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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie
Autoren: Unbekannt
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Nachnamen?»
    Marthaler
stutzte. Dann lachte er. «Arbeit heißt er. An die Arbeit!»
    «Oh,
Mann», sagte Anna enttäuscht. «Du kanntest den Witz.»
    «Ja,
ich hatte einen Kollegen, der den Spruch bei jeder Gelegenheit
von sich gegeben hat. Allerdings war es ein Kollege, mit dem ich mich
nicht sonderlich gut verstanden habe.»
    Plötzlich
bildete sich eine Falte zwischen Marthalers Augenbrauen. Mit einem
Mal war er ins Grübeln gekommen.

    Auf
der Rückfahrt sprachen sie wenig. Beide waren erschöpft, und beide
hingen ihren Gedanken nach.
    «Meinst
du, es stimmt, was Lichtenberg dir erzählt hat?», fragte Anna
irgendwann.
    Marthaler
dachte lange nach. «Ja, ich glaube ihm. Ich glaube, dass er von
Ortmanns Machenschaften profitiert hat, dass ihm dieser Mensch aber
auch schon lange zuwider war. Als Ortmann vorhin das Haus verlassen
hat, wirkte Lichtenberg wie befreit. Und zugleich wie jemand,
der Angst vor der Freiheit hat. Die Leben dieser beiden Männer waren
seit jener Nacht vor neununddreißig Jahren heillos ineinander
verstrickt. Aber damit ist jetzt Schluss. Es wird einen Prozess
geben. Und glaub mir, sollte Ortmann wieder so gesund werden, dass er
dort eine Aussage machen kann, dann wird er versuchen, Lichtenberg im
Gerichtssaal zu zerfleischen.»
    «Ja»,
sagte Anna, «heillos ist wohl das richtige Wort.»
    Lange
sah sie schweigend aus dem Fenster. Marthaler warf ihr einen kurzen
Seitenblick zu. «Was ist mit dir?»
    «Ich
weiß nicht», sagte sie. «Geht es euch öfter so, dass ihr einen
Fall aufklärt und ihr hinterher trotzdem nicht richtig froh seid?»
    «Ja»,
antwortete Marthaler. «So geht es uns fast immer. Man ist
erleichtert, dass man die Tater geschnappt hat. Ob sie dann auch
verurteilt werden, ist immer noch eine andere Sache. Aber froh ist
man fast nie. Man ist erschöpft. Man fühlt sich plötzlich leer.
Und manchmal ist man auch traurig. Die Wahrheit, die man entdeckt
hat, ist selten angenehm. Oft ist es so, als habe man dem Teufel in
die Karten geschaut.»
    Sie
hatten die Stadtgrenze von Frankfurt bereits passiert, als sich Anna
mit der flachen Hand an die Stirn schlug. «Gütiger Mist», rief sie
aus, «das habe ich ja völlig vergessen.»
    «Was
hast du vergessen? Du verlangst nicht von mir, dass ich nochmal
umkehre, oder?»
    Anna
lachte. Sie kramte in ihrem Rucksack und zog ihr Handy hervor. «Nein.
Ich habe vergessen, dass ich ein Foto gemacht habe.»
    «Ein
Foto?»
    «Ja.
Als ich von deiner Wohnung aus mit dem Rad nach Offenbach gefahren
bin, um mit Katja Wilke zu sprechen, ist etwas Merkwürdiges
passiert. Vor deinem Haus stand ein Taxi. Es hat mich verfolgt.»
    «Anna,
bitte!»
    «Ich
weiß, es klingt verrückt. Aber ich schwöre dir, Robert, das Ganze
war echt seltsam. Es saß ein Typ auf der Rückbank, der alles
darangesetzt hat, dass ich ihn nicht sehe. Erst als wir am Mainufer
waren, konnte ich das Taxi abhängen. Aber vorher habe ich mit dem
Handy noch ein Foto von dem Fahrgast gemacht. Ich hatte es völlig
vergessen.»
    «Okay»,
sagte Marthaler, lenkte den Wagen an eine Bushaltestelle und
stellte den Motor ab. «Zeig her!»
    Anna
starrte auf das Display ihres Mobiltelefons. «Das gibt's nicht»,
sagte sie. «Das ist er.»
    «Das
ist wer? Jetzt lass mich schon schauen!»
    Anna
reichte ihm das Handy. Viel war nicht auf dem Foto zu erkennen. Man
sah den verpixelten Kopf eines Mannes, der auf der dunklen Rückbank
des Taxis saß. Offensichtlich hatte er zu spät versucht, sein
Gesicht vor der Kamera zu verbergen. Er hatte graues,
kurzgeschnittenes Haar und einen Dreitagebart. Er konnte
fünfzig, genauso gut aber auch sechzig Jahre alt sein. Am
deutlichsten sah man das dünne Metallgestell seiner Brille.
    «Das
ist derselbe Typ, der mir auf dem Friedhof aufgelauert hat. Als
ich den kleinen Bruno im Mausoleum gefunden habe.»
    Marthaler
antwortete nicht. Er konzentrierte sich auf das Foto. Auch ihm kamen
die Züge des Mannes bekannt vor. Er merkte, wie es in seinem Kopf zu
ticken begann. Dann war es wie beim Tetris-Spiel, wenn
sich mit einem Mal alle herunterfallenden Steine zu einer
geschlossenen Fläche fügen.
    «Anna,
ich glaube, ich hab's!», rief er aus.
    «Was
hast du?»
    Hinter
ihnen wurde gehupt. Der Linienbus wollte an seine Haltestelle.
    Marthaler
startete den Wagen und fuhr los. «Ich glaube, ich weiß, wer der
Mann ist.»
    Anna
wartete, aber Marthaler machte keine Anstalten, weiterzusprechen.
    «Magst
du es mir vielleicht mitteilen?», fragte Anna.
    «Nein,
später ...
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