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Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)

Titel: Schatten über den Weiden: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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eingesperrt. Jetzt ist die Wahrheit heraus, und das wird Sie hinter Gitter bringen.«
    »Er würde mich in den Knast bringen?« Außer sich vor Wut warf Rich sein Glas gegen die Wand. »Mein eigenes Fleisch und Blut würde mich in den Knast bringen. Aber das wird ihm noch leid tun. Sehr leid.«
    Er warf sich auf Kelsey, die zur Seite sprang, so daß er nur den Ärmel ihrer Bluse zu fassen bekam. Der Stoff zerriß, sie konnte sich losmachen und stürzte zur Tür.
    Doch er packte sie und versetzte ihr einen so schweren Schlag, daß sie im ganzen Körper rasende Schmerzen fühlte. Schluchzend und nach Luft ringend, trat sie blindlings um sich, traf seine Schulter und seine Brust, während sie sich Stück für Stück über den Teppich zog.
    Er würde sie umbringen, dessen war sie sicher. Sie zu Tode prügeln oder sie mit seinen großen, harten Händen erwürgen. Und wenn er mit ihr fertig war, würde Naomi an die Reihe kommen.
    Als er ihren Kopf an den Haaren zurückriß, schrie sie laut auf. Vor ihren Augen tanzten grelle, blendende Lichter, und sie hatte rasende Schmerzen. Wenn ihr ihre Stimme gehorcht hätte, hätte sie vielleicht um Gnade gebettelt, aber sie brachte keinen Ton heraus. Tausend kleine Nadeln stachen ihr in die Kehle.
    »Jetzt hab’ich dich. Jetzt bist du dran. Hast dich wohl für oberschlau gehalten, was?«
    Ihre Finger krallten sich in den Läufer, tasteten suchend umher und trafen auf eine lange Kristallscheibe. Vor Angst und Schmerz völlig außer sich holte sie aus.
    Jetzt schrie er laut auf und sprang zurück. Blut strömte ihm über die Wange.
    Kelsey quälte sich hoch und lief benommen, so schnell sie konnte, aus dem Zimmer. Seine Verwünschungen dröhnten noch in ihren Ohren.
    Nach Atem ringend, fiel sie auf der Treppe hin und kämpfte gegen die Angst, damit sie einigermaßen klar denken konnte. Doch als sie nach ihrer Mutter rufen wollte, um sie zu warnen, kamen nur klägliche, leise Laute aus ihrer Kehle. Auf allen vieren kroch sie die Treppe hoch, kam wieder auf die Füße, und als sie die obere Etage erreicht hatte, hörte sie Rich wieder hinter sich.
    »Nein!« In Panik packte sie eine Vase mit Lilien und schleuderte sie in seine Richtung. Das verschaffte ihr einige kostbare Sekunden Vorsprung. Mit blutverschmierten Händen faßte sie die Klinke der Schlafzimmertür: »Mom! 0 Gott, Mom!« Mit letzter Kraft stieß sie die Tür auf, taumelte ins Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Schluchzend und mit fast gefühllosen Fingern schob sie den Riegel vor. »Mom! Wach auf! Um Himmels willen, wach auf!«
    Mit einem Satz war sie am Bett, zerrte Naomi an den Schultern hoch und schüttelte sie.
    Von den Schlaftabletten benommen stieß Naomi ärgerlich die Hand ihrer Tochter beiseite. »Was ist los?«
    »Er kommt! Wach auf! Wir müssen hier raus. Verstehst du denn nicht?«
    »Wer kommt?« Naomi schlug mühsam die Augen auf. Ihre Lider waren bleischer. »Kelsey? Was ist denn los?«
    »Er wird uns umbringen! Komm endlich aus dem Bett, verdammt noch mal!« Sie schrie auf, als Rich sich mit voller Wucht gegen die Tür warf. »Komm aus dem Bett!« Ihr Atem ging in heftigen Stößen, als sie angsterfüllt zur Tür blickte. »Er wird sie eintreten. 0 Gott, sie hält es nicht aus! Wo ist die Pistole? Hast du die Pistole noch?«
    Mit einem Stoßgebet zog Kelsey die Nachttischschublade auf. Da lag sie; im Mondschein glänzendes Metall.
    »Was machst du denn da?« Naomi kämpfte gegen ihre Schläfrigkeit an und kniete sich im Bett hin. »Großer Gott, Kelsey, was tust du denn da? Wer ist an der Tür?«
    Kelsey starrte, ohne auf sie zu achten, zur Tür. Holz splitterte. Sie hielt die Pistole krampfhaft mit beiden Händen
fest, damit sie ihr nicht aus den zitternden Fingern rutschte.
    Die Tür brach auf, und Rich stürzte ins Zimmer. Auf seinen Wangen glänzte Blut. Sein Blick fiel auf die im Bett kniende Naomi, der Träger ihres dünnen Seidenhemds war ihr von der Schulter gerutscht. Mit verzerrtem Gesicht ging er auf sie los. Kelsey kam es vor, als würde die Pistole in ihren Händen zum Leben erwachen, sie fühlte, wie ihr ganzer Körper zu vibrieren begann.
    Den Schuß selbst nahm sie gar nicht wahr.
    »Alec?« Naomis getrübte Wahrnehmung zeigte ihr durcheinanderwirbelnde Bilder – Vergangenheit und Gegenwart vermischten sich.
    »Das ist nicht Alec!« Wie aus weiter Ferne hörte Kelsey ihre eigene Stimme. »Es ist Gabes Vater. Ich habe Gabes Vater umgebracht.«
    »Slater?« Noch halb im Traum
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