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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
Autoren: Torsten Fink
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Baumstämme. Aber er sah auch einige große Buchen, die unweit der Mauer wuchsen. Unweit hieß, dass sie eigentlich immer noch zu weit weg für einen Sprung waren, aber da ihm nichts anderes übrig blieb, vertraute er auf sein Glück, nahm Anlauf und sprang.
    Teis Aggi war auf der Mauer. Es war ihnen gelungen, den verfluchten Schatten in die Enge zu treiben, und jetzt nahmen sie ihn von allen Seiten in die Zange. Der Herzog war tot? Es durfte nicht wahr sein! Die Menge hatte den Mörder verfolgt, kopflos zunächst, und auch in Aggi brannte der Wunsch, den Mann tot zu sehen, aber dann hatte er begriffen, dass es so nicht gehen würde, und er begann die nötigen Befehle zu erteilen. Hätte dieser närrische Armbrustschütze nicht versucht, mit seiner Waffe in den Nahkampf zu gehen, und hätte der verfluchte Schatten nicht die Tür mit der Armbrust verkeilt, sie hätten ihn wohl gehabt. Aber jetzt, da sie die Tür endlich aufgebrochen hatten, musste Teis Aggi mit ansehen, wie der Schatten über die Zinnen rannte und mit einem gewaltigen Satz versuchte, eine Buche zu erreichen, die vor der Mauer wuchs.
    » Das schafft der nie«, presste ein Mann neben ihm hervor.
    Doch der Schatten schaffte es, jedenfalls halb. Er erreichte das Geäst des Baumes, doch war seine Landung weit weniger beeindruckend als sein Sprung, und mit einem Schrei brach er durch das Geäst, fiel zu Boden in den Schnee und blieb regungslos liegen.
    » Durch das Tor hinaus, schnell!«, kommandierte Aggi. Er entdeckte zwei Armbrustschützen, die hinunterglotzten. » Worauf wartet ihr noch? Schießt doch endlich!«, blaffte er sie an.
    Die Männer gehorchten erschrocken. Der erste Bolzen blieb im Baum stecken, der zweite hätte den Liegenden durchbohren müssen, aber plötzlich lag er nicht mehr dort, wo er eben noch gelegen hatte, und das Geschoss fuhr tief in den Boden.
    » Verflucht sei die Bruderschaft der Schatten!«, schrie Aggi und rannte weiter.
    Sahif schlug die Augen auf. Für einen Moment waren ihm die Sinne geschwunden. Männer brüllten, und über ihm wiegten sich die Äste einer Buche im Schneetreiben. Dann klatschte etwas dicht neben ihm auf den Boden – nein, eigentlich dorthin, wo er eben noch gelegen hatte –, und er wusste wieder, wo er war. Er sprang auf und suchte hektisch nach den Pferdeställen. Er entdeckte zwei Männer, die ihm entgegenkamen. Sie wirkten verunsichert, aber das Gebrüll von der Mauer hatte sie anscheinend so weit gewarnt, dass sie ihre Werkzeuge – der eine einen schweren Hammer, der andere ein großes Messer – halbwegs kampfbereit in den Händen hielten. Sahif rannte auf sie zu. » Die Pferde, wo sind die Pferde?«
    Die beiden tauschten einen verwirrten Blick. Er packte den mit dem Messer am Kragen, drückte ihn gegen eine Birke und wiederholte seine Frage. Der andere ließ den Hammer fallen und lief davon.
    » Was für Pferde meint Ihr, Herr?«, fragte der, den er am Kragen gepackt hielt, als er plötzlich seine eigene Klinge am Hals spürte. Sie war in Sahifs Hand geraten, ohne dass er wusste, wie er sie dem anderen abgenommen hatte. Sein altes Ich war also noch bei ihm, und es verlangte nach Blut.
    » Das Rennen, du Narr! Es gibt hier doch ein Rennen!«
    » Aber doch nicht mit Pferden, Herr.«
    Und sein Blick zur Seite beantwortete Sahifs Frage. Es waren die Baumstämme. Sie lagen nicht zufällig dort am Hang, und sie waren auch nicht ohne Grund mit verschiedenfarbigen Bändern geschmückt. Irgendjemand muss auf die verrückte Idee gekommen sein, ein Rennen auf Stämmen auszutragen. Sahif starrte ungläubig hinüber, dann schüttelte er den Kopf. Diese Stadt war einfach grauenvoll. Konnten sie hier nicht einfach ein Pferderennen veranstalten, wie es sich gehörte? Aber er musste hier weg, schnell, und ein Baumstamm war ihm zur Not ebenso recht wie ein Pferd. Er hörte schon, wie sich die Männer aus der Stadt näherten, und die Armbrustschützen auf der Mauer waren wohl zu dem Schluss gekommen, dass sie es ruhig riskieren konnten, vielleicht ihren eigenen Mann zu treffen, denn Bolzen sausten dicht an ihnen vorüber.
    Sahif ließ den Mann los, und dieser rannte schreiend davon. Er selbst hastete hinüber zu den Stämmen. Sie waren mit straff gespannten Seilen gesichert, und er konnte nur hoffen, dass es reichen würde, diese Seile zu durchtrennen, damit die Stämme ins Rutschen gerieten. Immerhin lagen sie schon halb auf dem Hang, und für gewöhnlich rutschten sie damit wohl sogar über Gras, nicht über
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