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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch
Autoren: Markolf Hoffmann
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einmal seinem Spießgesellen Scorutar hat er dieses Geheimnis anvertraut.«
    »Ja, und er wird Euch weiterhin beschützen.« Garalac linste durch einen Spalt in der Tür auf den dahinterliegenden Gang. »Was immer Ihr auch getan habt, Ihr seid der Sohn seines besten Freundes - meines einstigen Herrn.«
    »Torsunt«, entfuhr es Akendor. »Mein lieber, guter Vater Torsunt!« Er spuckte auf den Boden. »Warum kann er nicht wie andere Väter in der Erde verrotten und mich in Frieden lassen? Habe ich darum gebeten, sein Erbe anzutreten? Habe ich darum gebeten, der Kaiser dieses Reiches zu werden? Oh, es wäre besser gewesen, die Fürsten hätten mich in Thax erschlagen …« Er preßte beide Fäuste gegen den Kopf. »Die Hunde … sie bellen schon wieder! Ich höre sie, ganz in der Nähe …«
    Tatsächlich drang das Geheul der Wildhunde aus dem Garten empor. Garalac versuchte den Kaiser zu beruhigen. Immer wieder sah er sich nach der Tür um und lauschte. Doch das Grollen des Erdbebens war stärker geworden, und so überhörte Garalac die Schritte auf dem Gang.
    »Die Hunde!« Akendor klammerte sich an seinen Diener. »Und die Schatten … Vorhin im Garten war dieser Mann, am Pavillon … er kam mir bekannt vor. Mir ist, als hätte ich vor Jahren ein Bild von ihm gesehen … dort, Garalac, sieh! - in der Ecke - er ist es! Er lauert in den Schatten!«
    Garalac kniff die Augen zusammen. Tatsächlich lag eine Ecke des Raums im Dunkeln; Akendor hatte den schweren Vorhang zugezogen, um das aus dem Garten dringende Hundegebell zu dämpfen. »Siehst du ihn, Garalac? Seine Hand - dürre Finger, die mir aus der Dunkelheit zuwinken!« Akendor drückte sich gegen die Wand neben der Tür. »Was will er von mir?«
    Das Beben war so stark geworden, daß Garalac den Halt verlor und zu Boden stürzte. Über ihm knirschte die Decke. Aus der Ferne war ein Rumpeln zu hören, als ob eine Wand in sich zusammenkrachte. »Wann holen sie uns endlich?« fluchte er. »Will Binhipars Familie uns hier verrecken lassen?« Fieberhaft suchte er nach einer Fluchtmöglichkeit. Doch dann drehte sich ein Schlüssel im Türschloß. Die Tür schwang zurück - und dort stand Fürst Binhipar, in Begleitung seines Sohnes.
    »Binhipar … Ihr lebt!« Garalacs Augen hellten sich auf. »Ich wußte, daß Ihr nicht so leicht zu ermorden seid.« »Geh mir aus dem Weg, Troublinier«, knurrte der Fürst. Er entdeckte den Kaiser, der sich auf dem Boden zusammengekauert hatte. Akendor keuchte; er wies in die Ecke, schien nach etwas zu greifen. »Sein Zustand hat sich also nicht gebessert«, sagte Binhipar kühl. »Das wundert mich nicht. Er ist ebenso verrückt wie sein Sohn.« Er gab Blidor ein Zeichen, und gemeinsam zerrten sie Akendor auf die Beine. »Nun, Majestät, erkennt Ihr mich noch?«
    »Die Schatten«, flüsterte Akendor. »Ich weiß, was sie von mir wollen … mich fortbringen, fort von hier!« Nun erst wandte er den Kopf. Er war während der Gefangenschaft stark abgemagert, seine Wangen hohl, die blonden Haare klebten an den Schläfen. Die Augen glänzten fiebrig. »Binhipar … Ihr seid es! Welch eine Freude! Wir haben uns lange nicht mehr gesehen … zuletzt in Thax, wenn ich nicht irre. Wie steht es um die Stadt, mein Bester?«
    »Thax wurde zerstört«, stieß Binhipar hervor, »und der Palast Eures Vaters ist in Feuersglut zerschmolzen. Hat man Euch nichts davon erzählt?«
    Akendor schien diese Botschaft nicht zu beunruhigen. »Thax ist zerstört … wie traurig!« Er lächelte. »Diese Welt ist aus den Fugen geraten. Der Boden duldet unsere Füße nicht mehr … wir haben zu sehr auf ihm gewütet!« Er legte einen Finger auf den Mund, als wollte er Binhipar ein Geheimnis anvertrauen. »Der Mann in den Schatten verspricht, mich an einen Ort des Friedens zu bringen, wo Ruhe herrscht und die Hunde schweigen. Was meint Ihr, Binhipar - soll ich mit ihm gehen? Ihm in die Schatten folgen?«
    Blidor Nihirdi beugte sich zu seinem Vater. »Wir sollten ihn zurücklassen. Er ist vollkommen irrsinnig. Welchen Nutzen hat er noch für uns?«
    Binhipar warf ihm einen strafenden Blick zu. »Er ist Torsunts Sohn und zudem der rechtmäßige Kaiser Sithars. Wenn wir Uliman stürzen wollen - und das müssen wir, um das Reich zu retten - , brauchen wir ihn. Akendor muß auf den Thron zurückkehren, zumindest für einige Zeit …
    nicht wahr, Akendor? Ihr wollt doch zurück auf den Thron!«
    Akendor wirkte belustigt. »Aber Binhipar - was sollte ein Irrer wie ich auf dem
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