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Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)
Autoren: Luc Bahl
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Krieg in der Hohlwelt
     
    von Luc Bahl
     
    Er hetzte keuchend durch das Unterholz. Die Sengulian-Lianen blieben mit ihren feinen Widerhaken an ihm hängen, zerrissen, zogen sich blitzartig zusammen und schlugen in ihrem Todeskampf wie Peitschenhiebe auf ihn ein. Sie zerrten immer wieder ganze Fetzen aus seinem Fell, und er reckte den Kopf so hoch wie möglich, um sein Gesicht, die empfindliche Nase und die großen Augen vor den Lianenschlägen zu schützen.
    Ein Fehler. Denn deshalb hörte er das Surren nicht. Erst als sich die Schlinge um seinen Hals legte und ruckartig zusammenzog, begriff er voller Panik, was geschehen war …
     
    Er taumelte. Von einem Moment zum nächsten blieb ihm die Luft weg. Instinktiv bohrten sich seine Krallen in das dünne Seil, das sich unerbittlich um seinen Hals geschnürt hatte. Vergeblich versuchte er, seine Krallen noch zwischen Hals und Schlinge zu schieben. Je mehr er an der würgenden Schnur zog, desto enger wurde sie. Die Führungsleine, die aus der Wurfangel herausgeschnellt worden war, war straff gespannt. An ihrem Ende hing die tödliche Schlinge, die sich um seinen Hals gewunden hatte. Der Jäger – zweifellos einer seiner Kameraden – wollte ihn unter keinen Umständen entkommen lassen. Ihm wurde schwarz vor Augen. Verzweifelt versuchte er, wenigstens noch einen winzigen Luftrest in seine flatternden Lungen zu saugen. Vergeblich. Mit einer seltsamen Klarheit war ihm bewusst, dass zuerst sein Gehirn versagen, bevor auch der Rest seines Körpers aufgeben würde.
    Zu oft hatte er selbst schon den Todeskampf seiner Gegner beobachtet, die er mit der Jagdschlinge eingefangen hatte, um sich Illusionen über sein eigenes Schicksal zu machen. Trotzdem gab er einfach nicht auf. Aber auch das war völlig normal …
     
    *
     
    Jede Normalität schien an Bord der GRALASH außer Kraft gesetzt. Selbst der Begriff, sich an Bord eines Raumschiffes zu befinden, bedurfte bereits einer Veränderung des herkömmlichen Denkens. Nein, die GRALASH war kein Raumschiff in dem Sinne, wie sie es kannte. Es handelte sich viel mehr um eine fliegende Stadt – und Dana Frost war in diesem monströsen, unüberschaubaren Gebilde gefangen, versklavt von den Morax, am unteren Ende einer Hierarchie, die nur Fressen oder Gefressenwerden kannte.
    »Wir sind sprichwörtlich am Ende einer Nahrungskette angelangt«, seufzte Dana Frost, und zerquetschte abwesend eine kleine Spinne, die über ihren Handrücken krabbelte.
    Bran Larson nickte bejahend und verzog das Gesicht zu einem schiefen Grinsen.
    Dana starrte den einst wohlbetuchten Kaufmann des DIT-Konsortiums fragend an. »Du gibst mir recht und gleichzeitig lachst du darüber?«
    »Für das unterste Ende der Nahrungskette hast du dich in erstaunlich kurzer Zeit aus der Masse der Sklaven hochgearbeitet«, sagte Bran. »Was auch gut ist. Ansonsten würde es uns Dank Xygor’ans Verschwinden nicht so gut gehen. Bei richtigem Ärger wäre ich dir kaum eine große Hilfe.« Die Strahlung, die an Bord des Morax-Schiffes herrschte, setzte ihm immer mehr zu.
    »Xygor’an. Wo mag er sein? Ich muss gestehen, mich beunruhigt diese Tatsache mehr, als ich mir selbst erklären kann …«
    »Der Instinkt einer Kriegerin.« Bran lachte. »Beim Star Corps impft man euch so lange mit Misstrauen, bis es euch in Fleisch und Blut übergegangen ist.«
    Dana nickte. »Es gibt ein anderes Wort dafür«, sagte sie, »Überlebenstraining …«
    »Und das hilft dir auch hier an Bord der GRALASH, weshalb ich mir erlaube, so gut es möglich ist, in deiner Nähe zu bleiben. Du erkämpfst dir eine zunehmend bessere Position! Ich helfe dir dabei, so gut ich kann, aber …«
    »Ohne dich wäre es mir hier übel ergangen, als ich an Bord gekommen bin. Keine Sorge, ich lasse dich nicht im Stich.«
    In den Sklavenquartieren an Bord der GRALASH herrschten die J’ebeem. Diese sahen Menschen zwar ausgesprochen ähnlich, waren ihnen allerdings körperlich deutlich überlegen. Das Erste, was Dana passiert war, war, dass sie zusammengeschlagen und ihrer gesamten Habe – die Kleidung eingeschlossen – beraubt worden war. Bran verdankte sie es, dass sie überhaupt noch lebte.
    »Es ist nicht ungefährlich, sich aus der Masse hinauszuarbeiten«, sagte Dana nachdenklich. Sie umklammerte ihre beiden wertvollsten Besitztümer. Den kleinen Translator, der es ihr ermöglichte, sich in dem Völkergemisch an Bord verständlich zu machen, und die platt gedrückte Bleikugel, die seit ihrer ersten
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