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Rosenherz-berbKopie

Titel: Rosenherz-berbKopie
Autoren: Unbekannt
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Sie startete den Motor und fuhr
los. Sie verließ den Parkplatz, bog nach links, machte aber sofort
einen U-Turn und blieb mit laufendem Motor quer auf der Fahrbahn
stehen.
    Keine
halbe Minute später sah sie die Front des Cayenne hinter den Bäumen
hervorschießen und auf sich zukommen. Ortmann bremste und riss das
Steuer nach rechts. Er fuhr die kleine Straße hinab, auf der Anna
eben noch die Geschichte vom bösen Riesen und dem Teufel gehört
hatte.
    Wer
weiß, dachte sie jetzt, vielleicht war es gar nicht der Teufel, der
die Felsen auf die Fahrbahn geworfen hat, vielleicht war es der
liebe Gott.
    Sie
setzte dem Cayenne nach, der keine hundert Meter weiter eine scharfe
Linkskurve nahm und plötzlich abbremste.
    Anna
kam ebenfalls zum Stehen. Vor ihnen lag das dunkle Portal des
Tunnels. Es sah aus, als habe der Berg sein schwarzes Maul
geöffnet.
    Ortmann
schien einen Moment zu zögern, dann schaltete er die Scheinwerfer
ein, ließ den Motor aufheulen und fuhr mit quietschenden Reifen los.
    Das
war es, was Anna gehofft hatte. Dass sie ihn vor sich hertreiben
konnte. Dass er ihr die Überlegenheit seines Wagens zeigen
würde, indem er ihr mit hoher Geschwindigkeit davonfuhr. Dass er
mitsamt seinem blöden, schönen Cayenne an den schönen, dicken
Felsbrocken zerschellen würde.
    Als
sie den Eingang des Tunnels erreicht hatten, zeigte Annas Tacho fast
hundert Stundenkilometer. Ortmann beschleunigte weiter.
    Und
Anna tat es ihm gleich. Sie versuchte, so dicht wie möglich hinter
ihm zu bleiben. Die von schwachen Lampen beleuchteten Wände flogen
an ihr vorbei. Der Lärm der Motoren, der von der engen Steinröhre
reflektiert wurde, dröhnte in ihren Ohren.
    Keine
Minute später sah sie den hellen, rasch größer werdenden
Lichtkreis. Sie hatten den Ausgang des Tunnels fast erreicht. Sie
drosselte die Geschwindigkeit. Sie hoffte, dass Ortmann ihr Manöver
nicht bemerkte.
    Aber
der Cayenne kam mit einer Vollbremsung zum Stehen. Im letzten
Moment hatte Ortmann das Hindernis erkannt. Die Motorhaube
seines Wagens trennte nur ein Meter von den riesigen Felsbrocken, die
den Radweg am Tunnelende versperrten.
    Anna
schlug auf das Lenkrad. Sie fluchte. Ihr Plan war misslungen.
    Sie
hatte Ortmann in eine Falle locken wollen; jetzt saß sie selbst in
der Falle. Als sie den Rückwärtsgang einlegte, sah sie, wie sich
das Panoramadach des Cayenne öffnete. Zuerst erschien Ortmanns Kopf,
dann sein Oberkörper.
    Er
hob den rechten Arm.
    Er
hatte eine Pistole in der Hand und zielte direkt auf ihren Kopf.
    Anna
duckte sich. Gleichzeitig trat sie aufs Gas.
    Sie
konnte nicht gut rückwärts fahren. Sie hatte es in der Fahrschule
nicht gut gekonnt und hatte es bis heute nicht gelernt. Aber der
Tunnel war zu eng, um den Mazda zu wenden. Sie hatte keine andere
Chance.
    Der
erste Schuss pfiff über das Dach hinweg.
    Anna
schaute in den Seitenspiegel und versuchte, den Wagen in der
Spur zu halten. Das Blut klopfte in ihren Schläfen, und ihre Hände
zitterten so stark, dass sie Mühe hatte, das Steuer zu halten.
    Der
zweite Schuss war ein Treffer. Sie hörte, wie er irgendwo in
die Motorhaube einschlug.
    Endlich
fiel ihr ein, dass sie die Scheinwerfer ausschalten musste. Jetzt sah
sie Ortmann als Silhouette vor der hellen Tunnelöffnung in seinem
Wagen stehen. Wieder hob er den Arm und zielte.
    Sein
Schuss verfehlte den Mazda. Anna sah aus dem Augenwinkel, wie
das Projektil an der Wand des Tunnels Funken schlug.
    Endlich
hatte sie es geschafft. Sie hatte die Reichweite von Ortmanns Waffe
verlassen.
    Sie
fuhr weiter. Sie rechnete damit, dass er ihr umgehend folgen würde,
aber der Cayenne wurde kleiner. Bald konnte Anna ihn nicht mehr
sehen.
    Drei
Minuten später hatte sie den Eingang des Tunnels wieder erreicht.
Sie fuhr ins Freie. Kurz hinter dem Tunnelportal stellte sie den
Mazda quer auf den schmalen Asphaltstreifen, der rechts und
links von einer steilen Böschung begrenzt wurde.
    Wenn
Ortmann zurückkam, würde er den Cayenne hier stehen lassen müssen.
    Anna
stellte den Motor ab und stieg aus. Sie ging um das Auto herum,
öffnete den Kofferraum und nahm den Wagenheber heraus.
    Sie
lauschte in das Innere des Tunnels. Es war nichts zu hören.
    Sie
schaute sich um, bis sie eine Stelle gefunden hatte, an der die
Böschung weniger steil war. Den Wagenheber in beiden Händen machte
sie sich an den Aufstieg. Einmal rutschte sie aus. Das Werkzeug
entglitt ihr. Auf allen vieren krabbelte sie ein paar Meter zurück,
bis sie es wieder zu fassen
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