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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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allein ist für alles verantwortlich.« Scham und Bitterkeit wallten in Kelsey auf. »Auch wenn sie nicht beabsichtigt hat, daß jemand ums Leben kommt, trägt sie die Verantwortung. Sie ist nicht davor zurückgeschreckt, Verbrecher anzuheuern, um ihr Vorhaben durchzuführen. Alles nur, um den guten Namen der Familie zu schützen. Was für einen Namen hat sie denn jetzt noch?« wollte Kelsey wissen. »Was ist ihr von ihrer Ehre geblieben?«
    »Und damit muß sie von nun an leben. Das kann und will ich ihr nicht abnehmen.«
    »Das ist doch in Ordnung.«
    Naomi hob eine Braue. »Ich habe nicht ganz uneigennützig gehandelt, ich wollte das nämlich nicht noch einmal durchmachen, wollte nicht, daß die ganze Geschichte in der Presse breitgetreten wird. Außerdem wußte ich die ganze Zeit, daß du mir glaubst. Du hast zu mir gehalten.«
    »Ich war nicht die einzige, die dir geglaubt hat. Und wenn die ganze Geschichte herauskommen würde, dann wüßte auch jeder, was mit Alec Bradley, mit Pride und mit allen anderen geschehen ist.«
    »Andere Menschen interessieren mich nicht.« Naomi
nahm doch noch einen Kaffee. »Ich habe in der letzten Nacht alles mit Moses besprochen, und wir sind uns einig.« Lächelnd tat sie Sahne in ihren Kaffee. »Wenn eine Frau einen Mann hat, der ihr zur Seite steht, dann ist alles viel leichter.«
    Als ein Auto in die Einfahrt einbog, blickte sie auf und sagte: »Das wird Gabe sein.«
    »Hoffentlich. Wir müssen unbedingt die Menülisten durchgehen.«
    »Dann werde ich euch zwei besser allein lassen.«
    »Nein, bleib doch. Dann kannst du mir sagen, ob du mit allem einverstanden bist, was ich ohnehin schon beschlossen habe, und mir so den Rücken stärken.«
    Kelsey beugte sich vor und ergriff die Hand ihrer Mutter. »Ich liebe dich.«
    Ein strahlendes Lächeln verschönte Naomis Gesicht. »Ich weiß.«
    Kelsey stand auf, um Gabe zu begrüßen. Ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie ihren Vater neben ihm sah. »Dad?«
    »Ach, Kelsey.« Instinktiv umfaßte Philip ihr Gesicht mit beiden Händen. Gabes Bericht hatte ihn nicht auf diesen Anblick vorbereitet. »Ach, mein Liebling.«
    »Mir geht es gut, wirklich. Es sieht schlimmer aus, als es ist. Ich wollte dich in ein paar Tagen besuchen kommen.« Wenn ich wieder vorzeigbar gewesen wäre, dachte sie böse und warf Gabe einen vielsagenden Blick zu.
    »Der junge Mann hier hat recht daran getan, mir die ganze Geschichte zu erzählen. Die ganze Geschichte«, betonte er, ihr fest in die Augen blickend. »Du hast bei unserem Telefongespräch eine Menge ausgelassen, Kelsey.«
    Eine andere Art von Lüge, überlegte sie, eine Unterlassungssünde sozusagen. »Ich hielt es so für besser. Ich wollte nur persönlich mit dir sprechen und dich beruhigen, ehe die Zeitungen alles aufbauschen. Und mir geht es wirklich wieder gut.«
    »Wie ich hörte.« Philip blickte wieder zu Gabe, dann wanderten seine Augen hinter Kelsey, die jetzt zwischen ihren Eltern stand.
    »Dad wollte sich davon überzeugen, daß es mir gutgeht«, setzte sie an.
    »Natürlich«, nickte Naomi. »Hallo, Philip.«
    »Naomi. Du siehst gut aus.«
    »Du auch.«
    »Äh . . .«, Kelsey versuchte verzweifelt, dem Augenblick die Peinlichkeit zu nehmen. »Channing ist unten bei den Ställen. Komm doch mit, Dad. Du wirst staunen, wenn du ihn bei der Arbeit siehst. Außerdem gibt er gern mit seinen neuerworbenen Fähigkeiten an.« Hilflos suchend schaute sie zu Gabe.
    »Du möchtest sicher mit Kelsey allein sprechen«, kam Naomi ihr zu Hilfe. »Ich wollte gerade zum Stall runter. Ich sage Channing, daß du hier bist.«
    »Nein, ich . . .« , stammelte Philip, dann nahm er sich zusammen. »Ich wollte eigentlich mit dir sprechen, wenn du Zeit hast.«
    »Gut.«
    »Wir machen einen Spaziergang«, murmelte Gabe und nahm Kelsey bei der Hand.
    »Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, Naomi. Gabe hat mir alles erzählt. Alles«, wiederholte Philip wehen Herzens. »Er hat dann freundlicherweise gewartet, während ich meine Mutter aufsuchte. Ich mußte sie sehen«, fügte er hinzu, »ehe ich hierherkam.«
    »Das verstehe ich.«
    »Du verstehst?« Plötzlich überfiel ihn eine unsagbare Müdigkeit. Er nahm die Brille ab und rieb sich die erschöpften Augen. »Ich nicht. Ich kann es nicht verstehen. Sie hat soviel Leid verursacht, anderen Menschen soviel Schmerz zugefügt. Und als ich sie mit den Tatsachen konfrontierte, zeigte sie sich so unnachgiebig wie eh und je. Keine Reue, keine Gewissensbisse.«
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