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Schattennetz

Schattennetz

Titel: Schattennetz
Autoren: M Bomm
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wartete. Verstärkt hatte sich die Unruhe, nachdem aus Göppingen der Hinweis der Dekanin weitergeleitet worden war. Sofort ließ sich Fludium mit einem der leitenden Beamten des Dresdner Landeskriminalamts verbinden und schilderte ihm die Situation. Er habe allergrößte Sorge, dass der wichtige Einsatz in Bischofswerda möglicherweise nicht so ablaufen könnte, wie es notwendig erscheine, erklärte er – dies natürlich in der Hoffnung, nicht gerade an Holzapfel geraten zu sein. Der Kollege in Dresden versprach, sich sofort um die Angelegenheit zu kümmern.
    Linkohr hatte inzwischen mit richterlicher Genehmigung Sergijes kleine Einzimmerwohnung durchsuchen lassen. Dabei war es polizeilichen Computerexperten relativ schnell gelungen, das Passwort des E-Mail-Systems zu knacken. Sergije hatte sich als Adresse das Pseudonym ›Tundra‹ zugelegt und – so entnahm es Linkohr jetzt den Ausdrucken der Kollegen – einen regen Email-Verkehr mit einer Adresse namens ›Look4X4X18‹ geführt. Die Experten hatten hinter den Zahlen den 4. und 18. Buchstaben des Alphabets vermutet – DDR. Zuletzt war in einem solchen Schreiben an das ›Protokoll 19‹ erinnert worden. Die Computerexperten ließen Linkohr wissen, dass sie bisher kein solches Protokoll gefunden hätten, jedoch für die Auswertung der Computerfestplatte sicher noch einige Tage bräuchten.
    »Schau dir das an«, sagte Linkohr und legte die Papiere dem Kollegen Fludium auf den Tisch. »Zumindest schon mal der Beweis, dass Sergije keinesfalls der gutmütige Azubi ist, für den man ihn in der Getränkehandlung gehalten hat. Anton hat ihn nicht aus reiner Nächstenliebe in den Betrieb seines Bruders vermittelt.«
    »Im Computerjargon würd man Trojanisches Pferd sagen«, resümierte ein jüngerer Kollege, der sich jetzt auch die Unterlagen besah.
    »Und er war der Mann fürs Grobe«, meinte Fludium. »Aber wir sitzen hier rum und können nichts tun.« Er trommelte mit den Fingern auf den Schreibtisch. Wenn sich Häberle nicht meldete, hatte das nichts Gutes zu bedeuten. Linkohr unternahm zum wiederholten Mal den Versuch, ihn auf dem Handy anzurufen. ›The person you’ve called is temporary not available‹, hauchte die weibliche Automatenstimme wieder. »Funkloch«, kommentierte Linkohr und legte enttäuscht und besorgt auf.
    Fludium wollte nicht mehr länger auf Nachricht aus Dresden warten, sondern ließ sich von der Telefonauskunft die Nummer des Polizeireviers von Bischofswerda geben und gleich verbinden. Es meldete sich sofort die tiefe, sächselnde Stimme eines Kollegen. Fludium stellte sich vor und erklärte, worum es ihm ging. Er wolle nur wissen, ob gerade in einem Gewerbegebiet, das Häberle noch am Nachmittag telefonisch benannt hatte, ein größerer Polizeieinsatz im Gange sei.
    Der Kollege zögerte und wurde amtlich. Er dürfe darüber keine Auskunft geben, zumal er ja nicht wisse, wer da anrufe. Fludium war darüber für einen Moment verärgert, hatte dann aber Verständnis für diese Vorsichtsmaßnahme und schlug dem Beamten vor, zurückzurufen. Damit auch da jeder Trick ausgeschlossen war, gab er ihm nicht die Durchwahlnummer, sondern jene der Zentrale, von der aus er sich weiterverbinden lassen musste. Zwei Minuten später war der Rückruf da. »Ich kann Ihnen bestätigen, dass die Kollegen der Kripo draußen sind. Sie sind in das Objekt eingedrungen.« Der Mann atmete auf, musste sich aber sogleich eingestehen, dass dies weder eine gute noch eine schlechte Nachricht war. »Und unser Kollege?«, fragte er deshalb vorsichtig nach. Im Hintergrund war aufgeregter Sprechfunkverkehr zu hören. »Moment«, sagte der Polizist und legte offenbar den Hörer beiseite, um sich in den Funkverkehr einzumischen.
    Fludium war aufgestanden, die Gespräche im Raum verstummt. »Sie sind im Einsatz«, wandte er sich an die Kollegen, die angespannt auf weitere Nachricht warteten. Endlich nahm der Polizist in Bischofswerda den Hörer wieder zur Hand. »Wir können noch nichts sagen. Aber es ist ein Schuss gefallen.«
     
    Dekanin Gertrud Grüner war wieder hellwach. Torsten Korfus hatte ihr geschildert, dass er felsenfest davon überzeugt sei, dass Simbach ihn habe töten wollen. Und dass Sergije von dessen Bruder Anton beauftragt gewesen sei, die heimlichen Kontakte zu halten – auch, was die Immobiliengeschäfte von Rolf Czarnitz anbelangt habe. »Sie haben mir keine Ruhe gelassen«, sagte er in sich zusammengesunken. »Ich wollte wirklich Abstand gewinnen –
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