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Rosenfolter

Rosenfolter

Titel: Rosenfolter
Autoren: Friederike Schmöe
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umhüllte sie. Sie presste sich an die Wand. »Ich bin bewaffnet«,
schrie sie.
    »Ach nee«, kam
es höhnisch.
    Der Mann fühlte
sich verdammt sicher.
    Katinkas Hoffnung
richtete sich auf die letzte Tür. Eine Metalltür, die zum Heizungskeller führte.
Hier steckte der Schlüssel. Sie musste ihn herumdrehen, mit der linken Hand, während
die rechte die Waffe hielt. Der Schlüssel klemmte zunächst, ließ sich dann aber
bewegen. Im Schloss knackte es.
    Katinka riss die
Tür auf, zerrte am Schlüssel, um ihn aus dem Schloss zu ziehen, aber irgendwas blockierte,
sie orgelte, während sie spürte, wie der Angreifer durch den Keller auf sie zukam.
Endlich! Sie hielt den Schlüsselbund in der Hand, schlüpfte durch die Tür in den
Heizungskeller. Die Luft war trocken und heiß, ein leises Summen lag in dem Raum.
    Katinka wollte
die Tür mit dem Fuß zustoßen. Doch jemand trat dazwischen. Sie zielte. Da flammte
Licht auf, eine Hand packte zu und verdrehte ihren Arm.
    Vor Schmerz knickten
ihr die Knie weg. Sie sank auf den Betonboden, ihr Kopf knallte gegen die Türkante.
Sie schrie auf, die Pistole rutschte aus ihrer gefühllosen Hand. Sie sah das Blitzen
der Klinge aus den Augenwinkeln. Das Messer in der Hand des Mannes sauste hernieder.
In ihrer Verzweiflung trat Katinka gegen die Kniescheibe des Mannes. Er strauchelte
und das Messer raste Zentimeter neben Katinkas Arm herab. Sie riss sich los. Ihre
Schulter glühte vor Schmerz. Sie wirbelte um ihre eigene Achse und sprang auf. Das
Licht ging aus.
    Von oben aus der
Diele hörte sie einen Schrei, dann vernahm sie Schritte, presste ihren Rücken gegen
ein heißes Rohr, bereit, sich zu verteidigen. Es gab keine Fluchtmöglichkeit.
    Ein Schuss löste
sich, wahrscheinlich sogar aus ihrer Waffe, die Kugel schlug über ihr in die Wand,
prallte ab, sie hörte den Querschläger gegen irgendetwas Metallisches rasen.
    Im Keller flammte
Licht auf und fiel durch die halboffene Tür. Sie sah den Umriss eines massigen Mannes,
der ihre Beretta in der Hand hielt und für einen überraschten Moment ins Licht starrte.
Katinka stieß sich von der Wand ab, zog ihr rechtes Bein an und rammte ihren Fuß
dem Mann in den Bauch. Die Beretta fiel scheppernd auf den Boden. Katinka warf sich
darauf, ihre linke Hand griff nach der Pistole und riss sie hoch. Stimmen überschlugen
sich plötzlich. Sie richtete sich auf, der Schmerz in ihrer Schulter explodierte,
und dann brüllte jemand:
    »Waffe weg. Wir
haben ihn.«
    Katinka glitt zurück
auf den Boden, ihr Kopf schlug hart auf dem Beton auf. Jemand beugte sich über sie,
nahm ihr die Waffe ab und sicherte sie. Sie hörte das Klicken, bevor sie wegdämmerte.
     
    »Katinka?«
    »Hm?«
    »Ich renke jetzt
deine Schulter ein.«
    Hardo!
    Bevor sie antworten
konnte, schnitt ihr der Schmerz erneut durch den ganzen Körper. Sie schrie wie nie
in ihrem Leben. Ihre Stimme kam irgendwo tief aus ihrem Bauch, nicht aus ihrem Hals.
    »Ist okay.« Sie
spürte Hardos Hand auf ihrem Haar. »Ist okay.«
    »Der Typ?«
    »Unschädlich gemacht.«
    »Die Canavars?
Und Dante?«
    »Die sitzen gemütlich
am Kamin und trinken Tee.« Hardo half ihr auf die Beine. »Der Notarzt ist da. Du
kriegst eine Schmerzspritze. Dann fahren wir dich ins Klinikum.«
    »Na, super.«
    »Nur zur Untersuchung.
Nebenbei, falls es dich interessiert, vor ein paar Minuten hat der Botaniker angerufen:
Hagebutten und Rosenkissen gehören zusammen. Aber die langstielige ist eine andere
Sorte.«

25.4.2012 – Mittwoch
     
    50
     
    »Freudeneck?«, fragte Katinka ungläubig.
Der Arm in der Schlinge nervte, aber ansonsten kam sie mit dem Leben im Moment ziemlich
gut klar. Unabhängig von sinnvollen Beschäftigungen, Jobs, Immobilienplänen und
anderen Dingen bedeutete das Leben aus sich selbst heraus etwas. Nicht nur etwas.
Alles, eigentlich, dachte Katinka. Allerdings kommt man erst drauf, wenn man beinahe
drauf geht. Ist das jetzt ein Wortspiel? Sie würde Dante bei Gelegenheit fragen.
    »Ein kleiner Ort
an der Itz.« Er brauste über die B 4. »Kohlschwab lädt uns ein.«
    Katinka sah in
das dichte, frische Grün. Es nieselte leicht, die Sonne hatte sich den ganzen Tag
nicht aus den Wolken gewagt. Graue Dunstfetzen krochen aus dem Fluss und glitten
über die Straße. Seit dem Zweikampf in Hayats Keller waren die Schweißausbrüche
vorbei. Alles nur psychisch. »Arbeitsgespräch?«
    »Vermutlich will
er uns am Nachspiel teilhaben lassen.« Hardo bog nach Rattelsdorf ab.
    »Ich habe mit Linda
Roose
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