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Schachfigur im Zeitspiel

Schachfigur im Zeitspiel

Titel: Schachfigur im Zeitspiel
Autoren: Philip K. Dick
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bei euch?«
    »Er ist zur Regierung übergelaufen und hat sich ihren Vasallen angeschlossen.«
    Das überraschte ihn nicht. »Und Jepthe?«
    »Sie lebt hier bei uns, hat sich aber mittlerweile zur Ruhe gesetzt. Sie ist recht schwach geworden. Trotz ihres hohen Alters besitzt sie nichts von Nixinas Stärke.«
    Gleich darauf schaltete sie die Kontrollen ein. Er war endlich auf dem Weg zurück in seine eigene Zeit.
    »Ich fürchte, dein Auto ist dabei ruiniert worden, als dich der Bagger erfaßt hat«, sagte Loris. »Damals hatten wir noch nicht die nötige Erfahrung.«
    »Das geht schon in Ordnung«, sagte er. »Ich bin versichert.«
     
    Vor ihm lag wieder der Highway mit seinen Bildungstafeln. Er sah die Autos, die nach San Franzisko unterwegs waren, und auf der anderen Seite wogte der Verkehr in Richtung Los Angeles. Parsons stand auf wackligen Beinen an der Straßenböschung und roch den Duft der Oleanderbüsche, die das Straßenverkehrsamt meilenweit auf dem Trennstreifen zwischen den beiden Fahrtrichtungen hatte anpflanzen lassen. Dann setzte er sich in Bewegung.
    Während er am Straßenrand entlangtrottete und sich fragte, ob wohl ein Auto anhalten würde – was bedeutete, daß der Fahrer sich vom Leitstrahl ausklinken mußte –, dachte er über die Arbeit nach, die vor ihm lag. Er brauchte sie nicht sofort auszuführen. In der Tat blieben ihm viele Jahre Zeit, sie zu vollenden, der größte Teil seines Lebens.
    Er dachte an sein Haus und an Mary, wie sie auf der Vorderveranda stand, und daran, wie er sie zuletzt gesehen hatte. Er sah das Bild deutlich vor sich, wie sie winkte, keck und frisch in ihrer grünen Freizeithose und mit den im frühmorgendlichen Sonnenlicht glänzenden Haaren, damals als er sich auf den Weg in seine Praxis gemacht hatte.
    Wie werde ich mich fühlen, wenn ich sie jetzt wiedersehe, überlegte er.
    Ich wüßte gern, wie bald ich in die Zukunft zurückkehre. Zwischen ihm und Loris war eine Kommunikationsverbindung eingerichtet worden. Wie leicht es wäre …
    Ein Wagen verlangsamte, verließ die Fahrspur und rollte auf dem Seitenstreifen aus. »Motorschaden?« rief der Fahrer zu ihm herüber.
    »Ja«, antwortete er. »Ich würde mich freuen, wenn Sie mich nach San Franzisko mitnehmen könnten.«
    Einen Moment später war er eingestiegen. Der Wagen fuhr an und fädelte sich wieder in den Leitstrahl ein.
    »Sieht eigenartig aus, die Verkleidung, die Sie da anhaben«, bemerkte der Fahrer höflich, aber neugierig.
    Parsons merkte, daß er wirklich in seine Zeit zurückgekehrt war. Und er trug Kleider aus einer völlig anderen Welt. Und seinen grauen Instrumentenkoffer hatte er irgendwo zurückgelassen. Dieses Mal war er wirklich endgültig verloren.
    Vor ihnen tauchte der Industriegürtel von San Franzisko auf. Parsons beobachtete, wie die Fabriken, Gleise, Türme und Schuppen unter dem Highway vorbeihuschten.
    Ich wüßte gern, wo ich die Materialien herbekommen kann, fragte er sich. Und wo es aufgestellt werden soll. Aber der Standort war offenbar kein Problem, denn er hatte es gefunden, und das allein war richtig. Kann ich die Arbeit allein schaffen, grübelte er. Ich habe noch nie als Steinmetz gearbeitet. Natürlich mußte die Inschrift in Stahl eingraviert werden. Wahrscheinlich konnte er das mit einiger Übung hinbekommen, so daß er niemand anders mit dieser Arbeit beauftragen mußte.
    Wenn ich kann, entschied er, will ich es selbst machen, damit ich sicher bin, daß kein Flüchtigkeitsfehler entsteht. Schließlich hängt mein Leben davon ab.
    Es würde interessant sein zu sehen, wie die Tafel entstand, hier, in seiner eigenen Zeit. Ein Kontrast zu dem verwitterten, beschädigten Monument, das ihn unzählige Jahrhunderte später in der Zukunft begrüßt hatte …
    Aber es war eine gute Arbeit. Und sie hatte alle seine anderen Taten in dieser Welt überdauert.
    Vielleicht sollte es eingegraben werden, entschied er, tief in die Erde versenkt werden, außer Sicht. Schließlich würde es für eine sehr, sehr lange Zeit nicht gebraucht werden.
     
    ENDE
     

 
Nachwort
     
    Philip K. Dick lebte von 1928 – 1982 und schrieb seit 1952 Science Fiction. Obwohl Dick zweifellos als Autor eine Entwicklung durchlaufen ist, kann man schon seinen frühen Texten eine Essenz entnehmen, die auch seinen späteren Stoffen noch immer eigen war.
    Häufig stellt sich der Eindruck ein, daß die Werke auf die eine oder andere Art zusammenhängen. Das liegt zum Teil an gewissen Versatzstücken, die Dick
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