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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter
Autoren: Friederike Schmöe
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gleich an Korin. Brutal genug, vernarrt genug in Rosen, um auf
diese Weise zuzuschlagen. Natürlich nicht selbst. Für grobe Gemeinheiten hat er
Leute.«
    Kohlschwab schien
etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders.
    »Im Übrigen ist auch Yildirim ein Rosennarr. Sinan’s Sunshine sollte ihn unsterblich
machen. Er landete aber nicht auf Ihrer Liste. Inzwischen ist er tot.« Obwohl es
in der Wirtsstube unnatürlich warm war, lief Katinka mit einem Mal Gänsehaut über
die Arme. »Yildirim war ein weiterer Konkurrent Korins auf dem Rosenmarkt, der hinter
dem Einbruch und dem Diebstahl der Hagebutten hätte stehen können. Korin rechnete
nicht damit, dass zwei junge Leute mit zu vielen Schulden lediglich an sein Geld
wollten. Er ging von vornherein davon aus, dass es der Einbrecher auf die Zuchtpapiere
und die Hagebutten abgesehen hatte!«
    Hardo nickte. »Tatsächlich hätte Yildirim bei seinem Lebenswandel ausreichend
Leute zur Verfügung, die zu einem Bruch imstande gewesen wären und einen Safe in
seinem Auftrag aus der Wand hätten stemmen können.«
    »Ich kenne diesen Yildirim überhaupt nicht.« Cristina Sandros blickte gelangweilt
in der Gaststube umher.
    »Das glaube ich Ihnen sogar«, hielt Katinka dagegen. »Aber Sie kennen Bauer.
Über Ihren Mann. Zu Zeiten, als dieser noch mit Rosen was am Hut hatte, müssen die
beiden miteinander in Kontakt gestanden haben. Stimmt’s?«
    »Also …«
    »Sie wollten Ihrem Noch-Ehemann eins auswischen, ihn bei den Ermittlungsbehörden
in Verbindung mit einem Verbrecher wie Korin bringen, der mit Sicherheit die Gesetze
fantasievoll gehandhabt hat, wenngleich Sie hier andere Thesen aufstellen. Aber
die Welt ist nicht schwarz-weiß, sondern ziemlich bunt. Sie sind stinkwütend auf
Ihren Mann, weil er Sie etliche Male betrogen hat und weil Sie keine Zuversicht
haben, dass sich das in absehbarer Zeit ändert. Also tut ein bisschen Rache gut.
Sie setzen seinen Namen mit auf die Liste. Korin, Schneider. Und als Dritten einen
ganz anderen, damit Ihre Absicht nicht gleich ins Auge fällt. Ist es nicht so, Frau
Sandros?«
    Cristina Sandros’ Hände zitterten. Sie verbarg es schlecht. Kohlschwab warf
Hardo einen Blick zu, aber der hielt die Augen direkt auf Cristina Sandros gerichtet.
    »Mit dem abgeschnittenen Finger habe ich nichts zu tun«, schnappte sie.
    »Nein. Aber dass
der gute Mann auch noch mit der Polizei Stress kriegt, das haben Sie nicht mitbedacht.
Oder doch?« Katinka reckte ihr Kinn vor und zurück. Der Lärm in ihren Ohren erstarb.
    Die Galeristin
zuckte die Achseln.
    »Schade um das Essen«, sagte Katinka. Sie stand auf und ging hinaus. Ihr
war schlecht. Richtig schlecht. Das Bier hatte ihr nicht gut getan. Alkohol und
Schmerzmittel vertrugen sich eben nicht. Und dann diese Geschichte. Kohlschwab mit
geifernden Lefzen, die Sandros, die die Kaltschnäuzigkeit ihres Mannes vordergründig
verurteilte, aber selbst keinen Deut besser war.
    Es nieselte immer noch. Katinka sah hoch in den grauen Himmel. Die feinen
Tröpfchen benetzten ihr heißes Gesicht. Die Empörung verflog.
    Sie hatten immerhin etwas erreicht. Morgen eröffnete die Landesgartenschau.
Es würde kein Blutbad geben, keine Katastrophen, alle würden eine tolle Zeit haben.
Selbst diejenigen unter der Bevölkerung, die üblicherweise ein wenig länger auf
der Leitung standen als andere, hatten inzwischen gemerkt, dass es nie um die Gartenausstellung
gegangen war. Katinka fiel ein, dass sie verpasst hatte, sich eine Dauerkarte zum
Vorzugspreis zu sichern. Egal.
    Langsam ging sie zur Itz. Auf der kleinen Brücke am Parkplatz blieb sie stehen
und sah in das grüne Dickicht.
    »Katinka?«
    Sie wandte sich
um. Hardo kam in ihre Richtung. Die Schultern im Regen hochgezogen, rannte er fast.
»Scheißwetter«, rief er grinsend.
    Katinka ging auf
ihn zu. Seine Arme waren warm, sein Geruch rief wie immer das Geschrei von Möwen
und das Platschen von Wellen an einem langen Strand in ihrer Fantasie hervor.
    »Hör mal«, brummte
Hardo. »Solltest du mit dem Haus in der Concordiastraße noch nicht klar sehen –
schauen wir es uns gemeinsam an?«
    »Ach! Möchtest
du mit mir einziehen?«
    »Warum nicht? Sofern
mir nicht die Asseln nachts über die Bettdecke spazieren …«
    Katinka ließ ihre
Gedanken schweifen. Vielleicht war die Idee mit dem Haus doch keine schlechte Sache.
Sie hatte ihre Pläne zwar so gut wie begraben, aber zwei Wohnungen nebeneinander,
für sie und Hardo … einen besseren Traum
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