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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer
Autoren: Kristen Callihan
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Atem stockte. »Beende es nicht.«
    Doch er schüttelte langsam den Kopf. »Du warst es, die es beendet hat. Ich möchte ein normales Leben. Eine normale Ehefrau. Aber ich würde lieber allein leben, als mein Leben lang so zu tun, als liebe ich ein Monst …«
    Bei ihrem scharfen Aufkeuchen biss er die Zähne zusammen, doch dann fuhr er eisern fort, als habe er ihr nicht gerade mit seinen Worten das Herz durchbohrt. »Als mit jemandem zu leben, dem ich nicht vertrauen kann.«
    Sie hörte seine Schritte, stark und entschlossen, als er an ihr vorbeiging.
    »Es tut mir leid«, sagte er knapp, als er die Tür erreicht hatte.
    Miranda blinzelte einen Tränenschleier fort. »Was ist mit Vater?«, brachte sie krächzend hervor, dann leckte sie sich die trockenen Lippen. »Dem Schiff?«
    Aus dem Augenwinkel sah sie ihn innehalten, doch er drehte sich nicht um, um sie anzusehen. »Ich habe schon mit ihm gesprochen. Er ist einverstanden, mich trotzdem zu behalten.«
    Miranda hielt den Atem an. Er hatte es ihrem Vater zuerst gesagt? Sich seinen Platz bei ihm gesichert? Kein Wunder, dass Vater sich heute Morgen rar gemacht hatte. Ein roter Schleier trübte ihren Blick, kurz darauf gefolgt vom Brennen heißer Tränen. Sie würde nicht zulassen, dass er sie weinen sah.
    »Verschwinde.« Sie biss die Zähne zusammen, als der Nebel dunkler wurde. Geh nicht. Bleib. Sag mir, dass du mich brauchst. Sag mir, dass du mich um meiner selbst willen liebst. Ihre Eingeweide krampften sich zusammen. Er ließ sie allein. Vergiss das Weinen. Sie würde sich übergeben müssen, mitten auf ihren kostbaren rosa Taft.
    »Leb wohl«, sagte er.
    Zwei Worte, um eine lebenslange Freundschaft zu beenden.

7
    London, später am gleichen Tag
    Irgendwie hatte sie es zurück nach Hause und in ihr Zimmer geschafft. Kaum war die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen, blinzelte Miranda mehrmals gegen den Schmerz, der in ihr aufwallte, bis sie es nicht mehr zurückhalten konnte. Mit einem Schluchzen vergrub sie den Kopf in den verschränkten Armen und weinte. Sie versuchte es leise, würdevoll zu tun. Nur, dass ihr das nicht ganz gelingen wollte. Ihre Schultern zitterten, als heftige Schluchzer aus ihr herausbrachen. Zugegeben, es fühlte sich gut an zu weinen, wie eine Erleichterung.
    »Heulst du?«, erklang die Stimme ihres Patienten von der anderen Seite des Zimmers her.
    Mirandas Kopf ruckte hoch. Oh Gott, sie hatte ihren Gast völlig vergessen. »Ja«, brachte sie hervor.
    Zwei engstehende braune Augen wurden schmal vor Abscheu. »Na, dann hör damit auf. Das ist verdammt jämmerlich.«
    »Ich bin nicht jämmerlich!« Sie wischte sich die Nase am Ärmel ab, dann schauderte sie angewidert, erhob sich stolpernd und suchte nach einem anständigen Taschentuch.
    »Doch, bist du.« Mühsam setzte Billy sich im Bett auf. »Nur Babys heulen. Heulen bringt überhaupt nix, außer dass es dich was fühlen lässt. Und was soll da dran schon gut sein?«
    Sie fand ein Taschentuch und schnäuzte sich kräftig, dann funkelte sie Billy finster an. »Weinen ist eine absolut sinnvolle Handlung.«
    »Aye, für kleine Jungs und Mädels. Bist du vielleicht ’n kleiner Hosenscheißer? Tut’s dir leid, was du getan hast?«
    »Jetzt nicht mehr.« Sie schleuderte das Taschentuch beiseite und ging steif zum Bett hinüber. Billy starrte mürrisch zu ihr hoch, dünne, weiße Falten um den Mund. Sie würde mehr Laudanum besorgen müssen.
    Als sie sein Kissen aufschüttelte, schnaubte er. »Was dann? Hast du dich nochmal mit deinem Alten gestritten?«
    Sie wandte sich ab. »Nein.«
    Unglücklicherweise war der Tölpel nicht so einfältig wie er aussah. »Hast du doch.«
    »Heute war mein Hochzeitstag.«
    Billy warf einen Blick auf ihr feines Kleid, und seine Augen weiteten sich. »Teufel nochmal, Mädel! Was machst du denn dann hier noch? Na los, ab mit dir!«
    Ein zittriger Seufzer durchfuhr sie, und sie wandte sich zu ihm um. »Ich sagte ›war‹, oder etwa nicht?« Verdammte, lästige Tränen. Sie drohten schon wieder hervorzubrechen, deshalb holte sie noch einmal tief Luft. »Und mit ›war‹ meine ich, dass er es nicht mehr ist.«
    Verwirrt legte Billy das Gesicht in Falten, doch irgendetwas musste ihm dämmern, denn er kniff die Lippen zusammen. »Was ist passiert, Schätzchen?«
    Merkwürdigerweise ertappte sie sich dabei, dass sie sich auf das Fußende des Bettes sinken ließ. »Er … Die Sache mit dir …« Angestrengt konzentrierte Miranda sich auf die Nähte der gesteppten
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