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und der tanzende Derwisch

und der tanzende Derwisch

Titel: und der tanzende Derwisch
Autoren: Dorothy Gilman
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Prolog
    Zwei Tage warteten sie bereits zwischen den niedrigen Dünen, wo ganz in der Nähe ein paar Ziegen ihren Hunger mit dem kärglichen Wüstengras zu stillen versuchten. Sie waren Reguibat, Angehörige eines Stammes, der seit Jahrhunderten in der Sahara zu Hause war, und sie sahen auch wie einfache Nomaden aus, außer daß jeder eine Neunmillimeter-MP auf den Rücken geschnallt hatte und die Zelte hinter ihnen zwei getarnte Landrovers verbargen. Sie trugen khakifarbene Dschellabahs, die mit dem Khakibraun der Wüste verschmolzen, und gewickelte Turbane, die ihr Kinn und fast auch noch die Augen verbargen. In der flachen, leeren Weite der Wüste bewegte sich nichts außer einem Geier, der langsam herabflog, um sich das kleine frig, das Lager, anzusehen und festzustellen, ob die zwei Männer, die auf der niedrigen Düne lagen, tot oder lebendig waren. Als einer der beiden seinen Feldstecher an die Augen hob, drehte der Geier, um seine Hoffnung betrogen, ab und setzte seinen Flug nach Süden fort.
    Der Ältere sagte: »Er hätte schon gestern hier sein müssen, und ich glaube auch nicht, daß er heute kommt.«
Sein Begleiter nickte. »Es ist nicht gut. Brechen wir bei Sonnenuntergang auf?«
Der Ältere brummte. »Wir sind bereits zu lange hier, nur gut, daß uns keine Flugzeuge, sondern nur Geier entdeckt haben.« Er warf einen Blick auf die Sonne, dann nickte er. »In einer Stunde laden wir Zelte und Ziegen ein und verschwinden.«
»Meinst du, daß es Schwierigkeiten gegeben hat? In seiner Nachricht war von Gefahr die Rede, und er fühlte sich beobachtet.«
Der Ältere hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben. »Seine Nachricht lautete auch, daß er nächste Woche bei uns sein wird, wenn es diese nicht geht.« Er nickte. »Inschallah, er wird kommen.« Er justierte sein Fernglas und blickte noch einmal hindurch, doch auch jetzt war nichts zu sehen als leere Wüste und der Horizont, der unter der gnadenlosen Sonne flimmerte und verschwamm. Schließlich kehrten sie zu ihren Zelten zurück, um die Dunkelheit abzuwarten.

1
    Carstairs saß an seinem Schreibtisch hoch oben im CIAGebäude und studierte die Fotografie, die vor ihm lag. »Er gefällt mir nicht, Bishop«, sagte er verärgert. »Mir gefällt absolut nicht, wen sie da in Kairo für uns ausgewählt haben. Ich habe ein verdammt ungutes Gefühl dabei, diesen Mann allein nach Marokko zu schicken. Es ist ein viel zu wichtiger Job — sieben Menschenleben stehen auf dem Spiel, verdammt!«
    Sein Assistent, der ihm gegenübersaß, gab höflich zu bedenken: »Kairo war bisher immer sehr zuverlässig, Sir. Haben Sie einen besonderen Grund ständig ›Verdammt‹ zu sagen? Ich gebe ja zu, daß Jankos Schnurrbart für meinen Geschmack etwas übertrieben ist, aber ansonsten ...«
    Carstairs erwiderte finster: »Sie übersehen sein Gesicht, Bishop, die Augen, den Mund. Er sieht unverschämt aus für mohammedanischen Geschmack, ja arrogant! Natürlich ist mir klar, daß er der einzige mit Arabischkenntnissen ist, den sie in so kurzer Zeit finden konnten, trotzdem...« Leiser und mit noch finsterer Miene fuhr er fort: »Sie wissen, wie verwundbar die Atlasgruppe ist, nur ein Ausrutscher, eine vorschnelle Entscheidung, eine falsche Person...« Er schüttelte den Kopf. »Nach Jahren der Feindseligkeiten nehmen Marokko und Algerien plötzlich diplomatische Beziehungen auf, wer weiß, was da passieren kann, welche Schlingen sich zuziehen könnten, oder - verzeihen Sie meine Vermischung von Metaphern — welche Höllen für unsere Atlasgruppe losbrechen könnten, vor allem, wenn wir entdeckt werden. Und jetzt das!«
    Geduldig versuchte Bishop es aufs neue. »Es könnte ein sehr schlechtes Foto sein. Zu dumm, daß er in Kairo ist; wenn Sie ihn sehen könnten, würden Sie vielleicht Ihre Meinung ändern. Ich verstehe nicht so recht, was Sie haben, Sir.«
    »Ich auch nicht«, brummte Carstairs. »Jedenfalls ist es ein sehr scharfes Foto, und irgendwie habe ich kein gutes Gefühl, wenn ich mir diesen Janko ansehe. Natürlich ist mir klar, daß wir unbedingt jemanden brauchen und nur er zur Verfügung steht; aber ich würde mich verdammt viel wohler fühlen - so wie er aussieht -, wenn wir ihm jemanden mitgeben könnten, der ihn im Auge behält und seine Tarnung als Tourist glaubhafter macht. Ich finde, er sieht einfach nicht wie ein harmloser Tourist aus. Es müßte jemand sein, der seiner Erscheinung die Ecken und Kanten nimmt, er kommt mir ausgesprochen hochnäsig und beleidigend
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