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Schattenblicke - Thriller

Schattenblicke - Thriller

Titel: Schattenblicke - Thriller
Autoren: Karen-Susan Fessel
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zurück.
    Der Typ starrt mich an und lächelt noch breiter. Er hat dunkles, einigermaßen kurzes Haar, das dringend mal nachgeschnitten werden müsste, ziemlich helle Augen und eine lange, schmale Narbe quer über der linken Wange. Sein T-Shirt ist ausgeblichen, genau wie die Jeans, unter der schmutzige Sneakers hervorlugen. Der Typ ist zwar gekleidet wie ein Jugendlicher, aber altersmäßig ist er schon jenseits von Gut und Böse. Älter als Mama jedenfalls bestimmt.
    Aber das ist alles nicht wichtig. Wichtig ist: Was will er von mir?
    Er hebt eine Hand. » Nema straha! «, sagt er. » Schsch! « Mit zwei Schritten kommt er herein und schließt die Tür hinter sich.
    Er schließt die Tür!
    Ich bin in der Falle. Hastig weiche ich zurück. Die Fensterbank schneidet in meinen Hintern. Ich fasse nach hinten, kralle mich daran fest. Gleichzeitigmöchte ich auf den Typ zustürzen, zur Tür, raus, einfach nur raus. Aber ich bleibe wie angenagelt stehen. »Was wollen Sie?«, frage ich. »Was … was wollen Sie von mir? Wo bin ich?«
    Der Typ verzieht den Mund zu einem Lächeln und hebt beschwichtigend die Hände. Dann senkt er sie mehrfach nach unten. » Schsch! «
    Wahrscheinlich möchte er mich beruhigen. Aber die Angst steigt nur noch heftiger in mir auf.
    Was will dieser Kerl?
    Er starrt mich an. Dann lächelt er wieder und macht eine Geste, die ich nicht deuten kann. Mit beiden Händen formt er einen Kreis, dann führt er eine Hand mit einer Schaufelbewegung zum Mund und wiederholt das ein paarmal.
    Meint er Essen? Ob ich Hunger habe?
    Ich schüttele den Kopf. »Wo bin ich hier?«, frage ich und weiß gleichzeitig, dass es nicht das Geringste bringt, das jetzt zu fragen. Der Typ kann offensichtlich kein Deutsch, und ich kann kein Ungarisch. Aber vielleicht …
    » Please, I want to go home! « Meine Stimme klingt schrill. Viel zu schrill.
    Er sieht mich verständnislos an. Dann hebt er die Handflächen und lässt sie wieder sinken. » Glad! «, sagt er und macht wieder die schaufelnde Bewegung.
    » Where am I? «, frage ich, und meine Stimme klingt immer noch schrill.
    Er sieht mich an, dann blickt er sich suchend im Zimmer um. Sein Blick fällt auf die halb leere Wasserflasche neben der Liege, und er macht ein paar Schritte vorwärts und hebt sie auf. Mit schief gelegtem Kopf sieht er mich an, während er die Flasche in seiner Hand wiegt.
    » Voda? «, fragt er und hebt die Flasche. » Voda? «
    Die Angst schnürt mir die Kehle zu. Auch wenn ich kein Wort verstehe von dem, was er da sagt – er taxiert mich, das ist mir klar. Und wenn er jetzt … wenn er jetzt auf mich zukommt, wenn er mich anfassen will, was mache ich dann?
    »Lassen Sie mich raus«, sage ich, und jetzt klingt meine Stimme nicht mehr schrill, sondern klar und bestimmt. »Ich will nach Hause. Oder ins Hotel, aber sofort!«
    Der Typ sieht mich mit gerunzelter Stirn an, dann lächelt er wieder und legt den Kopf schief. Mit einer Hand macht er erneut eine beschwichtigende Geste, mit der anderen stellt er die Flasche wieder auf den Boden. Dann geht er langsam rückwärts zur Tür und öffnet sie, ohne mich aus den Augen zu lassen.
    » Moment! Okay? « Die ersten Wörter, die ich verstehe. Auch wenn er sie merkwürdig schwer ausspricht.
    Zum Verrücktwerden, dass ich mich nicht verständlich machen kann. Ich habe keine Ahnung, wo ich bin, was dieser Typ von mir will, was genau passiert ist. Ich weiß nur, dass ich hier wegwill. » Let meout! « Er reagiert nicht, tastet nur hinter sich nach der Klinke, öffnet die Tür und schiebt sich hinaus. Im nächsten Moment höre ich einen Schlüssel, der sich im Schloss dreht. Dann entfernen sich seine Schritte.
    Ich stürze zur Tür und drücke die Klinke nach unten.
    Sie ist verschlossen. Er hat mich tatsächlich wieder eingeschlossen.
    Warum? Rasende Wut packt mich und ich springe nach vorn, auf die Tür zu. Im nächsten Moment schlage ich auch schon mit beiden Fäusten gegen das Türblatt. »Lassen Sie mich raus!«, brülle ich. »Lassen Sie mich raus, verdammt! Hilfe!«
    Wieder schlage ich gegen die Tür, trete dagegen. Und noch mal und noch mal.
    So lange, bis ich nicht mehr kann. Schwer atmend lasse ich mich zu Boden sinken und kauere mich zusammen. Alles tut mir weh und ich bekomme kaum Luft.
    Und mein Kopf brummt, mein Kopf brummt so sehr.
    Ich bin eingesperrt.
    Ich bin tatsächlich eingesperrt.
    Aber warum?
    Eine Weile bleibe ich einfach hocken, dann stehe ich langsam auf. Ich muss irgendetwas tun. Aber
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