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Schattenfeuer

Schattenfeuer

Titel: Schattenfeuer
Autoren: Dean R. Koontz
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Rande des Swimming-Pools.
    Ben riß einen breiten Streifen von seinem Hemd ab und verwendete ihn als Aderpresse für das verletzte Bein Jerrys, zog den Verband mit dem langen Schalldämpfer von Anson Sharps Waffe stramm.
    »Eigentlich ist das Ding gar nicht nötig«, wandte er sich an Peake, als das Heulen der Sirenen noch lauter wurde und das Prasseln und Trommeln des Regens übertönte. »Aber wir sollten trotzdem auf Nummer Sicher gehen. Die Wunde ist ziemlich blutig, doch eine Arterie scheint nicht verletzt zu sein. Vermutlich haben Sie ziemliche Schmerzen, nicht wahr?«
    »Komische Sache«, entgegnete Peake. »Ich spüre fast gar nichts.«
    »Der Schock«, sagte Ben besorgt.
    »Nein«, widersprach Peake und schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich nicht. Ich fühle keine Symptome eines beginnenden Schocks -und ich kenne sie genau. Ich schätze, es gibt eine andere Erklärung.«
    »Und welche?«
    »Die Entscheidung, die ich eben traf, die Tatsache, daß ich meinen eigenen Chef erschoß, als er den Verstand verlor -Himmel, ich will verdammt sein, wenn mich das in der DSA nicht zu einer Legende macht. Das begriff ich erst nach seinem Tod. Nun, vielleicht sind lebende Legenden nicht so schmerzanfällig wie normale Menschen.« Er lächelte schief.
    Ben runzelte nur die Stirn. »Ganz ruhig«, sagte er. »Versuchen Sie, sich zu entspannen...«
    Jerry Peake lachte. »Ich leide nicht an einem Delirium, Mr. Shadway. Nein. Verstehen Sie denn nicht? Ich bin nicht nur eine Legende, sondern kann noch immer über mich selbst lachen. Und das bedeutet: Vielleicht habe ich wirklich das notwendige Zeug. Ich meine, möglicherweise werde ich tatsächlich zu einer Berühmtheit -ohne daß mir ein solcher Ruf zu Kopf steigt. Und das ist doch eine wirklich
    prächtige Selbsterkenntnis, oder?«
    »Ja«, bestätigte Shadway.
    Die Nacht war erfüllt vom Heulen der Sirenen, dann dem Quietschen von Bremsen und schließlich dem Geräusch eiliger Schritte, die sich von der Zufahrt her näherten.
    Schon bald mußten sie damit rechnen, daß man ihnen Hunderte von Fragen stellte: die Polizeibeamten von Las Vegas, Palm Springs, Lake Arrowhead, Santa Ana, Placentia und anderen Orten.
    Und wenn die Verhöre schließlich zu Ende gingen, folgte der Spießrutenlauf durch die Medien. (»Wie fühlen Sie sich, Mrs. Leben? Was empfinden Sie angesichts des mörderischen Amoklaufs Ihres Mannes? Was spürten Sie, als er sie packte und fast umgebracht hätte? Was fühlten Sie dabei?«) Die Reporter und Journalisten - vermutlich noch hartnäckiger und erbarmungsloser als die Polizei.
    Jerry Peake und Julio Verdad wurden zum Krankenwagen getragen, und die uniformierten Beamten von Las Vegas bewachten die sterblichen Überreste Anson Sharps, um sicherzustellen, daß sie niemand anrührte, bis der Leichenbeschauer eintraf. Detektiv Hagerstrom berichtete, Whitney Gavis habe das Hospital gerade noch rechtzeitig genug erreicht und komme durch, nahm dann im Rettungswagen Platz, um seinem Partner Julio Gesellschaft zu leisten. Ben und Rachael traten unter das Aluminiumvordach und genossen die Ruhe. Zunächst schwiegen sie, schmiegten sich nur aneinander. Dann schienen sie zu begreifen, daß sie nicht lange allein bleiben würden, noch einige anstrengende Stunden über sich ergehen lassen mußten. Und daraufhin sprachen sie beide gleichzeitig.
    »Du zuerst«, sagte Ben, hielt die junge Frau auf Armeslänge von sich und sah ihr in die Augen.
    »Nein, du. Was wolltest du sagen?«
    »Ich überlegte gerade...«
    »Ja?«
    »Nun, ich fragte mich, ob du dich erinnerst.«
    »Ah«, machte Rachael und wußte instinktiv, was Ben meinte. »Als wir an der Straße nach Palm Springs haltmachten«, sagte er.
    »Ja, ich erinnere mich.«
»Der Antrag.«
»Ja.«
»Der Heirats antrag.«
»Ja.«
»Es war mein erster.«
»Das freut mich.«
»Es hätte romantischer sein können, nicht wahr?«
»Nun, ich fand es recht nett«, antwortete Rachael. »Gilt
    das Angebot noch?« »Ja. Und interessiert es dich nach wie vor?« »Und ob«, sagte die junge Frau. Ben zog sie an sich. Sie schlang die Arme um ihn, und ob
    gleich sie sich geborgen fühlte, schauderte sie plötzlich. »Es geht alles in Ordnung«, sagte Ben. »Jetzt droht keine Gefahr mehr.«
    »Nein, jetzt nicht mehr«, seufzte Rachael und lehnte den Kopf an seine Brust. »Wir kehren in den Orange County zu rück, in eine Welt des ewigen Sommers. Wir heiraten, und ich sammle Spielzeugeisenbahnen mit dir. Ja, wir hören uns Swing-Musik
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