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Invasion der Götter

Invasion der Götter

Titel: Invasion der Götter
Autoren: Jason Atum
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Kapitel 1
     
    Irak zur Zeit des Osmanischen Reiches – 1510 A. D.
     
    Nur das flackernde Licht der Fackeln erleuchtete den schmalen, seltsam geformten Korridor. Der Weg dorthin war nicht minder dunkel und mysteriös, denn er hatte sie durch ein schwarzes Nichts geführt.
    Es war Orhans Entdeckung, er hatte den röhrenartigen Abstieg gefunden, der sie mehrere Meter unter die Oberfläche führte. Er war sich sicher, dass dieser Fund ihm und seiner Familie zu großem Reichtum und Ansehen verhelfen würde. Seinen Männern stand die Angst redlich ins Gesicht geschrieben, da sie befürchteten, sie könnten den großen und allmächtigen Allah mit ihrem Eindringen in den verborgenen Ort verärgern. Orhan scheute sich jedoch nicht davor, Risiken einzugehen oder gar Fehler zu machen. Und genau diese Eigenschaften machten ihn zu einem würdigen Nachfolger seines Vaters, ihres Stammesführers. Er, und nicht sein jüngerer Bruder, war dafür bestimmt. Murad war der Bedächtigere von beiden, der stets alles abwog und seine Chancen kalkulierte. Er versuchte, seine Angst mit der Faszination von den spiegelglatten Wänden zu verdrängen. Noch nie zuvor hatte er etwas derart Makelloses gesehen. Der junge Mann wunderte sich, dass die ungewöhnlichen Wände, obgleich so tief unter der Erde und fernab vom Sonnenlicht, ein leichtes Leuchten abgaben. Es wurde nicht von den Fackeln verursacht, deren Licht sich von dem der Wände unterschied – dieses war eher bläulich schimmernd. Woher es stammte und wie es entstand, konnte sich der junge Osmane nicht erklären. Auch wenn die Neugier in ihm sehr stark war, meldete sich vehement ein ungutes Bauchgefühl, als ob er ahnte, dass ihnen nichts
    Gutes bevorstünde. Murad griff, getrieben von seiner achtsamen und skeptischen Natur, nach dem Arm seines älteren Bruders.
    »Orhan. Lass uns umkehren. Ich habe kein gutes Gefühl«, sprach er zu ihm. Doch Orhan entriss sich aus dem intensiven Griff. Er kannte seinen kleinen Bruder nur zu gut und wusste, der Jüngste der Al Redirs fand keinen Gefallen daran, dass sie sich ihren Reichtum durch Diebstahl verschafften. Schon als Kind hatte Murad sich geweigert, an den Streifzügen seines nur ein Jahr älteren Bruders Orhan durch ihr Dorf teilzunehmen, da er es für zu gefährlich hielt. Er hatte zu große Angst, erwischt zu werden, da man Dieben zur Strafe die Hand abschlug, selbst wenn es sich noch um Kinder handelte. Orhan war sich jedoch auch darüber im Klaren, dass Murad kein Talent zum Stehlen aufwies, daher verteidigte er ihn innerhalb der Familie und nahm ihn stets in Schutz.
    »Es ist der Wille Allahs, dass ich dies gefunden habe. Er wird uns beschützen, mein Bruder, also habe Vertrauen in den Allmächtigen.« Diese Worte beruhigten Murad nicht wirklich. Doch trotz aller Furcht wich er seinem Bruder nicht von der Seite. Er winkte ihren Männern, die ihnen mit ängstlichen Gesichtern folgten.
    Der Korridor war nur wenige Meter lang, und an seinem Ende befand sich eine steinerne Pforte, die ebenso makellos war wie die Wände. Einen Unterschied gab es jedoch – auf der Pforte befanden sich Schriftzeichen, wie sie die Brüder noch nie gesehen hatten. Doch dies war noch nicht einmal das Ungewöhnlichste. Murad kannte sich mit der Arbeit an Hammer und Meißel aus, hatte sie bereits unzählige Male selbst verrichtet, doch diese Zeichen wiesen keinerlei Spuren dieser Instrumente auf. Wie war eine derart saubere und präzise Arbeit möglich? Für den jungen Osmanen undenkbar, geradezu fremdartig – beinahe göttlich. Was mochten die Zeichen bedeuten?, fragte er sich als Nächstes, war es vielleicht ein Willkommensgruß oder gar eine Warnung?
    Die Brüder untersuchten die Pforte, die keinen Griff zum Öffnen zu besitzen schien. Orhan fluchte im Stillen darüber, vielleicht so kurz vorm Ziel zu scheitern, während Murad unmittelbar rechts von der steinernen Pforte eine kleine Vertiefung in Form einer menschlichen Hand entdeckte. Seiner natürlichen Vorsicht zuwider, gewann in diesem Augenblick die Neugier. Der junge Mann legte seine gespreizte flache Hand in die Vertiefung. Ein kurzer stechender Schmerz in der Handfläche trieb ihn dazu, sie nach nur wenigen Sekunden erschrocken herauszuziehen. Beim Betrachten der schmerzenden Stelle fiel ihm ein winziger Einstich auf, der jedoch zu klein war, als dass Murad daraus hätte bluten können.
    Was dann geschah, ließ ihn den Schmerz sofort vergessen. Die Pforte verdunkelte sich, bis sich schließlich ein
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