Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
wir
ausgeschlafen haben, lade ich dich ins Lesecafe zum
Frühstück ein. Dann erzähle ich dir alles. Fahr schon mal vor. Ich
muss noch ins Präsidium.»
    Zwei
Stunden lang hatten ihn die Kollegen in der Nacht vernommen. Immer
und immer wieder waren sie die Ereignisse in der
Humperdinckstraße durchgegangen. Erst dann hatte man ihn gehen
lassen. Als er endlich nach Hause gekommen war, hatte Anna auf
dem Balkon gelegen und fest geschlafen. Er war ins Bad gegangen, um
eine Dusche zu nehmen. Dann hatte er drei Baldriandragees geschluckt
und sich ins Bett gelegt.
    Anna
war nicht mehr in der Wohnung. Auf dem Küchentisch lag ein
Zettel. «Bin schon vorgegangen. Treffen uns im Lesecafe.»
    Als
er eine halbe Stunde später dort ankam, sah er Carola hinter dem
Tresen stehen. Sie wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch
ab und kam, um ihn zu umarmen.
    «Wie
geht es dir, Robert?»
    Marthaler
zog die Stirn in Falten, ohne zu antworten.
    «Ich
war heute Morgen bei Tereza», sagte Carola. «Schaffst du es, sie
heute noch zu besuchen? Ich glaube, sie hat Sehnsucht nach dir.»
    «Ich
will gleich zu ihr. Ich muss nur rasch etwas essen. Mir ist
schlecht vor Hunger. Aber erzähl: Wie geht es ihr?»
    Carola
war seit einigen Jahren Terezas beste Freundin. Als Tereza nach
Frankfurt gekommen war, hatte sie selbst eine Zeitlang als Bedienung
im Lesecafe gearbeitet.
Hier hatten sich die beiden Frauen kennengelernt, und hier trafen sie
sich oft, um anschließend gemeinsam durch die Stadt zu schlendern,
einzukaufen oder ins Kino zu gehen.
    Carola
sah Marthaler prüfend an. «Sie macht sich Sorgen um dich. Sie sagt,
dass sie Angst um dich hat. Außerdem hat sie im Radio gehört, was
gestern passiert ist.»
    «Es
geht nicht um mich», sagte Marthaler. «Ich habe dich nach ihr
gefragt.»
    «Doch»,
erwiderte Carola. «Es geht um dich. Wenn du in Ordnung bist, wird es
ihr bald wieder bessergehen, Robert. Sie wird das verkraften. Du
weißt, dass fast ein Drittel aller
    Frauen
schon einmal eine Fehlgeburt hatte. Es geht ihnen schlecht, aber sie
werden damit fertig.»
    «Ja»,
sagte Marthaler. «Nur dass es bei uns keine Fehlgeburt war.»
    «Trotzdem.
Es wäre besser, wenn ihr es so sehen würdet. Ich glaube, dann kommt
ihr leichter darüber hinweg!»
    Marthaler
nickte. «Jedenfalls bin ich froh, wenn Tereza endlich wieder zu
Hause ist.»
    «Übrigens
hat eine junge Frau nach dir gefragt.»
    «Anna?
Ja. Wir waren verabredet. Hat sie eine Nachricht für mich
hinterlassen?»
    «Sie
will nochmal wiederkommen. Sie sagt, sie sei deine Cousine.»
    Marthaler
spürte das Misstrauen in Carolas Stimme. Er lachte. «Sie ist nicht
meine Cousine, aber ich kann dir das jetzt nicht erklären. Sie hat
ein paarmal bei uns auf dem Balkon übernachtet. Ich mag sie sehr
gerne, aber ich schlafe nicht mit ihr, und ich werde nicht mit ihr
schlafen. Und jetzt bring mir bitte ein großes Frühstück mit
allem.»
    Carola
nickte. «Übrigens ist sie gegangen, ohne zu zahlen.»
    «Ja,
das ist in Ordnung, ich übernehme das.»

    Marthaler
wollte sich gerade den letzten Bissen seines dritten Brötchens in
den Mund schieben, als ihm von hinten die Augen zugehalten
wurden.
    «Humphrey
Bogart?», fragte er.
    «Falsch!»
    «Bart
Simpson?»
    «Wieder
falsch!»
    «Pippi
Langstrumpf?»
    «Fast
richtig, nur nicht so dünn», sagte Anna und ließ sich auf den
freien Stuhl an seinem Tisch fallen.
    «Magst
du mein Croissant noch essen?», fragte Marthaler. «Ich glaube, ich
habe mir zu viel vorgenommen.»
    «Nee,
ich bin pappsatt. Entschuldige, dass ich dich vorhin nicht geweckt
habe. Aber du hast geschlafen wie ein Baby.»
    «Gut
so», sagte Marthaler. «Ich bin froh, verschlafen zu haben.»
    «Los
jetzt, erzähl! Was ist passiert gestern Abend? Keiner von den
Polizisten, die dort herumgeschwirrt sind, wollte mir sagen, was los
ist.»
    Von
einem auf den anderen Augenblick wurde Marthaler ernst. «Sie konnten
dir nichts sagen, weil sie es selbst nicht wussten. Ich war alleine
mit Herrmann in dem Haus. Ich habe ihn erschossen, obwohl er
unbewaffnet war.»
    Anna
zog die Stirn kraus. Marthaler hatte den Eindruck, dass sie auf
seltsame Weise unberührt blieb von dieser Information: «Okay»,
sagte sie. «Wie ist das passiert?»
    «Ich
habe Herrmann gesagt, dass es keinen Verhandlungsspielraum gibt.
Dass er seine Position nicht verbessert, wenn er gesteht. Ihn schien
das nicht zu interessieren. Er hat geredet. Er hat mir all das
erzählt, was wir ohnehin wussten oder uns gedacht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher