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Sanssouci

Sanssouci

Titel: Sanssouci
Autoren: Andreas Maier
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regelmäßig enttäuscht,weil das Erwartete natürlich nie eintrat und man doch nur wieder Bier getrunken hatte.)
    Alexej wußte nichts von dieser Demonstration und sollte erst im Verlauf des Tages von ihr erfahren. Er hatte wie immer auf dem Kapellenberg übernachtet und war sehr früh mit Frau Klein in die Stadt hinuntergefahren, um Grigorij aufzusuchen und ihn mit dem Auto des Erzpriesters aus der Stadt zu schaffen. Es war der Tag, an dem Grigorij den Engel zum zweiten Mal erwartete. So hatte Alexej den Bulgaren verstanden, als er ihn in seiner Wohnung besucht hatte. Inzwischen wußte Alexej, daß es sich bei dem Engel um Heike handelte. Anastasia hatte es ihm vor drei Tagen erzählt. Nun ergab sich ein Bild. Vielleicht hatte Heike den Bulgaren in das unterirdische Sanssouci geführt, damit er für sie dort seine Kapelle einrichtet. Vielleicht hatte Arnold Malkowski ebenfalls in das Labyrinth gelockt und dort den Keller einrichten lassen. Beziehungsweise das, was Hofmann Rattenloch nannte. Heute wollte Heike Grigorij zum zweiten und letzten Mal in der Kapelle treffen. Alexej sah jetzt alles vor sich, aber er begriff einfach nicht, wozu es geschah. Alles blieb in der Schwebe.
    Sie brachten den Bulgaren nach Werder zu einer Freundin von Frau Klein, Alexej fuhr anschließend nach Potsdam zurück, um noch einmal mit Arnold zu sprechen.
    In Werder saß Grigorij nun seit dem frühen Vormittag an einem Tisch, vor ihm standen Tee und Kekse, und man versuchte sich im Gespräch mit ihm. Die Situation war für alle befremdlich, denn Frau Klein war sich nicht im klaren darüber, warum sie den Bulgaren ihrerFreundin vorführen und diese ihn auch noch den ganzen Tag in Werder dabehalten sollte. Da Grigorij auf die beiden Frauen einen verzweifelten und verstörten Eindruck machte, hielten sie ein seelsorgerisches Anliegen für den Grund der Verfrachtung. Frau Klein blieb bis zum Mittag in Gesellschaft Grigorijs. Sie erfuhren Trauriges über sein Leben, versuchten ihn aufzumuntern und kamen schließlich mit ihm überein, daß er sein Leben nicht in Potsdam weiterführen sollte. Da er noch Verwandte in Sofia hatte, entstand der Plan, Grigorij solle mit Gemeindegeld zurückreisen und versuchen, in Sofia wieder auf die Füße zu kommen … Natürlich waren die gutgemeinten Vorschläge der beiden Damen ihrer Naivität und ihrer Unkenntnis der Person Grigorijs geschuldet, aber seltsamerweise stimmte Grigorij Natchev alldem zu und wirkte sogar irgendwie begeistert. Für eine halbe Stunde (Alexej war längst wieder in Potsdam zurück) sah es so aus, als wolle Grigorij noch am selben Tag den Kontakt zu seiner alten Heimat und seinen Verwandten wiederherstellen und als geschehe mit dem heutigen Tag eine endgültige Wende zum Besseren. Allerdings verschwand Grigorij mitten in dieser allgemein ausbrechenden Helfereuphorie, es war gegen zwölf Uhr. Grigorij war durch die Terrassentür in den Hintergarten getreten, dort offenbar über den Zaun geklettert, und wurde anschließend in Werder nicht mehr gesehen.
Oststadt (Ende)
    Maja Pospischil saß am Vormittag des siebten Augusts in Hornungs Laube und wurde gerade von Overbeck angehimmelt, der es nicht unterlassen konnte, immer wieder zu ihr hinüberzuschauen. In der Laube schienen ihre Haare, ihre Augen, ihre Kleidung und ihre Haut zu leuchten. Maja sah blühend aus.
    Sie befand sich schon seit dem Morgen, als sie neben Nils aufgewacht war, in einem ganz besonderen Zustand. Draußen in Hornungs Garten hatten die Vögel gesungen, und die Sonne hatte auf sie und Nils geschienen, als seien genau sie beide von der Sonne gemeint … Im oberen Stockwerk der Gregoriusstraße waren heute morgen nur sie vorgekommen, ihre zwei Körper und ihre zwei Seelen, der große Traum war in Erfüllung gegangen. Nils war alles, was sie sich ersehnt hatte. Die Welt war jetzt bei sich, das hatte sie in diesen Morgenstunden gespürt. Das Leben war ein Fest, eine große Feier. Es war himmlisch, sie freute sich auf den Tag, er würde wundervoll werden. Erst frühstücken mit Nils im Garten des Filmemachers (Maja verkehrte durch Nils neuerdings wie selbstverständlich in der Welt der Erwachsenen und Künstler und Filmleute), dann würden sie baden gehen oder etwas anderes machen, dann kam die Demo, auf die sie sich ganz besonders freute, denn diese Demos machten immer Spaß, es geschahen dort immer so lustige Dinge …
    Nun aber, in der Laube, mußte sie erst einmal eine Umgangsweise mit Overbeck finden. Sie tat am
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