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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Er setzte die Brille wieder auf und ließ die Hände sinken. »Sie hält alles, was sie getan hat, für unumgänglich notwendig. Sie hat mehrere
Menschenleben auf dem Gewissen, aber sie übernimmt keinerlei Verantwortung dafür.«
    »Und das überrascht dich?«
    Er zuckte zusammen. »Sie ist nun einmal meine Mutter, Naomi, und sie wird es immer bleiben, auch wenn ich heute weiß, was ich weiß. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, um eine Entschuldigung zu finden. Es gibt keine. Nicht für das, was sie getan hat, und nicht für das, was ich getan habe.« Wieder nahm er die Brille ab, um sich die Augen zu reiben, und schob sie dann wieder auf die Nase. »Und ich weiß einfach nicht, was ich dir nun sagen soll.«
    »Es ist vorbei, Philip.«
    »All die Jahre habe ich dich im Stich gelassen.«
    »Nein. Eine Zeitlang dachte ich auch so. Es half mir zwar, entsprach aber nicht der Wahrheit. Ich war nie so, wie du mich haben wolltest. Und daran trifft Milicent trotz allem, was sie getan hat, keine Schuld. Sie hat es mir nur klargemacht.«
    »Sie hätte dich vor dem Gefängnis bewahren können.«
    »Ja.«
    »Dann kommt noch dazu, was sie dir jetzt angetan hat – und Kelsey.« Ihm stockte der Atem, als er sich das übel zugerichtete Gesicht seiner Tochter ins Gedächtnis rief. »Mein Gott, Naomi, er hätte sie umbringen können.«
    »Sie hat sich gewehrt. Und mich beschützt.« Naomi musterte ihn, sah den Kummer in seinen Augen und das ungläubige Staunen, das dahinter lag. »Ich kann dich auch nur oberflächlich trösten. Kelsey wurde verletzt, war gezwungen, sich selbst zu verteidigen, indem sie ein Leben auslöschte. Und du und ich werden das niemals vergessen. Wir werden nie vergessen, wer diese Kettenreaktion ausgelöst hat.
    »Vielleicht«, meinte sie bedächtig, »ist Milicent damit genug bestraft.«
    »Und ich kann gar nichts tun«, Philips Stimme brach ab, »überhaupt nichts, um etwas wieder gutzumachen.«
    »Nein, du kannst es nicht tun. Kelsey hat, was sie will, und ich auch.« Ihre Lippen spannten sich leicht. »Ich habe
alles, was ich mir wünsche. Die Farm, einen Mann, der mich liebt. Meine Tochter. Du hast sie fabelhaft erzogen, Philip. Ich wußte, daß du einen großartigen Menschen aus ihr machen würdest.«
    »Sie ist dir so ähnlich.« Philip betrachtete Naomi, die einst seine Frau gewesen war. So viel hatte sich verändert und doch so wenig. »Wenn ich nur die Zeit zurückdrehen könnte, Naomi, und irgend etwas tun.«
    »Das kannst du nicht.« Er war immer so fair gewesen, dachte sie. Ein Ehrenmann. Und nun litt er, weil alle Fairneß der Welt den Schmerz nicht lindern konnte. »Wir haben etwas voneinander verlangt, was keiner dem anderen geben konnte. Und wir haben Fehler gemacht, die wir als Waffe gegen uns selbst und die andere als Waffe gegen uns verwendet haben. Wir sind beide Opfer, Philip.«
    »Du hast teuer für deine Fehler bezahlt.«
    »Ich habe auch viel gewonnen. Kelsey liebt mich. So einfach ist das und so wunderbar. Also lassen wir alles andere ruhen und die Vergangenheit begraben sein.« Sie holte tief Atem. »Ich habe mich immer gefragt, was ich wohl empfinde, wenn ich dich wiedersehe.«
    »Das habe ich mich auch gefragt. Was empfindest du, Naomi?«
    »Ich bin froh, dich zu sehen, Philip.«
     
    »Meinst du wirklich, wir sollten die beiden so lange allein lassen?«
    »Ja, das meine ich«, erklärte Gabe fest. »Sie müssen miteinander ins reine kommen.«
    »Aber . . .« Kelsey blickte über ihre Schulter. Ihre Eltern standen immer noch am selben Fleck, sie konnte es sogar aus der Entfernung erkennen. »Dad sah so traurig aus.«
    »Seine Welt ist aus den Fugen geraten. Das wird sich wieder einrenken, auch wenn das Leben dann nie mehr so wie früher sein wird. Aber die Wogen werden sich glätten.«
    »Candace wird schon dafür sorgen, daß er nicht zu lange darüber brütet.« Trotzdem war Kelsey unruhig. »Gabe, wie bist du darauf gekommen, ihn mitzubringen?«
    »Wir schließen diesen Kreis«, sagte Gabe, »ehe wir mit unserem gemeinsamen Leben beginnen.«
    »Hört sich gut an.« Sie lehnte den Kopf leicht an seine Schulter. »Du bist ganz schön clever, Slater. Und gerissen. Ihn einfach hinter meinem Rücken mitzubringen.«
    »Ihn aufzusuchen war meine Idee. Hierher zu kommen seine. Er muß mit Naomi Frieden schließen.«
    »Das wird er auch.« Kelsey lächelte, sie befand sich jetzt in ihrem ganz persönlichen Märchen. »Ich bin so furchtbar gern hier«, murmelte sie, »ich liebe alles
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