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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
Autoren: Raymond Feist
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Sklave
    Der sterbende Sklave lag schreiend am Boden.
    Der Tag war erbarmungslos heiß. Die anderen Sklaven gingen ihrer Arbeit nach und ignorierten dies Geräusch, so gut es ging. Das Leben im Arbeitslager war wertlos. Es war nicht ratsam, über das Schicksal zu grübeln, das so vielen bevorstand. Der sterbende Mann war von einem Relli gebissen worden, einer schlangengleichen Kreatur, die in den Sümpfen hauste. Sein Gift wirkte langsam und verursachte starke Schmerzen. Abgesehen von der Zauberei gab es dagegen kein Heilmittel.
    Plötzlich wurde es ganz still. Pug schaute hinüber und sah, wie ein Tsurani-Soldat sein Schwert abwischte. Eine Hand legte sich auf Pugs Schulter. Lauries Stimme flüsterte ihm ins Ohr: »Sieht aus, als hätte sich unser ehrwürdiger Aufseher durch das Geräusch von Toffstons Sterben gestört gefühlt.«
    Pug wand sich ein Seil fest um die Taille. »Wenigstens ist er schnell gestorben.« Er wandte sich dem großen, blonden Sänger aus der Stadt Tyr-Sog im Königreich zu und sagte: »Paß gut auf.
    Dieser hier ist alt und könnte faulig sein.« Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, kletterte Pug den Stamm des Ngaggi-Baumes hinauf. Die Ngaggi waren tannenähnliche Gewächse, die in den Sümpfen wuchsen und von den Tsuranis geschlagen wurden, weil sie das Holz und das Harz benötigten. Da sie nur wenige Metalle besaßen, hatten die Tsuranis geschickt Ersatz gesucht und auch gefunden. Das Holz dieser Bäume wurde wie Papier bearbeitet und anschließend getrocknet, bis es eine unglaubliche Härte erreicht hatte. Es diente dann zur Herstellung von Hunderten von Dingen. Die Harze wurden verwendet, um Holz zu leimen und Felle haltbar zu machen. Aus den richtig behandelten Häuten konnte man einen Lederanzug herstellen oder eine Rüstung, so fest wie ein Kettenhemd aus Midkemia. Die Waffen aus dem laminierten Holz konnten sich fast mit dem Stahl aus Midkemia messen.
    Vier Jahre im Sumpf hatten Pugs Körper gestählt. Seine sehnigen Muskeln traten hervor, als er auf den Baum kletterte. Seine Haut war von der unbarmherzigen Sonne in der Heimat der Tsuranis dunkelbraun gebrannt. Ein Sklavenbart bedeckte sein Gesicht.
    Pug erreichte die ersten großen Zweige und schaute zu seinem Freund hinunter. Laune stand knietief im trüben Wasser und schlug abwesend nach den Insekten, die sie bei der Arbeit plagten.
    Pug mochte Laurie. Der Troubadour hatte hier eigentlich nichts zu suchen. Andererseits hätte er auch nicht mit einer Patrouille in der Hoffnung ausziehen müssen, Tsurani-Soldaten zu erblicken.
    Er hatte später erklärt, er hätte Material für Balladen gesucht, die ihn im ganzen Königreich berühmt machen sollten. Er hatte mehr gesehen, als er zu hoffen wagte. Die Patrouille war in einen Haupttrupp der Tsuranis geraten, und Laurie war gefangengenommen worden. Mehr als vier Monate war es jetzt her, daß er in dieses Lager gekommen war, und er und Pug waren schnell Freunde geworden.
    Pug kletterte weiter hinauf. Mit einem Auge spähte er immer nach den gefährlichen Baumbewohnern von Kelewan. Als er die Stelle erreichte, die ihm am besten zum Kappen geeignet erschien, erstarrte er. Aus dem Augenwinkel hatte er eine Bewegung bemerkt. Er entspannte sich aber sogleich wieder, als er erkannte, daß es sich bloß um einen Nadler handelte. Der Schutz dieses Wesens bestand in seiner Ähnlichkeit mit einem Klumpen Ngaggi-Nadeln. Es huschte vor dem Menschenwesen davon und setzte mit einem kurzen Sprung zum Nachbarbaum hinüber. Pug schaute sich noch einmal um und fing dann an, seine Seile zu befestigen. Seine Aufgabe war es, die Spitzen der riesigen Bäume abzusägen, damit es für die Arbeiter am Boden weniger gefährlich wurde, wenn die Bäume umstürzten.
    Pug hieb mehrmals in die Rinde. Dann fühlte er, wie die Kante seiner Holzaxt in das weichere Mark darunter eindrang. Ein schwach beißender Geruch stieg in seine sorgfältig schnüffelnde Nase.
    Fluchend rief er zu Laurie hinunter: »Der hier ist verfault. Sag es dem Aufseher.«
    Er wartete und schaute dabei über die Spitzen der Bäume hinweg. Überall flogen merkwürdige Insekten und vogelähnliche Wesen herum. In den vier Jahren, die er jetzt schon als Sklave in dieser Welt lebte, hatte er sich noch immer nicht an die Erscheinung dieser Lebensformen gewöhnen können. Sie unterschieden sich nicht sehr von denen in Midkemia. Aber es waren diese Ähnlichkeiten – genauso wie die Unterschiede –, die ihn immer wieder daran erinnerten, daß er hier
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