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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller
Autoren: Karen-Susan Fessel
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Gesicht. »Geh schon!«, sagt er eindringlich, und plötzlich kapiere ich.
    Er will mich warnen!
    Ich mache einen Schritt rückwärts.
    Und dann, zum zweiten Mal innerhalb eines halben Tages, packt mich jemand von hinten und hält mich fest.
    Und wieder presst mir jemand eine Hand auf den Mund.
    Aber nicht nur eine Hand. Sondern es liegt etwas darin. Ein Lappen. Ein weicher, stinkender Lappen. Der mit einer stechend riechenden Flüssigkeit durchtränkt ist.
    Erschrocken hole ich Luft.
    Der Junge sieht mich an. Mit seinen schönen, traurigen Augen, die jetzt noch trauriger aussehen. Traurig. Voller Schmerz. Gebrochen.
    Und dann wird alles schwarz.

Teil II

6 // Montagabend
    Mir brummt der Schädel. Oder besser: Er summt. Summ, summ, summ. Ein Fliegenschwarm in meinem Kopf.
    Mein Gehirn fühlt sich an wie in Watte gepackt.
    Und Durst habe ich auch. Mein Mund ist ganz trocken. Langsam fahre ich mir mit der Zunge über die Lippen. Auch sie sind trocken und aufgesprungen. Ich muss dringend Lippenbalsam auftragen. Hab ich welchen dabei?
    Kommt bestimmt von der Hitze.
    Obwohl, so heiß ist es gar nicht mehr. Aber immer noch warm.
    Ich bin verschwitzt.
    Und friere gleichzeitig ein bisschen.
    Und es ist dunkel.
    Dunkel.
    Hinter meinen Lidern ist es dunkel. Warum ist es dunkel?
    Ich schlage die Augen auf. Es ist doch nicht ganz dunkel. Dämmerlicht. Schatten an der Decke.
    Die Decke … Sie flimmert ein bisschen. In der Mitte ist ein Wasserfleck.
    Und diese Lampe da oben … ein altmodischer Lampenschirm aus Stoff, mit Blumen bedruckt. In der Mitte baumelt eine Glühbirne herunter. KeineEnergiesparlampe, sondern eine von diesen guten, alten Stromfresserbirnen.
    Wo bin ich? Im Hotel waren doch Strahler an der Decke, oder? Wo bin ich?
    Schlagartig setze ich mich auf. Mein Gehirn scheint zu wackeln, mein Schädel schmerzt, und für einen Moment wird mir speiübel. Angst schwappt in mir hoch. Große, unkontrollierbare Angst. Sie füllt mich ganz aus, vom Scheitel bis zu den Fußspitzen. Ich atme tief durch und schließe die Augen. Einen Moment lang höre ich mein eigenes Herz pochen, dann atme ich noch mal tief durch und dann noch mal.
    Jetzt geht’s wieder.
    Ich reiße die Augen weit auf und sehe mich um.
    Wo in aller Welt bin ich?
    Auf jeden Fall in einem Raum, einem kleinen Zimmer, in dem ich noch nie zuvor gewesen bin. Viel ist nicht drin in diesem Zimmer: ein ramponiert aussehender Schrank, ein Stuhl, ein Waschbecken mit einem Eimer darunter, ein Bett.
    Na ja, das Bett ist eher eine Liege, ein Metallgestell mit vier Beinen, und darauf sitze ich gerade. Wenn ich mich rühre, wackelt sie ein wenig. Oder wackelt es nur in meinem Kopf?
    Verdammt, wo bin ich hier? Und wie bin ich hierhergekommen?
    Am Fußende der Liege steht eine HalbliterflascheMineralwasser. Meine Schuhe liegen daneben, an der Wand dahinter lehnt mein Rucksack. Ich bücke mich ächzend und greife nach der Flasche. Mein Mund ist so trocken, dass ich kaum schlucken kann. Aber ich weiß nicht, ob ich das hier wirklich trinken soll. Ist das tatsächlich Wasser?
    Und wenn nicht?
    Probeweise drehe ich am Verschluss. Er ist intakt. Das ist schon mal gut. Das heißt, dass nichts reingemischt ist. Wahrscheinlich wirklich Wasser.
    Und wenn nicht? Die Form sieht merkwürdig aus. Fremd. Anders als zu Hause. Und das Etikett … Was ist das für eine Sprache darauf? Ungarisch?
    Ich betrachte noch einen Moment lang das Etikett, auf dem eine Art Hirte neben einer Engelsskulptur hockt, dann entschließe ich mich. Langsam schraube ich den roten Deckel auf. Es zischt, und das ist ganz wie zu Hause. Gierig setze ich die Flasche an die Lippen und trinke.
    Schmeckt okay.
    Wie Wasser eben. Mineralwasser mit Kohlensäure.
    Sonst nichts.
    Ich trinke die Flasche halb aus, dann stelle ich sie wieder auf den Boden und sehe mich genauer um.
    Der Schrank hat zwei Türen, ist aus dunklem Holz und sieht wirklich ziemlich ramponiert aus, aber das gilt für alle Gegenstände im Zimmer. Das Polster des Stuhls daneben ist zerschlissen, und das Waschbeckenhat abgestoßene Ecken. Aber es sieht sehr sauber aus, genau wie das Handtuch, das an einem Haken an der Wand hängt.
    Die Wände wiederum sind mit Blümchentapete beklebt, mit ziemlich betagter Blümchentapete, den Flecken und Rissen nach zu urteilen. Auf den abgeschabten Holzdielen liegt ein abgenutzter Flickenteppich und vorm Fenster hängen rot-blau karierte Vorhänge. Die Tür gegenüber ist aus Holz und sieht ein bisschen morsch
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