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Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron

Titel: Midkemia Saga 02 - Der verwaiste Thron
Autoren: Raymond Feist
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unterwiesen werden.
    »Wie kommt es, daß du unsere Sprache so gut sprichst?« wollte er von Pug wissen.
    »Herr, ich war unter den ersten Gefangenen und wurde hierher gebracht. Wir waren nur sieben, unter unzähligen Tsuranisklaven. Wir haben gelernt, zu überleben. Nach einiger Zeit war ich der einzige, der noch übrig war. Die anderen starben am Fieber oder an eiternden Wunden, manche wurden auch von den Wachen getötet. Es gab niemanden, mit dem ich in meiner eigenen Sprache hätte reden können. Mehr als ein Jahr lang kam kein Landsmann von mir in dieses Lager.«
    Der Offizier nickte. Dann wandte er sich an Laurie: »Und du?«
    »Herr, ich bin Sänger, ein Troubadour in meiner Heimat. Es ist Sitte bei uns, daß wir viel reisen, und wir müssen viele Sprachen lernen. Außerdem habe ich ein gutes Ohr für Musik. In eurer Sprache kommt es auf den Ton an. Gewisse gleiche Worte haben eine andere Bedeutung, wenn sie mit einem anderen Tonfall ausgesprochen werden. Im Süden unseres Königreiches gibt es mehrere solcher Sprachen. Ich lerne schnell.«
    Ein Schimmern trat in die Augen des Soldaten. »Es ist gut, diese Dinge zu wissen.« Er versank tief in Gedanken. Nach einer Weile nickte er vor sich hin. »Viele Überlegungen sind nötig, um das Glück eines Mannes zu schmieden, Sklaven.« Er lächelte und sah plötzlich mehr wie ein Junge aus als wie ein Mann. »Dieses Lager ist eine Schande, ein einziges Durcheinander. Ich werde meinem Vater, dem Herrn der Schinzawai, Bericht erstatten. Ich denke, ich weiß jetzt, wo die Probleme liegen.« Er zeigte auf Pug. »Ich möchte gern wissen, was du dazu denkst. Du bist länger hier als irgend jemand sonst.«
    Pug riß sich zusammen. Es war lange her, daß jemand ihn um seine Meinung gebeten hatte.
    »Herr, der erste Aufseher, der hier war, als ich gefangengenommen wurde, war ein schlauer Mann.
    Er wußte, daß Männer, auch Sklaven, nicht arbeiten können, wenn sie vor Hunger ganz schwach sind. Damals hatten wir mehr zu essen, und wenn wir verletzt waren, ließ er uns Zeit, um gesund zu werden. Nogamu war ein übellauniger Mann, der jeden Rückschlag als eine persönliche Beleidigung ansah. Ruinierten Wühltiere einen Hain, dann war das die Schuld der Sklaven. Starb einer von ihnen, dann sah er darin eine Verschwörung und einen Anschlag auf sein Ansehen als Aufseher über die Arbeitskräfte. Jede auftretende Schwierigkeit wurde mit einer weiteren Kürzung unserer Mahlzeiten bestraft – oder mit einer längeren Arbeitszeit. Hatten wir aber einmal Glück, dann sah er das als ein ihm zustehendes Verdienst an.«

    »Das habe ich fast vermutet. Nogamu war zu seiner Zeit ein sehr wichtiger Mann. Er war der Hadonra – also der Verwalter der Domäne seines Vaters. Seme Familie wurde der Verschwörung gegen das Kaiserreich für schuldig befunden. Sem eigener Clan hat sie alle als Sklaven verkauft – diejenigen, die nicht gehängt worden waren. Er war niemals ein guter Sklave. Es wurde angenommen, daß es seinen Fähigkeiten entgegenkommen würde, wenn man ihm die Verantwortung für dieses Lager übertragen würde. Aber das erwies sich als falsch.
    Gibt es unter den Sklaven einen guten Mann, der fähig wäre, hier die Leitung zu übernehmen?«
    Laurie senkte den Kopf, ehe er sagte: »Herr, Pug hier…« »Das glaube ich nicht. Ich habe andere Pläne mit euch beiden.« Pug war überrascht und fragte sich, was er damit meinte. »Vielleicht Chogana, Herr. Er war Bauer, bis seine Ernte schlecht war und er als Sklave verkauft wurde, um die Steuern zahlen zu können. Er hat einen klugen Kopf.«
    Der Soldat klatschte einmal in die Hände. Augenblicklich erschien eine Wache im Raum. »Holt den Sklaven Chogana.«
    Der Posten salutierte und ging. »Es ist gut, daß er Tsurani ist«, bemerkte der Soldat. »Ihr Barbaren kennt eure Stellung nicht. Ich hasse die Vorstellung, was geschehen könnte, wenn ich einem von euch die Verantwortung übertragen würde. Wahrscheinlich müßten dann meine Soldaten die Bäume fällen, und die Sklaven würden Wache halten.«
    Einen Augenblick herrschte Stille. Dann lachte Laune auf. Es war ein volles, tiefes Geräusch.
    Hokanu lächelte. Pug beobachtete ihn scharf. Der junge Mann, in dessen Händen ihrer beider Leben lag, bemühte sich sehr, ihr Vertrauen zu gewinnen. Bei Laurie schien es ihm schon gelungen zu sein, aber Pug hielt seine Gefühle noch im Zaum. Er war von der alten Gesellschaftsart Midkemias sehr weit entfernt. Dort machte der Krieg Adlige wie
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