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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie
Autoren: Unbekannt
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heißt!» «Hans-Jürgen.»
    «Hans-Jürgen
Herrmann. Sein Name kommt in der Akte vor.»
    «Ja.
Grüter hatte mir erzählt, dass Herrmann derjenige gewesen ist,
der sich Mitte der siebziger Jahre als junger Polizist die Akte
Rosenherz nochmal vorgenommen hat. Verstehst du, Anna? Er hat Zugriff
auf alle Unterlagen gehabt.»
    «Und
du meinst, er hat Fausto Albinellis
zweite Aussage verschwinden lassen?»
    «Natürlich.
Und du kannst dir sicher sein, dass er das nicht ohne Gegenleistung
getan hat.»
    «Trotzdem
sehe ich noch keine Verbindung zum kleinen Bruno.»
    «Sie
kannten sich. 1994 sind aus der Kunsthalle Schirn drei wertvolle
Gemälde geraubt worden. Bruno Kürten war Antiquitätenhändler,
galt aber auch als guter Techniker. Er war an dem Raub beteiligt. Er
war dafür verantwortlich, die Alarmanlage lahmzulegen. Er ist
erwischt worden und ins Gefängnis gekommen. Aber er hat nicht
geplaudert. Es hieß damals, die Auftraggeber dieses Kunstraubs
stammten aus dem Milieu der Jugo-Mafia. Aber geschnappt hat man sie
nie. Und jetzt rate, wer die Ermittlungen geleitet hat?»
    «Eckenpinkler
Herrmann!» «Exakt!»
    «Heiliger
Bimbam», sagte Anna.
    «Schöner
hätte ich es nicht sagen können ... Bruno Kürten wusste, dass es
bei dem Mord an Karin Rosenherz auch um die Zeichnungen ging. Und er
wusste, dass der Raub des Paradiesgärtleins etwas
mit der alten Sache zu tun hatte.»
    Anna
schwieg eine Weile. «Und weil er das wusste, musste er sterben.»
    Marthaler
nickte. «Aber jetzt werden wir uns den Eckenpinkler holen!»
    «Aber
woher willst du wissen, wo er sich aufhält? Wenn er auf der Straße
lebt...»
    «Vergiss
es, Anna! Philipp Lichtenberg hat sein Elternhaus im Mummschen Park
vor vielen Jahren an Hubert Ortmann überschrieben. Es heißt, dort
sei vor einiger Zeit ein Berber eingezogen. Was den Bewohnern dieses
Viertels ungefähr so willkommen sein dürfte wie eine Notunterkunft
für afrikanische Bootsflüchtlinge.»
    Anna
überlegte. «Das heißt, wir fahren jetzt in das Haus, in dem meine
Großmutter vor neununddreißig Jahren am letzten Tag ihres Lebens
gefeiert hat.»
    «Ja»,
sagte Marthaler. «Und in dem sie ihrem Mörder begegnet ist.»

    Das
ruhige Wohnviertel zwischen Mörfelder Landstraße und Kennedy-Allee
war benannt nach dem riesigen historistischen Palais, das sich der
sogenannte Champagnerbaron Hermann Mumm von Schwarzenstein im Jahr
1902 hier auf einem großen Parkgelände hatte bauen lassen. Später
war das Haus von der deutschen Wehrmacht, dann von der
amerikanischen Militärverwaltung, der Oberpostdirektion und der
Organisation Gehlen genutzt worden. Und als sich Frankfurt 1949 darum
beworben hatte, Bundeshauptstadt zu werden, hatte man das Gebäude
als Sitz des Bundespräsidenten vorgesehen.
    Auf
der Rückseite des Anwesens war in den folgenden Jahren jene
weitabgewandte Siedlung entstanden, in der mit Vorliebe reiche
Frankfurter Kaufleute und die Vorstandsmitglieder der Banken und
Konzernzentralen ihre Häuser bauten.
    Marthaler
nahm an, dass sich der Wohlstand von Philipp Lichtensteins Eltern in
dieser Umgebung eher bescheiden ausgenommen hatte.
    Die
Humperdinckstraße war eine etwa fünfhundert Meter lange, schmale
Einbahnstraße. Marthaler durchfuhr sie im Schritttempo. Als sie das
Haus passierten, machte er eine Kopfbewegung. «Da ist es», sagte
er.
    Es
war ein zweistöckiges, weißverputztes Gebäude mit einem schmalen
Vorgarten, der zur Straße hin von einem dunklen Metallzaun begrenzt
wurde. Das Dach war mit großen Schieferplatten gedeckt. Die unteren
Fenster waren durch geschwungene schmiedeeiserne Gitter gesichert.
Auf der rechten Seite befand sich eine Doppelgarage.
    «Nobel,
aber ein bisschen heruntergekommen, findest du nicht?», sagte Anna.
    «Er
ist zu Hause», sagte Marthaler. «Hast du gesehen, im ersten Stock
brennt Licht.»
    Ein
paar Häuser weiter stieg ein Mann aus seinem Auto. Als sie an ihm
vorbeifuhren, drehte er sich um und schaute ihnen misstrauisch nach.
    «Hier
rufen sie wahrscheinlich schon die Polizei, wenn ein fremder Wagen
vorbeikommt», sagte Anna.
    Marthaler
bog nach rechts in die Richard-Strauss-Allee, die direkt am Damm der
S-Bahn entlangführte. Über die Mörfelder Landstraße schlug er
einen Bogen zurück zur Humperdinckstraße.
    Drei
Streifenwagen hielten am Straßenrand, dicht gefolgt von zwei
Zivilfahrzeugen der SoKo Süd.
    «Du
bleibst im Wagen», sagte Marthaler zu Anna. Dann stieg er aus und
wartete, bis die Kollegen sich um ihn versammelt
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