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Eine Lady zu gewinnen ...

Eine Lady zu gewinnen ...

Titel: Eine Lady zu gewinnen ...
Autoren: Sabrina Jeffries
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Geneigte Leserin, geneigter Leser,
    ich weiß mit meinem Enkel Gabriel einfach nicht mehr weiter. Nur seinetwegen habe ich alle meine Enkelinnen und Enkel vor die Wahl gestellt, entweder innerhalb eines Jahres zu heiraten oder enterbt zu werden. Sein bester Freund ist bei einem Kutschenrennen mit Gabe ums Leben gekommen, und sieben Jahre später bricht sich dieser Heißsporn auf derselben heimtückischen Strecke beim Rennen gegen einen anderen Dummkopf den Arm! Da konnte ich nicht länger untätig zusehen. Es wundert mich nicht, dass die Leute Gabe den »Todesengel« nennen, denn er setzt bei jeder sich bietenden Gelegenheit sein Leben aufs Spiel.
    Jetzt hat sich die Schwester seines besten Freundes, Virginia Waverly, in den Kopf gesetzt, ihren Bruder zu rächen, indem sie Gabe bei einem Rennen auf derselben Strecke besiegt. Und anstatt diese verrückte Herausforderung einfach zu ignorieren, macht Gabe ihr den Hof. Ich glaube, er hat den Verstand verloren. Gut, sie ist ein hübsches, feuriges kleines Ding, aber ihr Großvater, General Waverly, wird niemals seine Einwilligung zu einer Heirat geben. Der Mann ist ein unglaublicher Starrkopf. Stellen Sie sich vor, er hat es gewagt, mich eine »Teufelin« zu nennen! Das lasse ich keinem Mann durchgehen, egal wie gut aussehend und stattlich er für sein Alter ist!
    Aber zurück zur Sache. (General Waverly lenkt mich unerhörterweise ab.) Ich weiß nicht, was ich von Gabes Interesse an dieser kessen Miss Waverly halten soll. Natürlich will ich, dass er heiratet. Aber er plagt sich immer noch mit seiner Schuld herum, weil ihr Bruder verunglückt ist. Woher weiß ich, ob sie nicht alles nur noch schlimmer macht? Mein einziger Trost ist, dass sie offenbar genauso hingerissen von meinem Enkel ist wie er von ihr. Gerade heute haben General Waverly und ich die beiden in einer Situation überrascht, die … nun, sagen wir, ziemlich verfänglich wirkte! Ihre Lippen waren verräterisch gerötet, und Gabe sah aus, als hätte ihm gerade jemand das Pferd unterm Sattel weggezogen. Dieser Kerl weiß offenbar nicht, wie man mit ehrbaren Frauen umgeht.
    Aber ich werde langsam zu alt für diese Dinge. Wenn er sich jetzt nicht unter die Haube bringen lässt, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als Gabe so lange in der Scheune anzubinden, bis er zur Vernunft kommt. Wünschen Sie mir Glück, liebe Freunde!
    Ihre sehr ergebene
    Hetty Plumtree

Prolog
    Ealing, April 1806
    Es gab wieder Geschrei.
    Der siebenjährige Gabriel Sharpe, der dritte Sohn des Marquess von Stoneville, hielt sich die Ohren zu. Er hasste Geschrei – er bekam davon Magengrimmen, besonders wenn seine Mutter seinen Vater anschrie.
    Diesmal jedoch schrie seine Mutter seinen ältesten Bruder an. Gabe bekam alles mit, weil Olivers Zimmer genau über dem Unterrichtsraum lag. Die einzelnen Worte verstand er nicht, aber sie klangen wütend. Es war ungewöhnlich, dass Oliver angeschrien wurde – schließlich war er doch Mutters Liebling. Na ja, meistens jedenfalls. Sie nannte Gabe »mein kleiner Schatz«. So nannte sie seine Brüder nie.
    War das, weil seine Brüder schon fast erwachsen waren? Gabe blickte finster vor sich hin. Er sollte Mutter sagen, dass er nicht »mein kleiner Schatz« genannt werden wollte, außer … dass das nicht stimmte. Wenn sie das sagte, dann gab es danach immer Zitronentörtchen, sein Leibgericht.
    Eine Tür knallte. Das Geschrei verstummte. Er atmete aus, und der Knoten in seinem Magen löste sich. Vielleicht würde jetzt ja alles gut werden.
    Er starrte auf die Fibel, die vor ihm lag. Er sollte ein Gedicht auswendig lernen. Aber es war ein albernes Gedicht. Es ging um ein totes Rotkehlchen:
    Hier ruht Herr Rotkehl,
    steif und starr.
    Wie er dahin kam,
    legt dies Buch dar.
    Dann wurde von all den Vögeln berichtet, die sich um den toten Herrn Rotkehl kümmerten, darunter die Eule, die an seiner Bahre Wache hielt, und der Rabe, der ihn zu Grabe trug. In der Geschichte stand zwar, wie Herr Rotkehl starb – die Dohle erschoss ihn mit einer Pistole –, aber nicht, warum. Warum sollte eine Dohle ein Rotkehlchen erschießen? Das ergab keinen Sinn.
    Und vor allem kamen keine Pferde in der Geschichte vor. Er hatte schon vorgeblättert und sich die Bilder angesehen, deshalb wusste er das genau. Jede Menge Vögel und ein Fisch und eine Fliege und ein Käfer, aber keine Pferde. Er hätte lieber eine Geschichte über ein Pferd gelesen, das ein Rennen lief, aber über so etwas gab es natürlich keine
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