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Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten

Titel: Schattenprinz 01 - Der Prinz der Schatten
Autoren: Torsten Fink
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führten ihn eine Treppe hinab und durch einen Gang, den er schon kannte. Gar nicht weit von dort musste sich die Schatzkammer befinden, deren Lage ihm der freundliche Feldscher verraten hatte, aber natürlich führte man ihn nicht dorthin. Nein, es ging noch zwei Treppen hinab, und Ured begriff, dass man ihn ohne weitere Umwege in den Kerker werfen würde. Nun, wohin auch sonst, dachte er gelassen. Eine seltsame Ruhe erfüllte ihn. Hado war tot, die Baronin am Ziel – das hieß, dass sein Auftrag erfüllt war. Nun konnte er daran denken, sich die Mittel zu beschaffen, die er brauchte, um seine Familie in Sicherheit zu bringen und dann dafür zu sorgen, dass er nie wieder in so eine Lage geraten würde.
    Die beiden Wachen schoben ihn über die Schwelle in einen düsteren Raum mit mehreren Zellen. Ein Wächter mit einem Holzbein saß dort auf einem Stuhl und starrte sie feindselig an.
    » Was soll das? Noch ein Gefangener?«, raunzte er.
    » Hast du keinen Platz mehr?«, fragte einer der Soldaten spöttisch.
    Nur eine der Zellen war verschlossen, und Ured erkannte mit einer gewissen Überraschung, dass hinter dem Gitter Köhler Grams im Stroh lag und schnarchte.
    » Was ist denn da oben los?«, fragte der Wächter, als er brummend seinen Schlüsselbund von der Wand nahm. » Alles schreit, alles rennt, aber keiner nimmt sich die Zeit, mir Bescheid zu geben.«
    » Weißt du es wirklich nicht, Mann? Der Herzog ist ermordet worden!«
    » Der Herzog? Bei allen Himmeln!«
    » Ja, bei allen Himmeln. Und jetzt beeil dich, der Mörder ist noch frei, und ich will mit auf die Jagd«, sagte der Wächter.
    » Und was ist mit dem da?«, fragte der Holzbeinige, deutete auf Ured und humpelte zu einer der Zellen.
    » Ich weiß es nicht. Angeblich hat er auch jemanden getötet.«
    » Es ist alles nur ein Missverständnis«, warf Faran Ured freundlich ein.
    » Die hier ist nicht besser oder schlechter als die anderen«, brummte der Wächter und meinte die Zelle. » Ein Mörder also.«
    » Ja, und er kann zaubern, heißt es. Du darfst ihm kein Wasser geben. Und hier, sein Beutel, verwahre ihn einstweilen.«
    » Wieso kein Wasser? Was denn sonst? Soll ich ihn verdursten lassen?«
    » Rahis Almisan hat gesagt, dass er zaubern kann und kein Wasser bekommen darf«, knurrte der Bergkrieger.
    » Wer?«, fragte der Wächter.
    » Nun mach schon«, drängte einer der Soldaten. » Leutnant Aggi hat das Gleiche gesagt.«
    » Aber er trägt keine Zauberzeichen.«
    » Siehst du! Ein ehrlicher Zauberer ist er also nicht. Gib ihm Wein, wenn du Angst hast, dass er dir verdurstet.«
    » Angst, Angst, davon rede ich nicht. Aber wer hat nachher die Scherereien, wenn er stirbt?«, fragte der Wächter. Er schob Ured über die Schwelle und schloss umständlich ab. » Und wann kann ich damit rechnen, dass jemand kommt und ihn zu den Verhören holt?«
    » Keine Ahnung. Der Herzog ist tot, Mann, wen kümmern da noch deine Gefangenen?« Der Soldat grinste breit und drückte dem Wächter Ureds Beutel in die Hand: » Hebe das hier einstweilen für uns auf. Vielleicht hast du Glück, und diese beiden bleiben dir für immer erhalten!«
    Faran Ured hörte die Soldaten davongehen. Er prüfte das Stroh und fand es zu feucht, um sich darin auszustrecken. Der Wächter warf ihm einen missmutigen Blick zu und humpelte zurück auf seinen Platz. Er murmelte vor sich hin, dass er auf diese Art Gesellschaft sehr leicht verzichten könne, und setzte sich wieder ächzend auf seinen Schemel. Ured nahm sich vor, ihn nicht allzu lange zu belästigen. Wie alle Kerker dieser Welt war auch dieser feucht, es drang sogar etwas Schnee durch die kleine vergitterte Öffnung unter der Decke ein, und er brauchte doch nur eine Hand voll Wasser und einen unbeobachteten Moment, um sich zu verabschieden.
    Auf dem nächsten Dach wurde Sahif bereits erwartet. Es war einer der Bergkrieger, und er führte zwei gebogene Schwerter, die er nun durch die Luft wirbeln ließ.
    Angeber, dachte Sahif und stürmte über die Ziegel hinauf. Dieses Mal musste er sich nicht einmal auf sein altes Ich verlassen, denn inzwischen hatte er ein Gefühl für die Dächer entwickelt, und er hatte schon bemerkt, wie glatt sie durch den Schnee geworden waren. Er rannte auf den Mann zu und sprang dann unter seinem Schlag hindurch, rutschte über das knirschende Dach und fing sich wieder ab.
    Sein Gegner brüllte wütend auf, verfolgte ihn und glitt aus. Mit einem Fluch polterte er das Dach hinab und verschwand.
    Leider
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