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Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
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mir sowieso nicht geglaubt.«
    »Geben Sie meinem Mann sofort das restliche Geld zurück!«, forderte sie ihn empört auf.
    Boone sah sie mit traurigem Hundeblick an. »Wenn Sie darauf bestehen …« Er warf John Jason die Scheine über den Tisch und lachte schallend, als habe er einen guten Witz gemacht.
    Der Gentleman stieß beinahe sein Glas um, während er die Banknoten auffing. Champagner schwappte über und tränkte die Tischdecke. Esther wich hastig zurück, bevor ihr feines Kostüm davon benetzt wurde. »Was wollen Sie nur von uns?«, fragte ihr Mann laut und so wütend, dass sich einige Gäste an den Nebentischen zu ihnen umdrehten.
    »Champagner trinken!«, verkündete Boone strahlend und goss nach. »Los, stoßen Sie mit mir an, nun, da wir Freunde geworden sind!«
    »Wir hätten doch nach Crosby fahren sollen, wie Mommy uns geraten hat«, murmelte Esther und trank das Glas auf ex aus.
    Boone starrte sie bewundernd an und schenkte ihr wieder ein. »Ma’am, Sie haben einen Zug drauf, der mir gefällt!«
    Sie schien ihn nicht zu hören und kippte das nächste Glas. »Da gibt es Strand und Ruhe, na schön, im November nicht so berauschend, aber dann gehen wir halt in die Ince Woods, Pilze suchen.« Sie hielt sich die Serviette erneut vor den Mund, da sie einen Schluckauf bekam.
    Beschützend legte John Jason seine Hand auf ihre und drückte sie. »Boone.« Er sah den struppigen Mann eindringlich an. »Kommen Sie endlich zur Sache, meine Geduld ist erschöpft und die meiner Frau ebenso.«
    »Also schön.« Boone rückte nah an den Tisch und setzte eine ernste Miene auf, die ihn noch wölfischer aussehen ließ. »Ich will wirklich nichts weiter als Ihre Gesellschaft und diese Flasche Champagner. Sie sind echte Mancs, und ich bin waschechter Londoner. Nur Leute wie Sie sind für mich von Belang, niemand sonst. Frisch und unverbraucht. Sie duften nach Unschuld und Bravheit. Ihr Leben verlief in stetig gleichen Bahnen, Sie sind ausgeglichen. Mehr kann ich mir nicht wünschen.«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Natürlich nicht, Sterblicher. Das tut keiner von euch. Aber unsereiner muss sehen, wo er bleibt. Der Krieg ist ausgebrochen, verstehen Sie? Und ich brauche Kraft. Ich plane zu verschwinden. Nicht nur aus Middleark, sondern überhaupt aus London. Crosby wäre da geeignet, sagten Sie, Ma’am?«
    »Hick! Ja.«
    »Ist es da hübsch?«
    »Es ist nicht allzu groß, möcht ich meinen. Sie als Londoner würden es als verschlafenes Nest bezeichnen, vor allem um diese Jahreszeit.«
    »Friedlich?«
    »Oh ja.«
    »Herrlich.« Boone streckte seine Pranken aus. »Reichen Sie mir Ihre Hände.«
    Die Mittfünfziger gehorchten, ohne zu zögern. Sie wussten nicht, dass sie ohnehin keine Wahl mehr hatten. Boone schloss die Augen, sobald der Kontakt geschlossen war, und dann flossen feine, weißliche Fäden von den beiden Menschen auf ihn über.
    Als er die Augen wieder öffnete, hatte sich sein Äußeres völlig gewandelt. Ein glatt geschniegelter und gebügelter junger Mann saß dem Paar nun gegenüber und lächelte es gewinnend an. Frisch rasiert, die dunklen Haare kurz und gepflegt, mit dem angemessenen Maß Gel. Sogar der zweireihige dunkelblaue Anzug mit Seidenkrawatte saß wie angegossen und war funkelnagelneu. Im feinen Leder seiner Schuhe konnte man sich spiegeln. »Sehen Sie? Ich hatte recht. Oh, ich danke Ihnen!« Er sprang federnd auf, beugte sich über Mistress Miller-Billingham, nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und küsste sie auf ziemlich unbrüderliche Weise auf den Mund. Sie war so verblüfft, dass sie keinen Ton sagte, geschweige denn sich zur Wehr setzte. Als er sie wieder losließ, sah sie ihn mit einem seltsamen Ausdruck an.
    Dann packte Boone John Jasons Rechte und schüttelte sie leidenschaftlich. »Auch Ihnen gebührt mein Dank, Sir! Sie haben mich so richtig aufgemöbelt.«
    »Ich bin ein bisschen müde …«, gestand der Mancunian mit schläfrigen Augen.
    »Oh! Ja, ich weiß. Aber das gibt sich schnell, deswegen habe ich den Champagner bestellt. Sie müssen unbedingt noch etwas trinken! Ihre Frau hat es schon richtig gemacht.« Boone nötigte den Gentleman, sein Glas zu leeren.
    »Wer sind Sie?«, stellte Esther zum wiederholten Mal die Frage.
    Boone schob die Haare hinter sein Ohr zurück.
    Ihr stand daraufhin ganz undamenhaft der Mund offen.
    »Aber sagen Sie’s keinem weiter!«, wisperte er und zwinkerte ihr zu. »Ich bin ein Rückwandler. Wenn die Kräfte mich verlassen, verwandle ich mich
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