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Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
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kannst«, fauchte der Mann ohne Schatten.
    Zum ersten Mal sprach auch Samhain wieder. »Er hat uns allen viel bedeutet, du armseliger Narr. Loki war der Lebensbringer.«
    »Odin und seine Genossen haben es ihm aber schlecht gedankt«, bemerkte Alebin. »Denen habe ich einen Gefallen getan …«
    »Die sind nicht hier, um für dich zu sprechen«, unterbrach der Graue Mann. »Keiner ist hier. Du bist allein.«
    »Das war ich doch immer!«, schrie Alebin. »Wenn Einsamkeit einen Namen hat, so ist es der meine! Ich verlange meine drei Fragen, und ich verlange meine Rache!«
    »Rache …«, hauchte es von ferne.
    Dann kamen sie heran. Schatten – so viele, dass Alebin sie nicht mehr zählen konnte. Sie strömten von überall aus dem grauen Land, in dem die Zeit keinen Einzug gehalten hatte. Die grauen Bäume trugen graue Blätter, Blüten und Früchte. Das graue Gras wuchs. Wenn die Welten starben, blieb Annuyn wohl als einzige übrig. Wie war das möglich?
    »Rache …«, wiederholten die Schatten.
    Einige besaßen vertraute Gestalt. Alebin erkannte ein paar wieder, wusste von manchen noch den Namen. Es waren viele, so viele, die seinetwegen in Samhains Reich waren. Ein langes Leben, viele Tode.
    Der Getreue hielt die Toten mit einer Handbewegung auf, und sie blieben stehen. Nur ein Schatten trat noch ein Stück näher, und auf seinem Kopf schimmerte ein Geweih silbrig.
    »Ainfar?«, fragte Alebin verdutzt. »Kleiner Bruder, du hier? Das wusste ich nicht …«
    »Er kommt, um seinen Bruder abzuholen«, sagte der Getreue.
    »Mich? Ich bin gerührt. Aber ich kann nicht blei…«
    »Wer redet von dir?«
    Das verschlug Alebin die Sprache. Entsetzt sah er, wie Samhain sich umdrehte und ging. »Das geht nicht!«, rief er. »Zuerst meine Fragen!«
    »Du hast kein Anrecht darauf«, erwiderte der Graue Mann, ohne sich ihm zuzuwenden. »Dich gibt es nicht mehr.«
    »Was? Aber … Geh nicht fort! Lass mich nicht allein mit … mit …«
    Alebin stieß einen Schrei aus, als der Getreue plötzlich seine Schattengestalt packte.
    »Merlin hat es durch seine Hellsichtigkeit geahnt«, zischte der Vermummte. »Er hat dir eine zweite Chance gegeben. Doch anstatt dir deinen Schatten zu verdienen, hast du dir einen geraubt – und durch Brudermord eine unverzeihliche Blutschuld begangen!«
    Alebin geriet in Panik. »Lothyncam bat mich darum. Er wollte erlöst werden!«
    »Und hast du das etwa?«, fragte der Getreue mit bebender Stimmte. Der Boden erbebte unter seinem Zorn. »Im Gegenteil! Du hast deinem Bruder Annuyn verwehrt, hast ihn gezwungen, mit dir zu gehen und als Schatten in der Welt der Lebenden zu verweilen! Kannst du dir vorstellen, welche Pein er all die Jahrhunderte durchleiden musste? Welche Qualen er erduldete, obwohl er schuldlos war?
Das
ist dein größter Frevel, Alebin! Er gebar deine Nemesis, und als du ins Niemalsland geflohen bist, hat dein Schatten sie auf deine Fährte gerufen!«
    »Nein!«, heulte Alebin auf. »Merlin hat mir meinen Schatten genommen, das war die größte Qual und der Beginn des Verbrechens! Er sagte, ich sei der Auserwählte!«
    »Du hättest es sein können.«
    »Er hat sich geirrt, der unfehlbare Zauberer und Manipulator! Denkst du, ich weiß nicht,
wer
auserwählt ist? Wieso werde ich bestraft, weil ich es nicht bin?«
    »Du hast nie verstanden, weil du Merlin nicht zugehört hast! Du hättest dir deinen Schatten verdienen können, stattdessen hast du nur an deine Rache gedacht. Doch nun werde ich Gerechtigkeit und Gleichgewicht wiederherstellen.«
    »Andere Worte für deinen Rachedurst! Und macht dich das besser als mich?«
    »Mit dir werden Hass und Vergeltung vergehen. Dein Gift wird getilgt, so wie Merlins Schuld. Und … die meine. Ich erlöse dich jetzt ebenso wie deinen Bruder. Sei dankbar um das, was ich dir gewähre, du warst nie so milde. Dir wird vergeben, Alebin, denn du hast deinen Sinn verloren.«
    Und dann entriss er Alebin den gestohlenen Schatten seines Bruders. Alebin war, als würde ihm die Haut bei lebendigem Leibe abgezogen. Er schrie gellend, während die eine Hand des Getreuen ihn unentrinnbar festhielt und die andere an ihm ruckte und zerrte, dass die Nähte mit schrillem Klang platzten. Es sah aus, als ob Alebin entzweigerissen würde.
    Schließlich hielt der Getreue eine dünne Schattengestalt in der einen Hand und in der anderen nur noch eine schlaffe, blasse Hülle.
    Der Schatten mit dem Hirschgeweih trat näher, und der Getreue hielt ihm den schmalen Schemen hin.
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