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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz
Autoren: M Bomm
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Bischofswerda gebracht, ihm aber vorsorglich Handschellen und Fußfesseln angelegt. Häberle ließ ihm Mineralwasser bringen und setzte sich ihm an einem modernen Schreibtisch gegenüber. Ein Uniformierter hatte sich einen Stuhl an die Tür gerückt, um dort Platz zu nehmen.
    »Ich verlang einen Anwalt«, erklärte Simbach bockig. Auch er hatte bei dem Kampf einige Blessuren davongetragen. Sein Hemd war zerrissen, ein Auge gerötet.
    »Das ist Ihr gutes Recht«, kam ihm Häberle entgegen und spürte schmerzhaft seine linke Schulter. »Aber es hat schon vielen geholfen, zunächst mal die Fronten abzustecken.«
    Simbach sah ihn nicht an, sondern starrte an die gegenüberliegende Wand.
    »Ich bin nicht hierher gefahren, um sie als Mörder Ihres Bruders zu entlarven«, machte der Kriminalist ruhig weiter. »Ich glaub nämlich, dass wir gar keinen Mörder suchen müssen.«
    Simbach drehte den Kopf nun doch zu ihm. Sein Blick war aber eiskalt.
    »Eigentlich wär Ihr Bruder zum Mörder geworden«, stellte Häberle seine Theorie in den Raum und fügte hinzu. »Wenn alles geklappt hätte.«
    Simbach zeigte keine Regung. Immerhin, so dachte Häberle, beharrte er jetzt nicht sofort auf einem Anwalt.
    »Der geniale Stromanschlag hat Korfus gegolten«, machte der Kriminalist weiter und sah in Simbachs fahl gewordenes Gesicht. »Wer die Idee dazu hatte, lassen wir dahingestellt. Aber Ihr Bruder Alexander konnte als gelernter Elektriker mit der Sache umgehen. Er hat Kabel besorgt, wie wir wissen – und er hat einen alten Schraubenzieher aus DDR-Zeiten im Kirchturm verloren. Die Sache war genial eingefädelt. Nur eines hat Ihr Herr Bruder leider übersehen: dass seit einiger Zeit die Glocken nicht nur morgens und abends zum Gebet läuten – sondern täglich auch um 15 Uhr. Kreuzläuten nennt man das.«
    Simbach schluckte und schwieg. Von seiner Stirn rannen Schweißperlen.
    »Er war offenbar gerade fertig mit seinem Werk – wenn man das so nennen darf. Da hat sich das Läutewerk eingeschaltet und ihn selbst getötet«, resümierte Häberle. Er wartete auf eine Reaktion, die es aber nicht gab. »Wäre das nicht passiert, hätte es irgendwann Korfus erwischt – vielleicht nach Tagen, vielleicht auch erst nach Wochen und Monaten. Die Falle für ihn wäre gestellt gewesen. Und wir hätten uns äußerst schwer getan, sie als solche zu erkennen. Denn – wer weiß -, vielleicht wäre dann Korfus’ Tod genauso wenig als Mord erkannt worden wie beinahe der Ihres Bruders. Natürlich hätte es auch einen anderen treffen können – aber die Wahrscheinlichkeit war gering. Nur Korfus, das wusste man, war als Glockenbeauftragter regelmäßig im Turm, wenn sich das Läutewerk einschaltete.«
    Simbach wandte seinen Blick wieder ab. Er schien zu erkennen, dass alles Leugnen nichts mehr helfen würde.
    »Es war also ein Unfall. Das wäre alles nicht so schlimm gewesen, wenn nicht das Handy für Beunruhigung gesorgt hätte. Sie wussten, dass Ihr Bruder alle wichtigen Daten und Adressen, worüber und von wem auch immer – jedenfalls offenbar ganz wichtige -, dass er diese nur in diesem Gerät aufbewahrte, um nirgendwo Notizbücher, Kalender oder sonstige Dinge herumliegen zu haben, die irgendjemanden in die Hände hätten fallen können. Doch nun ist dies ausgerechnet mit dem Handy passiert. Die Aufregung war zwar unbegründet, wie wir heute wissen, denn Ihr Bruder hatte offenbar alles mit einem Passwort abgesichert, wie dies mit modernen Geräten möglich ist.« Häberle überlegte. »Über die sogenannte Brieftaschenfunktion oder wie das heißt. So ähnlich jedenfalls.«
    Noch immer hörte Simbach ungerührt zu.
    »Also hat man Rolf Czarnitz beauftragt, das Ding zu suchen. Zuerst natürlich im Kirchturm, denn bis dahin waren ja noch keine polizeilichen Ermittlungen im Gange, weil alle, einschließlich der Doktor, noch geglaubt hatten, es liege ein natürlicher Tod vor. Czarnitz hat sich am Kinderfestabend in die Kirche gemogelt, ist raufgestiegen – und dann hats um 20 Uhr geläutet. Den Rest kennen wir. Zuvor ist ihm die alte Mesnerin Gunzenhauser in die Quere gekommen.«
    »Das müssen Sie erst mal beweisen.«
    »Dafür gibts genügend Indizien«, erwiderte Häberle ruhig und gelassen. »Wie so oft im Leben, stand am Anfang allen Übels eine Liebesbeziehung. Ihr Bruder mit Frau Korfus. Ausgerechnet mit jener Frau, die Sie, Herr Simbach, an Ostern 1989 einkerkern ließen.«
    Er zuckte zusammen und sah wieder zu Häberle.
    »Das hat alte
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