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Sanssouci

Sanssouci

Titel: Sanssouci
Autoren: Andreas Maier
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gekommen. Warum soll sie denn überhaupt ermordet werden, laut Drehbuch , fragte Maja.
    Nun kam Pöhland zu der Gruppe hinzu. Er schlug Arnold auf die Schulter, meckerte sein Lachen und fragte, warum denn hier alle so traurig herumstünden. Man betrachte doch die Blumenfrauen da, toll, so etwas habe man selten im Kotz. Die haben alle förmlich einen Heiligenschein. Maja: Wir beschließen hier gerade einen Mord. An wem, fragte Pöhland. Sie: An der Mutter von Jesus. Er: Der Faschistenvegetarierin? Habt ihr mal gesehen, was passiert, wenn man ihrem Kleinen ein Stück Fleisch hinhält? Der ist total konditioniert. (Pöhland meckerte wieder los.) Ich meine, ich bin ja schon ein absoluter Schnorrer, aber welche wie die, die haben ja auch noch Geld wie nix. Die haben einen Alleinerziehungsanspruch und einen Unterhaltsanspruch . Wenn ich mich wo auskenne, dann da. Da mußt du nur den Vater entfernen, und dann Bingo! (Erneutes Meckern.) Maja: Das drückst du alles sehr freundlich meinem Geschlecht gegenüber aus. Pöhland: Quatsch, ich beschreibe nur deine Zukunft. Maja: Ich kann ja wohl nichts dafür, daß du deinen Vater erst so spät kennengelernt hast. Pöhland: Mir kommen gleich die Tränen. Was bin ich froh, daß der mir sechzehn Jahre erspart geblieben ist. Meine Mutter ist mir leider nicht sechzehn Jahre erspart geblieben. Mann, Pöhland, sagte Maja, du hast heute wieder einen Gedankenflug! Pöhland deutete mit seinem Zeigefinger auf seinen Kopf. Hier, sagte er, ist eine ganze Menge Scheiße drin. Dieser Kopf hier oben nimmt seit siebzehn Jahren jede Menge Scheiße zu sich. Also ist er voller Scheiße. So einfach ist das. Er lachte, dann fragte er interessiert, wer denn der Mörder der Muttermaria sein soll. Der Mörder, sagte Arnold, soll ein Bulgare namens Grigorij sein, der im Schlaatz wohnt. Im Schlaatz? sagte Pöhland. Das könnt ihr aber nicht machen. Dann sind die doch alle gleich wieder beleidigt! Bulgare im Schlaatz! Erinnert mich irgendwie an Oststadt. Nils sagte, er wohne nicht wirklich im Schlaatz, sondern gegenüber, im Humboldtring. Pöhland: Wie bringt er sie denn um? Arnold: Er soll sie zufällig einschließen, in einem Keller, hinter einer schweren Eisentür, einer Luftschutzkellertür oder so etwas, ohne es zu bemerken. Er macht einfach hinter sich die Tür zu, und dann kommt sie nicht mehr raus und erstickt oder verdurstet oder sonst etwas. Man muß nur beide gleichzeitig und ohne Wissen voneinander zu einembestimmten Zeitpunkt da unten hineinlocken, den Täter und das Opfer. Pöhland: Klingt logisch. Maja: Übrigens gibt es in den Kellern von Sanssouci solche schweren Eisentüren. Nils und ich haben selbst welche gesehen. Pöhland: Wenn sich beide nicht kennen, ist der Plan todsicher, denn dann gibt es keinen Täter. Aber gibt es überhaupt ein Motiv? Wann ist es denn soweit? Arnold: Heute nachmittag. Nils: Natürlich ist das alles nur eine Ablenkung, und man findet sie in drei Tagen enthauptet im Spreewald. Maja: Hört jetzt endlich auf, diesen Quatsch zu reden, das ist wirklich ekelhaft. Wie seid ihr bloß drauf? Macht eure Witze über andere Leute, aber nicht über jemanden wie Merle Johansson. Die ist zu schade für so was. Pöhland: Maja, du wirst nie etwas kapieren. Für dich wird alles immer schön und sauber und gut bleiben, bis zum Ende. Du wirst dich immer nur wundern, warum es überall diese Scheiße gibt, und du wirst nie kapieren, daß du die Scheiße selber bist.
    In diesem Augenblick kam auch Heike ins Kotz. Etwas Unerwartetes passierte, als sie eintrat: während sie nämlich zum Tresen lief, wo Arnold mit Nils und Maja stand, brandete in der ganzen Wirtschaft Applaus auf. Heike lief durch die Tischreihen, die Leute klatschten, manche erhoben sich sogar. Heike war nicht klar, was dieser Applaus bedeuten sollte. Sie holte sich ein Bier und stellte sich zu Arnold, Maja und den anderen. Die reden einen Mist hier, sagte Maja zu ihr, nahm ihre Bionade und verließ die Gruppe. Sie wollte sich partout nicht die Laune verderben lassen und stellte sich lieber zu Aische und Loredana.
    Später vermengte sich die Gruppe um Aische und Maja mit den Reigenfrauen. Maja fand alle drei Frauen wunderschön. Eines der Kinder strahlte Maja mit blauen Augen an und lachte. Maja war ganz verliebt in das Kind. Die Mutter nahm ihn aus dem Tragetuch, gab ihn Maja, drückte ihm, der mit den Fäustchen wedelte, einen Kuß auf die Stirn, dann war das Kind still und selig und lag in Majas Armen, die sich in
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