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Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
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von diesem edlen, hoch entwickelten Wesen nach und nach in eine barbarische, primitive Kreatur. Wenn ich nicht rechtzeitig eingreife und mich wiederherstelle, kann das böse enden – indem ich vergesse, wer ich bin, und irgendwann für immer grunzend im Fell herumlaufe.«
    »Sie Armer!«, sagte sie mitfühlend.
    »Tja, wem sagen Sie das? Und das hab ich allein meinem Vater zu verdanken. Meistens sind die Väter schuld, wussten Sie das?«
    »So gefallen Sie mir jedenfalls bedeutend besser. Und auch Ihre Manieren sind ganz ordentlich geworden.«
    »Herzlichen Dank. Nun muss ich aber wirklich los, denn die Straßen sind in diesen Tagen alles andere als sicher. Sie sollten auch bald ins Hotel gehen! Hier sind noch ganz andere als ich unterwegs …« Boone führte die Hand zum Abschied an die Stirn und gestelzt wieder weg, fast wie bei einem militärischen Gruß, lächelte noch einmal und war verschwunden.
    »Dann lass uns mal auf unseren Hochzeitstag anstoßen«, sagte Esther zu ihrem Mann, goss nach und stieß mit ihrem Glas sacht an seines. »Was bezahlt ist, wird auch getrunken. Hicks!«
    John Jason war immer noch sprachlos, prostete seiner Gattin dennoch zu und trank.
    »Was ist da eben passiert?«, fragte er später auf der Straße. Inzwischen war es ganz dunkel, und sie machten sich auf den Weg zur Waterloo Station. Dicker Nebel wallte ihnen aus den Seitengassen entgegen und trieb über die Hausdächer. Die typische englische Suppe, die von den Straßenlaternen kaum durchdrungen werden konnte.
    »Ich habe keine Ahnung, mein Lieber«, antwortete Esther unbekümmert. »Sicher hat uns jemand einen Streich gespielt. Den Fulbert-Worthingtons würde ich das zutrauen.«
    »Lord James und Henry? Stimmt. Die werden nie erwachsen, keines ihrer Dinner vergeht ohne Dummejungenstreiche.«
    »Das macht sie so amüsant. Und nicht zu vergessen: Sie sind unsere besten Freunde.«
    John Jason wirkte nun deutlich erleichtert, was nicht zuletzt am Champagner liegen mochte, den er schnell hinuntergeschüttet hatte und der ihm den Kopf so angenehm leicht machte. Außerdem hatte er das Gefühl, als ob seine Füße über dem Nebel schwebten und nicht länger den Boden berührten. »Ja, das waren sie gewiss. Ein Rückwandler … Wir müssen herausfinden, was damit gemeint ist.«
    Esther hakte sich bei ihrem Mann unter. Die Atmosphäre der nächtlichen Stadt war schaurig-schön. Hell erleuchtet stach das London Eye durch den dahintreibenden Nebel, und ab und zu gab es klare Sicht, ein scharfer Kontrast zum verschwommenen Dunstvorhang. Als dabei einmal der Blick auf den Himmel frei wurde, blieb die Mancunian stehen. »Jason, der Himmel da oben …«
    Sein Blick folgte ihrem Fingerzeig, doch das Nebelloch hatte sich schon wieder geschlossen. »Was denn, Herzblatt?«
    »Ach, nichts. Für einen Moment hatte ich den Eindruck, als würde er flackern.«
    »Eine Folge des Champagners und eines anstrengenden Tages. Wir sind gleich bei der Tube, und dann nichts wie aufs Zimmer.«
    »Es ist aber noch recht früh«, protestierte sie.
    Er grinste schelmisch. »Wir können ja
nachher
noch mal ins Hotelpub.«
    In ihre Augen trat ein Funkeln, das er schon seit über zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte. Ja, es war eine gute Idee gewesen, einmal etwas Verrücktes zu tun und nach London zu fahren.
    Sie kamen an einem dunklen Treppenabstieg vorbei und zuckten zusammen, als plötzlich eine Gestalt von unten emportaumelte. Ein Mann in abgerissener Kleidung, mit strähnigen Haaren und dreckigem Hut – offensichtlich ein Obdachloser.
    »Helfen Sie mir!«, rief er und streckte die Hände nach den Spaziergängern aus.
    John Jason packte Esther fest am Arm und zog sie weiter, ohne einen weiteren Blick auf den Mann zu verschwenden. Beide beschleunigten ihren Schritt.
    Der Obdachlose humpelte hinter ihnen her, seine Stimme nahm einen immer flehenderen Klang an. »Bitte, bitte, gehen Sie nicht weg! Helfen Sie mir. Ich weiß nicht, wohin! Sie sind hinter mir her …«
    Das Paar ging hastig weiter, schweigend und ohne sich umzudrehen. Die schaurige Romantik des Nebels verging und machte einem kalten Entsetzen Platz, das mit feuchtklammen Fingern nach ihnen griff.
    »So warten Sie doch … Hören Sie mir endlich zu!«
    Auf einmal war der heruntergekommene Mann bei ihnen! Mit zwei Sätzen holte er sie ein und packte Esther am Arm. Sie schrie auf und riss sich heftig von ihm los. John Jason fuhr herum, schob sich vor seine Frau. »Was wollen Sie denn, Mann?«, herrschte
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