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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie
Autoren: Unbekannt
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ein niedriger
Glastisch, der mit Akten bedeckt war. An der Wand ein großer Schrank
aus dunklem Holz mit abgestoßenen Ecken. Vor dem Schrank lag eine
Matratze mit zerwühltem Bettzeug. Auf der anderen Seite gab es
einen Esstisch mit vier alten Stühlen. Auf dem Tisch standen
benutztes Geschirr und eine halbvolle Flasche Schnaps. Die schweren
Vorhänge waren zugezogen.
    «Drehen
Sie sich um, und stellen Sie sich an die Wand!», sagte Herrmann.
    Er
ging in die Hocke. Mit der linken Hand tastete er Marthalers
Fußgelenke ab, dann die Beine.
    Marthaler
hielt die Luft an. Er spürte, wie Herrmann unter sein Jackett fuhr
und über seinen Rücken strich.
    «Drehen
Sie sich um!»
    Herrmann
ließ seine Hand über Marthalers Brust und Bauch gleiten und griff
ihm kurz in den Schritt. Der Atem des ehemaligen Leiters beider
Mordkommissionen roch nach Alkohol.
    Irgendwas
stimmt nicht, dachte Marthaler, irgendwas ist hier seltsam.
    «Was
wollen Sie?», fragte er. «Wenn Sie glauben, dass ich Ihnen
irgendwelche Angebote machen kann, täuschen Sie sich.»
    «Halten
Sie Ihr Maul! Setzen Sie sich!» Herrmann zeigte mit dem Lauf seiner
Pistole auf einen der Sessel.
    Marthaler
folgte der Aufforderung.
    «Geben
Sie auf, Herrmann!», sagte er. «Wir beide haben nichts zu
besprechen. Ich brauche nicht mal ein Geständnis von Ihnen!»
    Herrmann
blieb vor ihm stehen. Er hatte den rechten Arm sinken lassen. Er
grinste. «Sie glauben nicht, wie lange ich auf diesen Moment
gewartet habe. Sie sind das größte Arschloch, das ich kenne,
Marthaler. Sie haben mein Leben zerstört.»
    Marthaler
schüttelte den Kopf. «Dafür haben Sie mich nicht gebraucht,
Herrmann. Das haben Sie ganz alleine geschafft. Sie sind ein
korrupter Bulle gewesen! Ich kann mir kaum etwas Mieseres vorstellen.
Und jetzt haben Sie auch noch einen Menschen getötet.»
    Herrmann
ging rückwärts zum Tisch, ohne Marthaler aus den Augen zu lassen.
Er angelte sich mit dem Fuß einen Stuhl und setzte sich. Dann legte
er die Pistole vor sich auf den Tisch. Jetzt erkannte Marthaler, dass
es eine Glock 19 war.
    «Bruno
Kürten? Er war ein Idiot. Er sollte für uns das Paradiesgärtlein aus
dem Städel holen. Er war derjenige, der das geschafft hätte. Er war
der Beste. Wir haben ihm ein gutes Angebot gemacht. Aber er wollte
nicht. Er hatte Angst, nochmal in den Knast zu müssen. Wir
mussten umdisponieren.»
    «Also
habt ihr diese beiden Motorradfahrer engagiert...»
    «Grauenhafte
Amateure, ja!»
    Marthaler
hob langsam die rechte Schulter. Er tat, als müsse er sich auf dem
Rücken kratzen. Mit einer vorsichtigen Bewegung zog er Reuters SIG
Sauer aus dem Hosenbund und ließ sie hinter sich auf die Sitzfläche
des Sessels gleiten.
    «Woher
wusste Bruno Kürten, dass bei dem Mord an Karin Rosenherz die beiden
Klee-Zeichnungen gestohlen worden waren?»
    Herrmann
nahm seine Brille ab und rieb sich die Nasenwurzel. «Er kannte
die Rosenherz. Er wusste, dass sie die beiden Zeichnungen hatte. Und
als Ortmann kurz nach dem
    Mord
zu ihm kam und fragte, ob er einen Abnehmer für die Bilder weiß,
musste der kleine Bruno bloß eins und eins zusammenzählen.»
    «Und
hat er einen Abnehmer gewusst?», fragte Marthaler.
    Herrmann
zog den Korken von der Schnapsflasche, hob sie an die Lippen, nahm
einen Schluck und stellte sie wieder auf den Tisch.
    «Klar.
Bruno Kürten war damals schon gut im Geschäft. Für Ortmann war es
erst der Anfang. Aber durch den Verkauf der beiden Klees ist er auf
den Geschmack gekommen.»
    «Und
Sie?», fragte Marthaler. «Wann sind Sie ins Spiel gekommen?»
    «Viel
später. Mitte der Siebziger. Sendler kam höchstpersönlich zu
mir, parkte einen Aktenwagen neben meinem Schreibtisch und wies mich
an, mir den Fall Rosenherz nochmal anzuschauen.»
    «Und
Sie haben gemerkt, welches Potenzial da für Sie drin steckt.»
    Herrmann
lächelte. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
Offensichtlich fühlte er sich geschmeichelt. «So könnte man es
ausdrücken», sagte er. «Ich war nicht dumm. Ich habe gesehen, wie
dünn Lichtenbergs Alibi war. Und wie viel Glück er hatte, dass man
Albanellis Aussage nicht weiterverfolgt hat.»
    «Sie
haben Lichtenberg aufgesucht und ihm gesagt, was Ihnen aufgefallen
war.»
    «Das
war nicht nötig», sagte Herrmann und nahm einen weiteren Schluck
aus der Flasche. «Wir hatten die Presse gebeten, das
Phantombild noch einmal zu veröffendichen. Also brachten alle
Blätter die Meldung, dass im Fall Rosenherz neu ermittelt wird. Kurz
darauf hat
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