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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
Autoren: Torsten Fink
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auf das nächste Dach. Hier oben würde man ihn hoffentlich nicht vermuten. Es war jedoch heller Tag. Von der Burg aus würde man ihn früher oder später sehen, denn er war schwarz gekleidet, und die Dächer waren schon mit einer dünnen Schicht Schnee bedeckt. Er balancierte über den First, rutschte die Ziegel hinab und sprang über eine schmale Gasse. Er hatte keinen Plan, wusste nicht, wohin, also folgte er einfach dem Weg, den ihm die Dächer anboten. Er bemerkte bald, dass er auf diesem Pfad nicht auf kürzestem Weg aus der Stadt hinauskommen würde, sondern einmal quer durch ganz Atgath flüchten musste, aber ändern konnte er es nicht. Dann hörte er einen Pfiff, und als er sich umdrehte, sah er Männer auf den Dächern. Er erkannte Wachen, Bürger und auch einige der Männer aus den Bergen, die seine Schwester mitgebracht hatte. Sie waren ein gutes Stück entfernt, aber sie riefen der Menge zu, wo er war, und in den Straßen waren seine Verfolger schneller als er auf den schneebedeckten Dächern. Er sprang über schmale Gassen, wich dem Markt und größeren Gassen aus, bis er bemerkte, dass er auf diese Weise genau in die Arme seiner Verfolger laufen würde. Schon forderten Männer und Frauen unten in der Straße seinen Kopf, und sie schwenkten Äxte, Hämmer und Sicheln.
    Er sah keinen anderen Weg, also stieß er einen wilden Schrei aus und sprang in die Straße hinab. Die Menschen, eben noch voller Hass, Zorn und Mut, wichen erschrocken zurück. Er brüllte einen verängstigten Bauern an, riss ihm seine Heugabel aus der Hand, schlug einen Mann, der ihm nicht schnell genug aus dem Weg ging, damit nieder, rannte um die Ecke und kletterte sofort wieder aufs Dach. Die südliche Mauer rückte allmählich näher, das war die Seite, auf der er mit Ela Grams in die Stadt gekommen war. Aber es war noch ein gefährlicher Weg bis dorthin, und seine Verfolger waren ihm dicht auf den Fersen.
    » Du bist keiner von denen, oder?«, fragte Ela Grams und meinte die Homunkuli.
    Das bleiche Wesen sah sie aus seinen tiefliegenden Augen nachdenklich an. » Marberic ist mein Name«, sagte es schließlich.
    Ela nickte schwach. Es strengte an zu reden. Es strengte schon an zu denken, und noch mehr zu verstehen. Anuq war da gewesen, mit seinem Rabenhaar, beinahe wie in einem Traum. Und er hatte sie fortgetragen, aber dann einfach irgendwo abgelegt und liegen lassen. Sie nahm sich vor, ihn bei Gelegenheit für diese Unverschämtheit zur Rede zu stellen.
    » Trink das«, verlangte das Wesen, das kein Homunkulus war.
    » Riecht komisch.«
    » Hilft aber«, behauptete das Wesen. » Steinblut. Schließt Wunden, hilft, sagt Amuric.«
    Und da Ela die Kraft fehlte zu widersprechen, gehorchte sie.
    » Schmeckt noch schlimmer, als es riecht.«
    Das Wesen zuckte mit den Schultern.
    » Aber was bist du?«, fragte sie noch einmal. Was immer sie da getrunken hatte, es brannte fürchterlich. Feuer rollte durch ihre Adern.
    » Mahre, so nennt ihr uns. Ich kenne deinen Vater.«
    Ela nickte. Vielleicht war also doch nicht alles, was ihr Vater erzählt hatte, Ausgeburt des Branntweins. Dann schreckte sie hoch: » Asgo, Stig! Meine Brüder. Sie sind in Gefahr.«
    » Nein, sie sind in der Stadt. Die Steine sagen, sie sind bei einem Mann namens Wulger Dorn«, sagte das Wesen.
    » Gut«, murmelte sie, und wieder dachte sie an Sahif, der sie getragen und dann aus irgendeinem Grund wieder fallen gelassen hatte. Und sie dachte an ihren Vater, aber es fehlte ihr die Kraft, auch nach ihm zu fragen. Dann wurde es wieder dunkel um sie.
    Als Faran Ured von seinen drei Bewachern durch den Innenhof in die Burg geführt wurde, war das Chaos allgegenwärtig. Es war in den Straßen, wo eine kopflose Menge einem Schatten hinterherjagte, es war an den Toren, wo keine Wachen standen, und es war im Innenhof, wo Bedienstete ohne Verstand durcheinanderrannten und Gepäck ohne Rücksicht auf Größe und Sinn übereinanderstapelten. Es gab auch Männer, die Pferde vor eine Reisekutsche spannten, und andere, die sie mit Gepäck beluden. Ured entdeckte einen sehr dicken, weißhaarigen Mann inmitten des Durcheinanders, der mit fahrigen Bewegungen der Dienerschaft Anweisungen gab und damit das Chaos nur noch vergrößerte. Der Mann hatte es offenbar eilig fortzukommen. » Wer ist das?«, fragte er eine der Wachen, die wachsbleich auf der Treppe stand.
    » Graf Gidus, der Gesandte aus Frialis«, lautete die Antwort.
    » Weiter jetzt«, schnauzte ihn der Bergkrieger an.
    Sie
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