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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller
Autoren: Karen-Susan Fessel
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drei im Bus ist, bleibt hier!«, ruft Böhle. »Eins …« Und jetzt, endlich, kommt Schwung in die Truppe. Ein paar von den Jungs springen die Treppe hinauf, und auch Birte und Daria setzen sich in Bewegung. Ich beuge mich vor und küsse meine Mutter ein letztes Mal auf die Wange. »Ciao, Mama! Pass du gut selbst auf dich auf! Mir wird schon nichts passieren!« Dann gehe ich zum Bus hinüber, ohne mich noch einmal umzudrehen. Mit zwei Sätzen bin ich drinnen und entere den Platz neben Birte.
    Draußen verrenkt meine Mutter sich fast den Hals, um mir zuwinken zu können. Ich stöhne innerlich,aber dann winke ich doch zurück. Als der Bus anfährt, lege ich den Kopf an die Nackenlehne und schließe für einen Moment die Augen.
    Dreizehn Stunden Busfahrt liegen vor uns. Dann sind wir in Ungarn. Ungarn … Der Plattensee. Baden. Sommer! Budapest. Carl, vielleicht.
    Auf jeden Fall Neues!

2 // Montagvormittag
    Die Hitze trifft mich wie ein Schlag, als ich auf wackeligen Beinen aus dem Bus steige. Und dann als Nächstes der Lärm – es ist unglaublich laut hier. Und voll ist es auch! Wir haben unweit einer belebten Kreuzung gehalten; pausenlos sausen hupende Autos vorbei, Touristen und einheimische Badegäste strömen vorüber, Badetücher unter den Armen, Kinder quengeln, Hunde bellen. Direkt vor uns, an der Kreuzung, springen ein paar dunkelhäutige Jungs in verschmutzten Shorts und T-Shirts auf der Straße herum, Wischer und Literflaschen mit einer schaumigen Flüssigkeit in den Händen, und bieten den Autofahrern lautstark ihre Fensterputzkünste an. Viel Erfolg haben sie damit offenbar aber nicht.
    »Wow!«, sagt Birte hinter mir. »Guck dir den See an! Sieht aus wie das Meer!«
    Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und drehe mich um. Erstaunt halte ich die Luft an. Auf der anderen Seite der Promenade erstreckt sich der Plattensee fast bis zum Horizont. Leuchtend blau und spiegelglatt liegt er da. Ein paar Segelboote dümpeln in der vormittäglichen Flaute unweit des dicht bevölkerten Sandstrandes, darüber kreisen Möwen mit ausgebreiteten Schwingen. »Cool«, sage ich undstrecke mich, wobei mir mein Rucksack fast von der Schulter rutscht. Ich schiebe ihn wieder zurück. »Da möchte ich am liebsten sofort rein!«
    »Ich auch!« Birte wendet sich zu Böhle, der neben uns steht und mit verschränkten Armen beobachtet, wie die letzten Nachzügler verschlafen aus dem Bus steigen. »Dürfen wir, Herr Böhle? Dürfen wir gleich ins Wasser?«
    Böhle schüttelt den Kopf. »Nein, erst mal noch nicht – zuerst laden wir aus, beziehen wir unser Quartier und dann sehen wir weiter!«
    »Ach bitte!«, bettelt Birte, aber Böhle bleibt hart.
    »Quengeln hilft bei mir nie, das weißt du doch, Birte! Holt lieber eure Koffer, damit wir einchecken können.«
    »Krasse Hütte!« Zeki, der neben uns steht, legt den Kopf in den Nacken. Abschätzig sieht er an der prachtvollen Hotelfassade empor, die sich vor uns in den gleißenden Augusthimmel schiebt. »Hoffentlich wohnen wir ganz oben!«
    Frau Adomeit, unsere Englischlehrerin, die als zweite Betreuung mit von der Partie ist, schüttelt den Kopf. »Nein, das ist nicht unser Hotel«, erklärt sie. »Wir wohnen in dem kleineren da rechts daneben!« Sie zeigt auf ein zweistöckiges, ein wenig heruntergekommen wirkendes weißes Haus mit dunklen Fensterläden, das sich in den Schatten der Bettenburg duckt. Zeki stöhnt enttäuscht auf.
    »Mann, Scheiße, so ’ne schrottige Bude! Müssen wir jetzt in den Rentnerbunker oder was?«
    »Zeki!« Frau Adomeit sieht entsetzt aus, aber Birte und ich müssen lachen. Zeki zieht eine Grimasse und schnappt sich seinen Koffer aus der Ladeluke, die der Busfahrer inzwischen geöffnet hat. Birte stellt sich hinter ihm an, zusammen mit Carl, der mir zulächelt, und den anderen.
    Ich nutze die Gelegenheit, um mich ein bisschen umzugucken. Hier sieht es gar nicht so viel anders aus als in irgendeinem x-beliebigen deutschen Feriengebiet. Wenn die fremdartigen Namen an den Hotelfassaden nicht wären und die unverständlichen Schriftzüge auf den großformatigen Reklametafeln, dann könnte man fast glauben, man wäre im Ostseebad Niendorf oder so.
    Obwohl  – es riecht irgendwie anders hier. Ein bisschen würziger vielleicht. Und die Geräuschkulisse stimmt auch nicht. Aber das liegt natürlich an der fremden Sprache.
    Die zerlumpten Fensterputzer da auf der Kreuzung aber, die könnten auch in Berlin rumspringen.
    Als hätte er meine Gedanken
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