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Schattenbruch

Schattenbruch

Titel: Schattenbruch
Autoren: Markolf Hoffmann
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können wir Uliman loswerden. Komm jetzt!«
    Gemeinsam eilten Vater und Sohn die Treppe zum nächsten Stockwerk empor, während Darna Nihirdi die Anweisung gab, Nirdun zu räumen. All jene, die aus Treue zur fürstlichen Familie in der Burg ausgeharrt hatten, stürmten nun ins Freie, und die schweren Stiefel der Klippenritter hallten auf zersprungenen Steinplatten wider. Ein Ruf aus der Tiefe … ja, das Sithalit hörte ihn, antwortete mit Grollen. Das Auge der Glut hetzte das Gestein auf, befahl ihm, allen Haß gegen Nandars Bewohner zu richten. Die Quelle brachte die Gesteinsschichten in Wallung, füllte die Spalten des Sithalits mit böser Kraft. Noch wartete das Sithalit auf den rechten Augenblick, um die in ihm kochende Wut hervorbRRRRechen zu lassen, um die Stadt unter seinen STTTTößen zu zerschmeTTTern, die verhaßten Bauten einstürzen zu lassen … ja, Nandars Gebäude sollten fallen, die Menschen zermalmt werden, zermalmt … das Sithalit wollte Blut schmecken, zerborstene Knochen auf seinem geschändeten Rücken spüren! Noch lag in der Sphäre ein letzter Schleier, der die Wut des Felsens zurückhielt. Doch der Ruf der Quelle schürte den Zorn. Jene, die sich so lange als Herren der Welt aufgeführt hatten, mußten hinweggefegt, ihre Körper zerquetscht, ihre Spuren für immer getilgt werden. Frei wollte das Sithalit sein - frei wie in jener Zeit, als die Quellen ohne Fesseln gewesen waren. Die Stunde der Abrechnung war gekommen.
    Drei große Räume umfaßte der goldene Käfig, in den man ihn eingesperrt hatte; die Wände mit Teppichen geschmückt, die Möbel aus edlem Holz. Ein prächtiger Kerker, der Stellung seines Insassen angemessen. Und doch war und blieb es ein Kerker, und er ein Gefangener, ein Häftling. Man brachte ihm köstliche Speisen, sorgte für edle Kleider und regelmäßige Bäder; und doch ließ man ihn nicht gehen, ganz gleich, wie oft er seine Wächter anbrüllte, sie schlug, trat und biß, und trotz ihrer höflichen Worte wußte er, daß sie ihn für wahnsinnig hielten - und für gefährlich!
    »Wahnsinnig und gefährlich«, sprach er langsam zur Wand, »wahnsinnig gefährlich … das bin ich wohl, ja, das bin ich!« Er legte sich die Hand auf die Stirn, schloß die Augen und genoß die Kühle seiner Finger. »Das Fieber … es glüht noch immer. Es frißt mich auf, Garalac?« Er sprang auf, sah sich im Zimmer um. »Du spürt es auch, dieses Fieber … ich habe dich angesteckt!« Er taumelte auf den rothaarigen Mann zu, der vor der verschlossenen Tür Wache hielt - ein Troublinier mit wäßrigen Augen, der die Haare zu einem Zopf gebunden hatte. »Hier, leg deine Hand auf meine Stirn … sie glüht, nicht wahr? Und der Boden schwankt unter mir - es muß das Fieber sein!« Er brach vor dem Troublinier zu Boden.
    »Ihr habt kein Fieber, mein Kaiser.« Die Stimme des Troubliniers klang angespannt. »Es ist ein Erdbeben; deshalb schwankt der Boden. Doch keine Sorge, man wird Euch von hier fortbringen.« Er wandte sich zur Tür und hämmerte zum wiederholten Mal mit den Fäusten auf sie ein. »He! Ihr dort draußen! Macht endlich auf!« »Pssst … sei still, Garalac!« unterbrach ihn der Gefangene. »Hörst du nicht … sie bellen, sie bellen schon wieder - die Hunde! Sie rufen nach mir - ja, ich kann meinen Namen hören! ›Akendor‹, so bellen sie - ›Akendor‹, hörst du es nicht?« Er richtete sich auf. »Ein Erdbeben, sagst du … nein, es ist etwas anderes! Der Fluch ist mir aus Thax gefolgt … und die Hunde, sie wollen mich richten, so wie sie Syllana und Ceyla gerichtet haben! Bring mich zu ihnen, Garalac … damit ich meine Schuld sühnen kann.« Er kicherte, fiel dem Troublinier in den Arm, der weiterhin auf die Tür einschlug. Schließlich stieß Garalac ihn zurück.
    »Seid vernünftig, Akendor! Ich werde Euch hier herausholen; es ist meine Pflicht, Euch zu beschützen, so wie ich es Eurem Vater versprochen habe.«
    »Ja, du hast mich schon einmal befreit, aus jener Zelle in Thax«, erinnerte sich Akendor, lächelte und klopfte Garalac lobend auf die Schulter. »Das hast du gut gemacht. Die Fürsten wollten mich umbringen, war es nicht so? Sie wollten mich für meine Aufmüpfigkeit strafen. Aber du hast mich befreit, Garalac, mein treuer Diener!« Er kicherte erneut. »Binhipar hat dir den Schlüssel zum Kerker gegeben; auch er wollte nur mein Bestes und mich in Sicherheit bringen. Er hat mich in Nandar versteckt, damit der Silberne Kreis mich für tot hält. Nicht
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