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Schachfigur im Zeitspiel

Schachfigur im Zeitspiel

Titel: Schachfigur im Zeitspiel
Autoren: Philip K. Dick
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Habitus, die sich vornehm gebende, Bildung versprühende Wichtigtuerei eines linksorientierten Collegestudenten im zweiten Semester zur Schau. Natürlich hatte er bisher noch keinen richtigen Vertreter dieser Spezies gesehen. Diese Gruppe, der Junge auf dem Highway … Plötzlich ging die Tür auf. Eine Frau trat ein. Bei Parsons Anblick blieb sie stehen. »Oh«, keuchte sie. Ihre dunklen Augen weiteten sich vor Staunen. »Wer …?«
    Wade begrüßte sie. »Icara. Das ist keine Krankheit. Das ist einer von diesen Fröschen. Eine Verdrängung namens Parsons.« Zu Parsons sagte er: »Sie ist meine … Geliebte? Kupplerin? Große und gute Freundin? Puella.«
    Die Frau nickte nervös. Sie setzte eine Armladung von Päckchen ab, welche die anderen Anwesenden sofort aufsammelten. »Warum hat Ihre Haut diese Kreidefarbe?« fragte sie, als sie sich neben ihm herunterbeugte, schlank, ein wenig rasch atmend, wobei ihre schwarzen Lippen vor Besorgnis zuckten.
    »In meiner Zeit«, sagte er unter Schwierigkeiten, »war die Menschheit in weiße, gelbe, braune, schwarze Rassen unterteilt. Es gab alle Varianten von Unterrassen innerhalb dieser Arten. Es ist offensichtlich, daß es später irgendwann eine Verschmelzung gegeben hat.«
    Icaras feingeformte Nase zog sich kraus. »Getrennt? Wie schrecklich. Und Ihre Sprache ist schlecht. Voller Fehler. Warum steht die Tür offen?«
    »Er hat das Schloß aufgeschnitten«, seufzte Wade.
    »Dann sollte er es reparieren«, sagte die Frau ohne Zögern. Während sie noch immer neben ihm gebückt kauerte, fuhr sie fort: »Was ist das für ein grauer Kasten? Warum öffnen Sie diese Tuben? Werden Sie in Ihre Zeit zurückkehren? Können wir zusehen?«
    »Er sprüht sich an«, erklärte Wade. »Damit er dunkler aussieht.«
    Ihr glänzendes, schwarzes Haar kam näher an ihn heran, als sie sich vorbeugte und vorsichtig schnupperte. »Sie sollten auch etwas gegen Ihren Geruch tun«, sagte sie mit leiser Stimme.
    »Was?« sagte er, auf mehreren Ebenen empfindlich getroffen.
    Sie betrachtete ihn. »Sie riechen schlecht«, sagte sie. »Wie Moder.«
    Die anderen, die mithörten, kamen herbei, um ihn anzusehen und dann ihre Meinung abzugeben. »Mehr wie Pflanzen«, sagte ein Mann. »Vielleicht sind es seine Kleider. Möglicherweise Pflanzenfasern!«
    Icara sagte: »Wir baden.«
    »Wir auch«, brummte Parsons ärgerlich.
    »Jeden Tag?« Sie wich zurück. »Ich glaube, es sind Ihre Kleider, nicht Sie.« Und sie betrachtete ihn, wie er seine Hautfärbung aufsprühte. »So ist es schon viel besser. Gott, Sie sehen aus wie eine Made. Nicht …«
    »Nicht wie ein Mensch«, beendete Parsons ironisch.
    Icara stand auf, und sagte zu Wade: »Ich verstehe nicht … ich meine, das ergibt ein gewaltiges Problem. Der Seelenquader wird aus dem Gleichgewicht geraten. Und wie könnte er jemals an den Quell angepaßt werden? Er ist völlig anders, und wir haben auf keinen Fall Zeit dafür. Wir müssen mit der Versammlung weitermachen. Und dann unsere Tür – sie steht noch immer offen.«
    »Ist das so schlimm?« fragte Parsons.
    »Die Tür?« fragte sie.
    »Anders zu sein.«
    »Nun, selbstverständlich ist das schlimm. Wenn Sie anders sind, dann gehören Sie nicht dazu. Aber Sie können lernen. Wade wird Ihnen die richtige Kleidung geben. Sie können lernen, richtig zu sprechen. Und sehen Sie … diese Färbemittel von Ihnen funktionieren ganz gut.« Sie lächelte ihm hoffnungsvoll zu.
    »Das wirkliche Problem«, sagte Wade, »ist die Orientierung. Die kann er unmöglich erlernen. Ihm fehlen die Grundkonzepte – wir lernen sie schon als Säuglinge.« Er hob eine Augenbraue und sagte zu Parsons: »Wie alt sind Sie?«
    »Zweiunddreißig«, antwortete Parsons. Er war fast damit fertig, sich Gesicht, Hals, Hände und Arme einzusprühen, und hatte begonnen, sein Hemd auszuziehen.
    Wade und Icara wechselten ein paar Blicke. »Lieber Himmel«, sagte Icara. »Wirklich? Zweiunddreißig ?« Offenbar um das Thema zu wechseln, sagte sie: »Was ist das für eine schlaue Kiste – und worum handelt es sich bei den Gegenständen darin?«
    »Das sind meine Instrumente«, sagte Parsons, der sein Hemd jetzt ausgezogen hatte.
    »Und was ist mit den Listen?« sagte Wade halb zu sich selbst. »Es wird der Regierung nicht gefallen.« Er schüttelte den Kopf. »Er kann in keinen Stamm eingefügt werden. Er wird die Zählung schmeißen.«
    Parsons schob den Instrumentenkoffer auf Wade zu. »Sehen Sie«, sagte er grob, »ich kümmere mich einen
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