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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz
Autoren: M Bomm
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Wunden aufgerissen, und das Gleichgewicht des Schreckens zwischen Ihrem Bruder und Torsten Korfus drohte auseinander zu driften. Ich denke, Sie verstehen, was ich meine: hier einer der letzten Henker der DDR, da ein Grenzsoldat mit Todesschuss.«
    »Was sollen diese alten Geschichten?«
    »Man muss sie kennen, um alles zu verstehen«, entgegnete der Ermittler. »Sie, ja Sie, davon bin ich felsenfest überzeugt, haben den Entschluss gefasst, Korfus endgültig zu beseitigen. Und zwar mithilfe Ihres Spitzels namens Sergije, den Sie geschickt bei Ihrem Bruder im Betrieb platziert haben.«
    »Das ist eine Unverschämtheit«, brauste Simbach auf. »Ich verlange jetzt augenblicklich einen Anwalt.«
    Häberle überging diese Forderung. »Sergije hat auf das Ehepaar Korfus geschossen – mit einer russischen Tokarev. Wir haben sie sichergestellt und werden dies beweisen können. Wahrscheinlich haben Sie ihm mit Ihren vielfältigen Beziehungen in alte Stasikreise diese Waffe besorgt.«
    Simbach stieß mit seinen gefesselten Händen wütend das volle Wasserglas vom Tisch. Es zerschmetterte auf dem gefliesten Boden.
    Der Uniformierte an der Tür sprang auf und herrschte Simbach an. »Wenn Sie sich nicht benehmen, werden Sie an den Stuhl gefesselt.«
    »Ich verlange augenblicklich einen Anwalt«, schrie Simbach und stieß heftig mit den Schuhen gegen den Schreibtisch.
    Häberle blieb weiterhin gelassen. »Ihr Wunsch wird gleich erfüllt. Sie sollten nur noch eines zur Kenntnis nehmen, damit Sie überhaupt wissen, weshalb wir Sie morgen früh dem Haftrichter vorführen werden: Sergije hat auf Ihre Anordnung hin auch letzte Nacht das Dekanat durchsucht und sollte wohl Akten oder Dokumente beseitigen, die dort in den vergangenen Tagen zusammengetragen wurden. Er hat bei der Gelegenheit das Haus abfackeln wollen – ohne Rücksicht darauf, ob dort jemand in den Flammen umgekommen wäre. Ich will nicht viel sagen, Herr Simbach, aber die Justiz in Ulm ist in solchen Fällen bockelhart. Gegen den Auftraggeber und gegen den, ders ausführt.«
    »Halten Sie doch endlich Ihren Mund«, giftete Simbach.
     
    Häberle hatte schlecht geträumt. Als er um 9 Uhr von seinem Handywecker aus dem Schlaf gerissen wurde, fühlte er sich elend. Sein Schädel brummte noch immer, die Schulter hämmerte und auch im linken Knie spürte er Schmerzen. Er rief Susanne an, duschte heiß und packte seinen Koffer. Das Frühstück im Hotel war zwar üppig, aber sein Appetit hielt sich in Grenzen. Er wollte so schnell wie möglich zurückfahren und ein Wochenende lang nur schlafen. Vielleicht würde er mit Susanne demnächst im Wohnmobil in die Oberlausitz kommen, vor allem aber dieses beschauliche Städtchen Bischofswerda mal genauer anschauen. Kollege Lars Holler hatte ihm angeboten, ihn zu den Besonderheiten der Gegend zu führen. Häberle freilich war nicht direkt darauf eingegangen, zumal die Frage im Raum stehen geblieben war, weshalb der Einsatzleiter die Verständigung per Handy vorgeschlagen hatte, obwohl er aus polizeilichen Ermittlungen hätte wissen müssen, dass sich die alten Stasikameraden in einem Keller trafen. Jedem Schulbub war doch heutzutage klar, dass Handynetze nur in günstigsten Fällen bis in den Keller reichten.
    Am frühen Abend hatte Häberle wieder Geislingen erreicht. Obwohl es Samstag war und der Fall als aufgeklärt galt, waren sämtliche Kollegen der Sonderkommission in den Lehrsaal gekommen. Häberle dankte ihnen zunächst für die intensive Arbeit, die sie seit Dienstag geleistet hatten, und berichtete dann von seinen Erlebnissen. »Unser Mörder ist nie einer gewesen«, resümierte er. »Dafür muss sich Anton Simbach wegen Beihilfe und Anstiftung zu schweren Straftaten verantworten – und Sergije wegen zwei- oder gar dreifachen versuchten Mordes und Brandstiftung.«
    »Und die anderen Jungs, die Sie getroffen haben?«, wollte Fludium wissen.
    Häberle zuckte mit den Achseln. »Gegen Kissling wurde heut früh auch Haftbefehl erlassen – wegen dieser Handygeschichte mit Faller. Aber Oehme und diesen Dritten, der plötzlich aufgetaucht ist, hat man wieder laufen lassen. Alle sind sie zwar Ewiggestrige, aber dies allein ist halt nicht strafbar. Und was mit Korfus und seiner finstren Stasivergangenheit geschieht, wird die hiesige Justiz klären müssen.«
    Linkohr drängte sich in den Vordergrund. »Mich würd nur eins noch interessieren. Sie waren doch zu einem frühen Zeitpunkt davon überzeugt, dass dieser Sergije eine dubiose
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