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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter
Autoren: Friederike Schmöe
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nicht ausgeben, selbst wenn der DAX implodiert und die Welt zusammenbricht.
Aber dann ist ohnehin alles egal.«
    »Sie denken, jemand
wollte ihr Geld?«
    »Einbruch ist schließlich
nichts Ungewöhnliches, oder?«, fragte Emma Theiss angriffslustig.
    »Ich nehme an,
dass Ihre Freundin die Kröten nicht zu Hause aufbewahrt.«
    »Als Karl noch
lebte, hatten sie einen Safe. Aber das habe ich ihr ausgeredet. Der Safe ist zwar
noch immer da, in die Wand eingebaut, aber ihr Geld ist auf der Bank.«
    »Da sind Sie sicher?«
    »Total.«
    Katinka kaute auf
ihrer Unterlippe. »Denken Sie nicht, dass ein Räuber damit rechnet – heutzutage?«
    »Sie meinen, dass
kein Bargeld im Haus ist? Kann sein, aber Menschen besitzen andere wertvolle Dinge.
Bilder, Schmuck …«
    »Frau Roose auch?«
    »Bilder nein, Schmuck
ja.«
    »Im Safe?«
    »Im Safe.«
    »Erzählen Sie mir
Ihre Version«, bat Katinka.
    »Wir treffen uns
gern auf einen Cappuccino. Morgens rufen wir einander an. Fragen, ob bei der anderen
alles in Ordnung ist. Wenn wir nichts weiter vorhaben, verabreden wir uns in einem
Café. In Bamberg hat man ja die freie Auswahl. Mein Lebtag komme ich mit all den
Cafés nicht mehr rum. Diesmal wollten wir ins Luitpold. Um zehn. Man kann dort gut
frühstücken. Ich sitze da und warte. Trinke meinen ersten Cappuccino. Rufe Linda
an. Niemand geht ans Telefon. Ich denke, sie ist auf dem Weg. Rufe ihr Handy an.
Sie nimmt nicht ab. Ich denke mir nichts. Linda kommt mit dem Handy nicht klar.
Außerdem hört sie es oft nicht, wenn sie es in der Handtasche herumträgt. Ich warte.
Es ist Viertel vor elf. Ich zahle und mache mich auf den Weg. Über die Kreuzung
und die Hainstraße entlang. Hier müsste sie mir entgegenkommen, aber …«
    »Sie fühlten instinktiv,
dass Frau Roose nicht kommen würde?«, fragte Katinka, als Emma Theiss nicht mehr
weitersprach.
    »Ja. Eigenartig,
nicht? So eine Sicherheit. Ganz plötzlich. Intuition. Oder was sonst? Ich komme
zum Haus, schließe auf, da liegt sie stöhnend am Fuß der Treppe. Nicht ganz bei
sich. Die Hand steht irgendwie komisch vom Arm weg. Ich rufe den Notarzt.«
    »Moment, sie lag
am Fuß der Treppe?«
    »Sage ich doch.«
    »Sie ist die ganze
Treppe runtergestürzt? Aus dem oberen Stockwerk?«
    »Und hat sich nichts
weiter getan, als sich das Handgelenk zu brechen. Allerdings so kompliziert, dass
es operiert werden musste.«
    »Na, bravo.«
    »Die Polizei kam.
Aber groß was gemacht haben die nicht. Keine Einbruchspuren, angeblich.« Emma Theiss
trank ihren Cappuccino aus. »Das ist heute schon mein vierter!« Sie lachte und dabei
baumelten ihre Ohrhänger wie wild. »Sagen Sie – haben Sie vielleicht eine Stunde
übrig?«
    »Ich ahne es!«
Katinka griff nach ihrem Geldbeutel. »Ich komme mit.«
     
     
    6
     
    »Es ist nämlich so: In der Gegend
wurde eingebrochen. Ist nicht lang her, einen knappen Monat«, redete Emma Theiss
drauflos, als sie die Hainstraße entlangliefen. Die alte Dame hatte einen richtigen
Stechschritt drauf.
    »Ach, ja?«
    »Wo genau, weiß
ich nicht. Aber man hört einiges. Ich wohne in der Mittelstraße, da geht es eher
zünftig zu. Nicht so viel Vornehmheit.«
    »Hat Ihre Freundin
Ihnen anvertraut, dass sie Angst hat? Vor Einbrechern, meine ich?« Katinka stellte
sich vor, wie die zart gebaute Linda Roose einem vermummten, gewaltbereiten Zwei-Meter-Brecher
gegenübertrat.
    »Linda lässt sich
so leicht nicht die Butter vom Brot nehmen.« Emma Theiss zuckte die Schultern. »Sie
hat keine Lust, sich im Alter ins Bockshorn jagen zu lassen. Ich übrigens auch nicht.
So, da wären wir.«
    Sie stieß das Gartentor
auf.
    »Wow, prächtig!«
Katinka blieb stehen. »Sie sagen mir aber jetzt nicht, dass Frau Roose den Garten
alleine in Schuss hält.«
    Die Hecke spross
in einem prickelnden Frühlingsgrün, an allen Ecken und Enden regten sich Blätter
und Blüten.
    »Traumhaft, nicht?
Linda hat einen Gärtner für zehn Stunden die Woche. Der kommt kaum zurande.« Emma
Theiss legte Katinka die Hand auf die Schulter: »Wenn Sie das schwammdurchsetzte
Gemäuer in der Concordiastraße kaufen, denken Sie dran: Einen Garten haben Sie dort
nicht.«
    »Mir reicht ein
Basilikumtopf auf der Fensterbank. Sie haben einen Schlüssel zum Haus?«
    »Wir haben beide
die Schlüssel der anderen. Falls mal was ist. In unserem Alter muss man mit allem
rechnen.« Emma Theiss schloss auf.
    Katinka rechnete
nicht damit, irgendetwas Aufschlussreiches zu finden. Die Polizei war immerhin hier
gewesen
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