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Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach

Titel: Schartz, S: Elfenzeit 19: Kampf um Earrach
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»Nimm deinen Bruder Lothyncam mit dir«, sagte er. »Und dereinst, wenn alles zu einem guten Ende gekommen ist und ihr zu euch gefunden habt, seien euch die drei Fragen gewährt. Begebt euch jetzt in die Obhut Samhains, er erwartet euch.«
    »Danke«, hauchte der Schatten Lothyncams erlöst. Er folgte Ainfars Schatten zum Schloss des Grauen Herrn, und bereits auf dem Weg gewann er an Substanz.
    Vom schattenlosen Alebin, dem der Getreue sich nun zuwandte, war allerdings nicht mehr viel übrig. »Deine Zeit ist vorüber«, sagte der Verhüllte mit tiefer, ruhiger Stimme, in der keine Kälte mehr lag. »Nun geh.«
    Mit einem letzten Seufzen löste sich die Hülle auf.

1 Novembernebel
    Was für eine Stadt!«, rief John Jason Miller-Billingham III. enthusiastisch, als sie London Eye verließen.
    »Und ob, mein Lieber«, stimmte ihm seine Frau Esther zu, geborene Ecclestand. »Die Mischung aus Alter und Moderne erscheint kontrovers und bizarr, aber hier funktioniert es auf eine geheimnisvolle Weise.«
    Die beiden gut situierten Mittfünfziger stammten aus Manchester und gönnten sich anlässlich ihres fünfundzwanzigsten Hochzeitstages eine Kurzreise nach London. Kaum zu glauben, aber wahr – die beiden hatten bis dahin ihr ganzes Leben in Manchester und Umgebung verbracht. Sie hatten keinen Anlass gesehen, irgendwohin zu reisen. Beide waren behütet in Mittelstandsfamilien aufgewachsen und erstrebten nicht mehr. Aber nun hatten sie den großen Schritt gewagt, sich in den Zug gesetzt und waren zur Victoria Station gefahren. Dort war alles sehr vertraut englisch – zumindest an der Victoria Street. Aber schon danach waren sie vom hektischen Chaos einer Metropole umgeben, das sie unwiderstehlich mit sich riss.
    Es war schon fast dunkel geworden und der Platz rund um das größte Riesenrad der Welt nahezu verwaist, aber nur ein paar Schritte weiter am South Bank Centre herrschte fröhlicher Trubel. Der Gebäudekomplex war an Hässlichkeit kaum zu überbieten, aber innen gab es jede Menge Unterhaltung, Kultur und Entspannung: Theater, Konzerthallen, Kinos, Bars, Restaurants, verträumte Cafés und ein paar versteckte Kunstgalerien. John Jason und Esther staunten, wie viele junge Leute aus aller Herren Länder sich dort aufhielten. Einige Aufführungen waren kostenlos und vor allem die Spielsalons brechend voll. Nach einer Weile fanden die Eheleute zwei freie Plätze in einem Café, bestellten sich ein Wasser für die Dame und ein Bier für den Gentleman und betrachteten fasziniert die vielen Menschen, die anscheinend alle wussten, wohin sie wollten und warum und wie schnell sie dahin gelangten.
    »Eine völlig fremde Welt«, bemerkte John Jason nach einer Weile. »Ich hätte das nie gedacht, aber ich glaube, genauso gut könnte man auf einen anderen Planeten reisen.«
    »Immerhin können wir uns sprachlich verständigen«, sagte Esther und fächelte sich mit einer Serviette Luft zu.
    »Zumindest radebrechend, denn wer ist hier schon gebürtiger Engländer?« John Jason schlürfte sein Bier.
    Sie zuckten beide leicht zusammen, als sich plötzlich unaufgefordert jemand zu ihnen setzte. Ein haariger Typ, man konnte es nicht anders sagen. Ungepflegte braune Zotteln, ähnlich wie aufgedröselte Rastalocken, ein wild wuchernder Bart, tief liegende, ein wenig unheilvoll glühende Augen.
    »
Ich
bin ein gebürtiger Engländer«, sagte der Mann mit rauer Stimme. Als er merkte, dass das gut gekleidete Paar ihn irritiert anblickte, hob er den Ellbogen übertrieben hoch und hielt ihnen die nach unten gestreckte Hand hin. Er trug einen Anzug, der völlig verschlissen und mehrmals dilettantisch geflickt war. Dazu ein rotgelb kariertes Hemd, eine grün-gelb gestreifte Fliege und klobige, staubige Schuhe. »Verzeihung. Ich kam nicht umhin, Ihre Unterhaltung mit anzuhören.« Seine Nase zuckte und bewegte sich unaufhörlich. »Ich habe sehr feine Ohren, wissen Sie, und ich höre selten derart gepflegtes Englisch.«
    Weder Esther noch John Jason ergriffen die dargebotene Hand. Vielmehr runzelte der Gentleman die Stirn, die Dame kräuselte die Nase, und sie rückten beide ein wenig vom Tisch ab.
    Der struppige Mann ließ die Hand fallen. »Mein Name ist Boone«, stellte er sich vor. »In London geboren und aufgewachsen – und immer noch hier. Das treffen Sie nicht oft, kann ich Ihnen versichern.«
    »Dann wollen Sie sich wohl als Touristenattraktion verkaufen?«, fragte John Jason mit hochgezogener Braue. Esther tupfte sich den Mund mit der
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