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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
Autoren: Torsten Fink
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sich in den Sims. Unter ihm wartete einige Ellen entfernt ein zweiter, noch schmalerer Ziersims – nichts, worauf ein Mensch hätte landen können. Sahif ließ dennoch los und hoffte, dass ein Schatten es vielleicht vermochte. Er landete, wankte – und stand. Jemand warf einen Speer nach ihm, aber irgendetwas warnte ihn rechtzeitig, und er duckte sich.
    » In den Hof, in den Hof, Männer!«, kommandierte der Hauptmann.
    Sahif sprang, ohne zu überlegen, und hörte, wie ein Armbrustbolzen dort in die Mauer schlug, wo er eben noch gekauert hatte. Er fiel, und der Boden wurde plötzlich undeutlich, als wartete dort ein falscher Schatten. Sahif landete hart, aber er landete nicht so hart, wie er befürchtet hatte. Er rollte sich ab und sah sich einem Hellebardier gegenüber, der zwischen ihm und Marberics Waffe stand und mit weitem Schwung zum Schlag ausholte. Sahif wich aus, der Soldat wurde von seinem eigenen Schwung aus dem Gleichgewicht gebracht, und Sahif ließ das Schwert Schwert sein und rannte. Ein Bolzen kam aus dem Nichts geflogen, verfehlte ihn weit, traf aber den Hellebardier mitten in der Stirn. Er stöhnte nicht einmal, als er zu Boden sackte. Das Tor zum unteren Burghof stand offen, und Sahif rannte darauf zu. Dann sah er auch von dort Soldaten heranhasten, die wohl gerade aus der Stadt zurückkehrten. Dort kam er nicht hinaus.
    Teis Aggi hatte seinen Gefangenen den Wachen und dem Bergkrieger anvertraut und war über den Markt zur Burg geeilt. Die ganze Stadt war in Aufruhr, denn jeder hatte den gewaltigen Knall gehört, der von der Burg gekommen war, und wer ihn doch nicht gehört hatte, spürte die bittere Kälte und sah das dichte Schneegestöber, das aus heiterem Himmel über die Stadt hereingebrochen war. Nestur Quent, dachte Aggi, dieser Schnee kommt von Nestur Quent. Kurzzeitig meinte er, es könnte ein gutes Zeichen sein, ein Zeichen, dass der mächtige Zauberer endlich gegen die Feinde des Herzogs vorging, aber als er die Burg erreichte, wurde er eines Besseren belehrt. Ein völlig verstörter Rekrut rief ihm zu, dass Meister Quent sich selbst und seinen Turm in die Luft gesprengt hatte. Im Vorhof waren eine Menge Menschen versammelt, Wachen, Mägde, Köche und andere Bedienstete, die nicht wussten, was sie tun sollten. Und dann rief jemand die Schreckensmeldung über die Burg: Der Herzog war tot. Hado III . war von einem Schatten ermordet worden. Lähmendes Entsetzen befiel die Männer und Frauen im Hof. Aggi konnte es nicht glauben. Der Herzog tot? Nein, das konnte, das durfte nicht sein!
    Eine Magd heulte laut auf, und auch dem einen oder anderen Mann standen Tränen in den Augen. Aggi schluckte, aber dann schüttelte er den Kopf. Es konnte nicht wahr sein, und wenn doch, dann musste er etwas unternehmen. » Mir nach, Männer!«, kommandierte er. Als er das obere Tor erreichte, hörte er ein gequältes Stöhnen. Der Schatten war dort, keine zehn Schritte entfernt, und hinter ihm einer der Soldaten, der von einem Armbrustbolzen getroffen worden war und tot am Boden lag. Für einen kurzen Augenblick stand Aggi dem Schatten gegenüber, Auge in Auge. Dann drehte sich der Schwarzgekleidete um und rannte davon.
    » Ihm nach!«, rief Aggi, von heißer Wut erfüllt.
    Sahif verharrte einen Augenblick. Die Männer dort sahen beinahe verängstigt aus, bis auf den einen, der sie anführte – es war schon wieder dieser Leutnant. Sahif fluchte, wandte sich nach rechts und floh in das nächste Gebäude hinein. Er stürmte eine Treppe hinauf, einen Flur entlang und fand die ersten vier Türen verschlossen. Die Männer waren schon im Gang, als er endlich eine unverschlossene Pforte entdeckte. Er riss die Tür auf und sah nur eine düstere Kammer mit einem viel zu schmalen Fenster. Er rannte weiter, am Ende des Ganges wartete eine weitere Treppe, die er hinaufstürmte. Er musste hinaus, aus der Burg, aus der Stadt, irgendwie, und er hoffte, dass die Fenster weiter oben größer waren. Er rannte bis zum obersten Stock und fand eine Tür zum Wehrgang. Seine Verfolger waren ihm dicht auf den Fersen, und aus einem der Türme zur Rechten stürmten jetzt weitere Männer hervor. Er rannte nach links, bis ihm auch von dort Männer entgegenkamen. Der erste hatte ihn schon erreicht. Sahif wich seinem Schwert aus, der Angriff war langsam genug – nein, es war diese eiskalte Ruhe, die ihm so klar und deutlich verriet, wo das Schwert hingehen würde, dass er genug Zeit hatte auszuweichen. Er wusste plötzlich, was zu tun
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