zitterte. Jetzt zog ein eiskalter Windhauch zwischen den mächtigen Buchen hindurch, und plötzlicher Frost kroch mit einem Flüstern durch das Laub und färbte es weiß.
    » Der Boden, er bewegt sich!«, flüsterte der Graubart und ließ sein Schwert fallen, aber er rannte nicht davon.
    Der Frost erreichte ihn, kroch seine Beine empor, umarmte ihn. Ured sah das Entsetzen in seinem Gesicht, als die kalte Angst sein Herz zerdrückte. Mit einem Ächzen fiel er ins Laub. Der andere sah ihn mit vor Schreck geweiteten Augen fallen, und auch für ihn war es zu spät. Gelähmt vor Furcht starrte er auf das plötzlich unter seinen Füßen gefrierende Laub und den Raureif, der sich auf seine Armbrust
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