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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
Autoren: Torsten Fink
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Schnee. Er durchtrennte die Seile vorne und lief dann, gedeckt durch den Stamm, nach hinten, während Armbrustbolzen vor ihm ins Holz fuhren. Er durchtrennte das Seil erst links, dann das letzte rechts und sprang auf den Stamm. Der zitterte, aber er rutschte nicht. Die Leute aus der Stadt kamen schnell näher. Sahif lief nach vorne, und diese Gewichtsverlagerung gab den Ausschlag. Der Stamm kippte nach vorne und begann zu rutschen. Quälend langsam zunächst, und die ersten Verfolger holten ihn ein. Einer sprang mit wildem Gebrüll auf den Stamm, klammerte sich ans Holz und hielt dabei aber auch sein Schwert krampfhaft fest. Damit wurde der Stamm schwerer und auch schneller, denn jetzt waren sie in voller Länge auf dem Hang. Und noch etwas hatte der Mann nicht bedacht: Sein Gewicht brachte den Stamm ins Rollen. Sahif hielt sich fest und versuchte, mit Gewichtsverlagerung gegenzusteuern. Der andere, sein Schwert in der Hand, stand auf und ruderte wild mit den Armen. Eine Bodenwelle hob den Stamm an, ein spitzer Schrei erklang, und damit war Sahif seinen Begleiter los.
    Er sah ihn in den Schnee stürzen und sich mehrfach überschlagen. Erst jetzt wurde ihm klar, worauf er sich eingelassen hatte: Der Stamm wurde auf dem langen Hang immer schneller, und er begann wieder, um die eigene Achse zu rollen. Sahif versuchte weiter, durch Gewichtsverlagerung gegenzusteuern, aber der Stamm wog einige Dutzend Zentner und Sahif nicht einmal zwei. Wieder war das Glück mit ihm, denn jetzt folgte das steilste Stück; der Stamm wurde noch schneller und rutschte in donnernder Fahrt über das schneebedeckte Erdreich, und je schneller er wurde, desto weniger rollte er. Sahif wagte einen Blick zurück. Man verfolgte ihn! Einige Atgather waren so verwegen, es ihm gleichzutun. Dann wurde ihm klar, dass da oben Männer waren, die das kannten, Männer, die vielleicht selbst schon zum Spaß und um der Ehre willen ein solches Rennen bestritten hatten. Hartnäckig sind sie ja, dachte er. Am Ende des Hanges tauchte dichtes Buschwerk auf, und Sahif fragte sich, wie man so einen Baumstamm wohl anhalten konnte.
    Teis Aggi erreichte die Rennstrecke erst, als seine Männer schon unterwegs waren. Er lehnte sich keuchend an einen Stamm und sah weit unten den Schatten, der auf einem Baum zu Tale glitt, als hätte er sein ganzes Leben nichts anderes gemacht. Und er sah die Verfolger, bei denen doch sicher einige waren, die schon bei den Zunftrennen dabei gewesen waren. Er selbst mochte diese Rennen, die immer ein Höhepunkt des Jahrmarktes gewesen waren. Sie waren nicht ganz ungefährlich, und es gab immer wieder einmal ein paar gebrochene Knochen, aber wenn eine Mannschaft gut eingespielt war, war es ein Vergnügen, ihnen bei ihrer rasenden Fahrt den Hang hinunter zuzusehen. Er seufzte, denn es wurde offensichtlich, dass diese Männer dort alles andere als eingespielt waren. Der vorderste Stamm schlingerte schlimm, und die ersten Reiter sprangen ab. Dadurch geriet er erst recht ins Schlingern, kam quer, und ein lauter Schrei sagte Aggi, dass er einen Mann überrollte, als er in wilden Sprüngen talwärts donnerte. Auf den anderen Stämmen beschlossen sie offenbar, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Sie sprangen einer nach dem anderen ab und landeten unter lauten Flüchen im Schnee, schwarze Flecken in einer weiß verschneiten Landschaft. Und damit war die Jagd zu Ende.
    Grimmig sah Aggi zu, wie der Schatten auf seinem Baumstamm im Buschwerk verschwand, während die Verfolger wie eine Schar fußkranker Bettler über den Hang humpelten und krochen. Ein altgedienter Sergeant, der neben ihm dieses Schauspiel betrachtet hatte, kam zu ihm. » Soll ich ihm Männer hinterherschicken, Leutnant?«, fragte er.
    Aggi schüttelte den Kopf. » Es ist ein Schatten, und da unten im Buschwerk finden wir ihn nie.«
    Der Alte kratzte sich am Kopf. » Soll ich dann Männer aussenden, damit sie die Stämme wieder hochschaffen, wegen des Rennens, meine ich?«
    Aggi sah den Sergeanten an. » Ich glaube kaum, dass es noch ein Rennen geben wird, Mann. Wisst Ihr denn nicht, dass Herzog Hado tot ist?«
    Und jetzt, da Aggi es laut aussprach, glaubte er das, was er nicht glauben wollte, schließlich auch selbst.
    Heiram Grams schlug die Augen auf. Wie lange hatte er geschlafen? Er streckte sich und fragte sich, was er in diesem dunklen Loch verloren hatte. Dann blickte er in ein vertrautes Gesicht. » Ich kenne Euch«, sagte er.
    » Natürlich, ich war gestern bei Euch in der
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